Die Spielwelt wird immer größer und schrumpft zugleich. Games aller Art, die jahrelang bevorzugt auf dem PC oder der Konsole gespielt wurden, werden mittlerweile auch in Deutschland auf dem Smartphone gedaddelt. Rund 18,6 Millionen Menschen in der Bundesrepublik erklärten im vergangenen Jahr das Handy zu ihrer beliebtesten Gaming-Plattform.
Konsolen kamen mit einem Zuwachs von 700.000 im Vergleich zum Vorjahr mit 16,7 Millionen Nutzern auf Platz zwei in der Beliebtheitsskala. Dabei werden die Spiele immer sozialer. Die Anfänge der Videospiele, bei denen Einzelspieler in Arkaden oder mit dem Joystick an den ersten PCs Pixel gejagt, Tennisbälle hin und her geschubst oder Gefechte ausgetragen hatten, sind längst vorbei.
Abzusehen war das ursprünglich nicht. Zwar konnten Computernutzer schon früh den Arbeitsalltag unterbrechen, um sich bei Solitaire, Tetris oder Minesweeper zu amüsieren, aber erst 3D-Chips, Maus und Tastatur und DVD-Spieler brachten den Durchbruch für neue, umfangreiche Spiele.
Microsoft-Macher Bill Gates zögerte anfänglich, es den Japanern nachzumachen, die mit Nintendo und Playstation ab Mitte der 90er Jahre den neu entstandenen Konsolenmarkt beherrschten. Dabei basierten etliche Spielehits auf Windows.
Die erste Xbox, die 2001 von Bill Gates vorgestellt wurde, ähnelte noch sehr stark einem Computer, was Soft- und Hardware anging. Der Launch-Titel „Halo: Combat Evolved“ war ein Ego-Shooter, der rasch zum Aushängeschild für die Xbox-Serie wurde. Der heute nicht mehr wegzudenkende soziale Faktor kam durch Xbox-Live hinzu, wo Spieler online gegen- oder miteinander zocken können.
Zum Superhit wurde der 2004 für die Xbox herausgebrachte Ego-Shooter „Halo 2“, der im Mehrspielermodus von bis zu 16 Gamern gleichzeitig gespielt werden kann, die die Erde vor Angriffen der übermächtigen Allianz zu schützen. Allein am Veröffentlichungstag ging „Halo 2“ weltweit dreieinhalb Millionen Mal über die Ladentische. Mittlerweile sind 125 Millionen Exemplare als Game, Musik-CD oder Film verkauft worden. Die jüngst erschienene Jubiläumsausgabe des Spiels für den PC wurde von Fans bereits sehnsüchtig erwartet.
Eine weitere „Halo“-Ausgabe, „Halo: Infinity“ soll der für dieses Jahr erwartete nächste Generation der Xbox einzige Launch-Titel für die neue Konsole sein, aber bereits von Anfang an auch auf andere Plattformen gespielt werden können.
Andere Xbox-Spiele haben ebenfalls treue Anhänger gefunden, ohne dabei die gleiche Aufmerksamkeit zu erregen. Zu den heimlichen Stars, die eine sonst auf der Konsole fast vergessene Nische füllen, gehört „The Four Kings Casino and Slots“. Die Casino-Welt mit zahlreichen Spiele, die in erster Linie in Handy-Games populär ist oder als ein Spielelement wie in Grand Theft Auto V oder bei den „Sims“ auftaucht, ist in dem Xbox-Spiel täuschend echt nachgebildet. Casino-Spiele wie Roulette oder Blackjack sind beispielsweise schon auf dem heimischen PC oder Handy zu Hause – warum nicht auch auf der Konsole?
Das im Jahr 2015 veröffentlichte Spiel für die Xbox ist als Multi-Player-Game ausgelegt, so dass gemeinsam mit Freunden oder auch Fremden am Roulette-, Poker oder Blackjack-Tisch gezockt werden kann. Wer vom Spielen genug hat, kann sein Stimmtalent beim Karaoke singen beweisen. Damit es nicht langweilig wird, können virtuelle Gewinne in die Veränderung des eigenen Avatars gesteckt werden.
Immer mehr Spiele sind entweder für steigende Teilnehmerzahlen ausgelegt oder werden auf dem Handy als schnelles Browserspiel im Wettbewerb mit Freunden gedaddelt. Als eines der beliebtesten in soziale Netzwerke eingebettete Gelegenheitsspiele gilt „Candy Crush Saga“. Sogar in Hollywoodfilmen wie „Spy“ mit Melissa McCarthy hat das kunterbunte Spiel einen Auftritt.
Für schnelle Spiele zwischendurch sind die Konsolen allerdings nicht gedacht. Dafür werden hier mitterweile epische Kämpfe ausgefochten. Zu den Superhits zählen Battle Royale Spiele wie Fortnite, bei denen 100 Spieler gleichzeitig über einer Insel abgesetzt werden und in Fünferteams ums Überleben kämpfen, bis nur eine Mannschaft übrig ist. Weil die Spieler mit leeren Händen starten und sich ihre Ausrüstung zusammensuchen und erobern müssen, wird von Anfang an auf Köpfchen gesetzt.
Neu ist das Strategiespiel „Frostpunk“, bei denen in der Eiszeit eine Stadt aufgebaut und beschützt werden muss. Jede Entscheidung hat auch eine ethische Komponente, wenn es etwa um Kinderarbeit geht oder um den Einsatz von erschöpften Helfern in einer Welt, in der nur die Klügsten und Härtesten überleben.
Zu den Konsolen-Klassikern gehört seit jeher FIFA. Das virtuelle Fußballspiel, das seit Ende 1993 auf dem Markt ist und jedes Jahr im September eine neue Auflage erhält, besitzt seit einigen Jahren eine eigene Weltmeisterschaft, die auf der Xbox und der Playstation ausgetragen wird. Weltweit beteiligen sich Millionen von virtuellen Kickern an den Qualifikationsrunden, bis schließlich die 32 Teilnehmer des FIFA eWorldCup feststehen. Derzeitiger Titelträger ist der deutsche Meister und Werder Bremen-Profi Mohammed „MoAuba“ Harkous.
Auch in Spielen wie Fortnite werden mittlerweile Weltmeisterschaften ausgetragen, die als eSports zählen. Rund 40 Millionen Spieler versuchten 2019 ihr Glück im Kampf um die Fortnite World Cups. Dabei wurden Preisgelder in zweistelliger Millionenhöhe ausgelobt. Allein der Sieger im Fortnite World Cup Solo kassierte drei Millionen US Dollar.
Rund 2,3 Millionen Zuschauer weltweit schauten beim Finale des Solo-Cups auf YouTube und Switch zu. Wie sozial Gaming sein kann hätten sich die Erfinder der Spielekonsolen nicht träumen lassen, als sie die ersten vom PC losgelösten Videogames testeten.