Die Welt ist vernetzt. Flächendeckend. Überall sind Kameras installiert, die über eine der besten Gesichtserkennungen verfügen, die du dir vorstellen kannst. Niemand kann sich dem System entziehen, niemand kommt irgendwo ungestraft davon. Du wirst gefunden, mit Sicherheit. Und wenn die dich nicht finden, dann bin ich es. Wer ich bin? Mein Name ist Aiden Pearce und ich weiß alles über dich. Willkommen, in der paranoiden Welt von Watch Dogs.
Elf Monate ist es jetzt her, seit dem ich sie nicht mehr gesehen habe. Von einem Moment in den anderen haben sie mir meine Liebsten genommen. Der Schmerz sitzt noch immer tief, so tief, dass ich jede Nacht den selben verschissenen Albtraum habe. Jeder Tag beginnt schweißgebadet in meinem Bett. Mein Smartphone fängt an zu vibrieren, so stark, dass man sich davor erschreckt. Badboy17 ist am anderen Ende der Leitung. Wer das ist? Das tut nichts zur Sache. Ich bekomme nur regelmäßig Aufträge und Auskünfte über die, mit denen ich abrechnen will. „Hast du schon was Neues über die Zugangsdaten des zentralen Serverraum der Stadt?“ Badboy17 riet mir mit seiner verzerrten Stimme, sich selbst ein Auge zu holen, vor Ort. Die Jagd beginnt. Ich laufe aus meinem Apartment raus auf die Menschendurchflutete Straße. An beinah jedem Haus hängt eine Kamera. Immer Up to Date, kontinuierlich und Datenfressend beobachten sie jeden noch so kleinen Popel, der ihre Wege kreuzt. Mich lässt das kalt, denn mich werden sie nicht sehen können, denn ich bin immer einen Schritt voraus. ctOS für‘n Arsch!
Ich begebe mich zum nächst bestem Auto. Ein kurzer Fingerwisch über mein Smartphone und die Karre ist offen. Mit Vollgas fahre ich an all den naiven Gestalten vorbei, die das System ja so sehr schätzen, dass ich von jedem einzelnen sogar die Blutgruppe weiß oder was er gestern zum Frühstück gegessen hat. Bobby Lomas – Ist wegen masturbieren vorbestraft. Wie viel von dieser kranken Welt muss ich noch ertragen? Der Verkehr erstickt mich. Das dauert mir alles zu lange. Gut, dass ich auch das örtliche Ampel-und Verkehrssystem hacken kann. Ein Streif über mein Smartphone genügt und die Ampeln springen von rot auf grün. Ich schaue in den Rückspiegel und sehe nur noch qualmende Autos. War ich das etwa?
Nur noch 120 Meter bis zu meinem Ziel. Aus den Lautsprechern des Autos stammelt die Nachrichtensprecherin irgendwas von hohe Verbrechensrate und Bandenkriege. Das kann doch nicht sein? Hier, wo alles und jeder überwacht wird. Ich sehe das Gebäude. Davor alles versperrt. Wie komme ich da nur rein? Ich überlege nicht lang und hacke mich mit meiner Profilersoftware in die erstbeste Kamera rein, die über dem Eingangstor hängt. Da sehe ich sie auch schon, die Wachleute, die schwerbewaffnet auf alles schießen werden, was kreucht und fleucht. Mir ist etwas mulmig bei der Sache, aber das ist jetzt alles egal. Durch die Kameras sehe ich einen Sicherungskasten, den ich jetzt kurzerhand lahm lege. Ich betätige mein Smartphone, just in diesem Moment läuft ein Wachmann an dem Sicherungskasten vorbei. Ein Knall erhellt die Stille. Es blitzt und funkt. Er erschreckt sich so dermaßen, dass ich jetzt spielendleicht an die Zugangsdaten für den Serverraum ran komme. Ein kurzer Hack ins sein Smartphone verrät mir alles, was ich wissen muss. Verdammt, war das einfach!
Jetzt brauche ich nur noch ein paar Codes knacken und dann habe ich alles, was ich benötige, um diesen Schweinen das Leben zur Hölle zu machen. Jetzt kontrolliere ich die ganze Stadt. Jetzt ist Chicago meine ultimative Waffe.
Das hat uns gefallen
Watch Dogs ist etwas Einzigartiges. In puncto Spielmechanik macht der Titel keinem was vor. Die Steuerung ging bei unserem Test stets locker und flüssig von der Hand. Das Kernfeature von Watch Dogs ist wohl aber das Hacken. Wie einfach es doch ist, einen wildfremden Passanten seine Kontodaten zu stehlen und das nur weil er sein Smartphone benutzt. Oder bei einer wilden Verfolgungsjagd die Ampeln zu hacken und anschließend seine Gegner in einem Verkehrsunfall hinter sich zu lassen. Ihr könnt natürlich auch einfach auf einen Zug springen und ihn problemlos via der Profiler-App durch sie ganze Stadt kontrollieren. Das hat wirklich sehr viel Spaß gemacht. Ubisoft hat ein lebendiges Chicago erschaffen, keine tote Welt, in der nichts passiert. Ganz im Stil von GTA, könnt ihr euch hier frei bewegen und stets Nebenmissionen absolvieren oder mit Freunden ein kleines Multiplayerspielchen abhalten. Dank der komplett vernetzten Stadt könnt ihr quasi alles hacken, was nicht Niet und nagelfest ist. Bei einer Sidequest muss man zum Beispiel ein potentielles Opfer ausfindig machen, dass ihr vorher über euer Smartphone ausfindig gemacht habt. Wurde das mutmaßliche Opfer von seinem Angreifer angegriffen, müsst ihr dem Schergen stoppen, am besten lebendig. Mittels eurer unsagbar guten Hackerkenntnisse, könnt ihr dem Bösewicht kurzerhand eine Falle stellen und ihm auf dem Weg befindliche Gegenständen aktivieren. So passiert es, dass ein in einer Seitengasse stehender Gabelstapler zu eurem Vorteil werden kann. Kurz gehackt, die Gabel fällt nach unten und ihr habt den Flüchtling in eurer Gewalt.
Auch hat uns die Story von Watch Dogs gefallen. Die ganze Geschichte rund um Aiden Pearce ist wie ein gutes Buch. Ein packender Thriller, der düster und schmutzig ist. In einer vernetzten Welt, wie es auch in der Realität ist, ist man hier einfach nicht sicher. In Zeiten von NAS und Co. hat man immer irgendwo einen kleinen paranoiden Moment, bei dem ihr wirklich nachdenkt ob ihr nicht auch gerade von irgendeiner Organisation beobachtet werdet. Die Idee mit dem Hacken hat uns zumindest vollends überzeugt. Sie ist frisch und neu und hat dem Genre gut getan. Wir sind gespannt, wie Ubisoft da noch künftig mit spannenden Inhalten den Titel am Leben erhält.
Das hat uns nicht gefallen
Im Grunde gibt es bei Watch Dogs wenig zu beanstanden. Ein negativer Punkt zieht sich allerdings wie ein roter Faden durchs Spiel: Kantenglättung. Fast jede Linie, an Autos, Gebäuden oder andern Gegenständen, zeigt die hässliche Treppchenbildung. In Zeiten von Xbox One und Co. sollte dies eigentlich der Vergangenheit angehören. Nicht, dass das jetzt übermäßig tragisch wäre, nur ist es in einer Next-Gen-Fassung doch eher unüblich. Auch wenn wir etwas weiter oben die Steuerung im großen und ganzen doch sehr loben, ist sie in einem Detail dann doch etwas hakelig. Und zwar beim steuern eines Fahrzeugs. Hier reagiert das Lenkverhalten erst recht überzogen und nimmt bei rasanten Verfolgungsjagden den Spaß aus dem Spiel. Nichtsdestotrotz kann man aber weitgehend über dieses kleine Übel hinwegsehen.
Auch eher weniger gut hat uns die Wucht von Nebenmissionen, Spezialaufträgen und Minispielen in Watch Dogs gefallen. Es ist ja schön und gut, dass es so etwas in einem Open-World-Spiel gibt und man eigentlich fernab der Hauptmissionen immer was zu tun hat, aber dann nimmt es doch ein solches Ausmaß an, dass man schnell den Überblick verliert. Es prasseln im Laufe des Spielgeschehens immer mehr Informationen und Aufgaben auf den Spieler ein, dass man denkt, man kommt gar nicht mehr nach. Aber das muss jeder für sich selber entscheiden, ob er beim ersten Spielen nur der Story folgt oder währenddessen gleich noch ein paar Nebenmissionen absolviert und dabei noch fix eine kleine Multiplayerpartie mitnimmt. Zudem wiederholen sich viele Nebenaufgaben schlichtweg. Rette Person A vor Person B, halte Fahrzeug X auf Strecke Y auf oder vereitle eine Gangaktivität.
Fazit
Unser Fazit fällt hier kurz und bündig aus. Wer einmal mit Watch Dogs warm geworden ist, den lässt es so schnell nicht mehr los. Und wer sowieso auf Open-World-Titel a lá GTA steht, sollte Watch Dogs ruhig als Konkurrenz dazu ansehen. Wir hatten auf jeden Fall eine Menge Spaß und sind noch lange nicht am Ende des Hacking-Abenteuers angelangt. Auch wenn es ein Problem mit der Kantenglättung gibt, was im Übrigen kein Xbox One-exklusives Problem ist, können wir Watch Dogs mit nur zwei Worten abschließend bewerten: Unbedingt spielen!
hab es selber gespielt und finde es ist das geld wert (xbox360)