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Review: Voodoo Vince – Von Zombiepulver und Voodoo-Zauber

Im Jahre 2003 veröffentlichte Microsoft den ungewöhnlichen Jump´n´Run-Hit Voodoo Vince auf der ersten Xbox. Heute, 14 Jahre und zwei Generationen später, bringen Beep Industries die kleine Voodoo-Puppe abermals auf die Xbox-Plattform und gaben dem Titel einen frischen Anstrich. Ob sich das Abenteuer um die kleine Voodoo-Puppe Vince auch auf der Xbox One lohnt, erfahrt ihr in unserem Test dazu.

Immer dieser fiese Kosmos

Voodoo-Puppe Vince fristet eigentlich ein eher trostloses Dasein. Der mit Stecknadeln gepiercte Bursche sitzt Tag für Tag regungslos in einem der Regale von Madame Charmaines Voodoo-Laden und findet nur selten Verwendung. Als sich jedoch eines Nachts Einbrecher in den Laden schleichen, um etwas Zombiepulver zu stehlen, ändert sich sein Leben schlagartig. Nicht nur, dass er durch die Berührung mit dem gefährlichen Pulver plötzlich zum Leben erweckt wird, auch die Welt um ihn herum beginnt sich langsam zu verändern. Und wäre das nicht schon genug, wird auch noch die Ladenbesitzerin von den Einbrechern gekidnappt. Doch wer steckt hinter all dieser unfassbaren Tat? Das kann nur der böse Kosmos sein, ein Oberschurke, der die Welt beherrschen will.

Das hat uns gefallen

Da der kleine Vince nun am Leben ist und nicht mehr nur schnöde in der Ecke kauern und sich ständig piesacken lassen muss, macht er sich also von nun an auf den Weg durch die Gassen von New Orleans, wo er seine „Herrin“ Madame Charmaine finden und aus den fiesen Fängen des bösen Kosmos retten muss.

Hierbei sammelt Vince zu Anfang die im Spiel verstreuten Zauberpulver-Säckchen ein, die ihm Lebensenergie und Kraft geben und ihn letztendlich auch zu Madame Charmaine führen. Das Aufsammeln geschieht zu 95% in kleineren Arealen, in denen Vince immer wieder auf die bösen Schergen von Kosmos stößt, die er mit einem beherzten Tritt oder wahlweise auch Schlag ins Jenseits befördert. Doch hat Vince auch noch ein paar besondere Moves drauf, die seinen Gegnern das Fürchten lehren sollen.

So kann er sich zum Beispiel mittels eines Sprungs kurzzeitig in der Luft schwebend aufhalten und mit dem finalen Move der Kopfnuss seines Gegners entledigen. Besiegte Widersacher hinterlassen Lebensenergie und Zombiestaub. Ist genug Zombiestaub vorhanden, so lässt sich eine Voodoo-Attacke ausführen – die beste und effektvollste Methode, um eine große Anzahl von Feinden in einem gewissen Umkreis gleichzeitig auszuschalten. Ein gleichzeitiger Druck auf die L+R-Tasten löst die verschiedenen Attacken aus, die abwechslungsreich gestaltet wurden. Vince bringt sich dabei auf die unterschiedlichste Art und Weise selbst um die Ecke, was dann auf die Gegner übertragen wird. Später erlernt Vince noch eine spezielle Technik, mit deren Hilfe er sich an einer Art virtuellen Seil durch die Levels schwingen kann.

Das auf den ersten Blick innovative Spielelement der Voodookraft ist aber weit weniger spielgestaltend, als man auf den ersten Blick vermuten könnte, denn hat man einmal eine Attacke gesehen, dann verliert der wiederholte Anblick der selbigen schnell an Reiz. Richtig kreativ wird das Element nur bei den Endgegnern genutzt, denn um diese zu besiegen, muss sich Vince auf besonders spektakuläre Art ins Grab befördern. Hier besteht die Problematik oft mehr darin, die richtige Art der Selbstknechtung herauszubekommen, als auf bloße Hüpferei. Überhaupt zeigt sich das Gameplay überraschend rätselastig, die Schwierigkeit reicht dabei von sehr einfach bis hin zu echten Kopfnüssen mit Aha-Effekt.

Das Entwicklerteam von Beep Industries hat sich um Abwechslung beim Leveldesign bemüht, dieses Vorhaben ist geglückt. Die normalen Jump´n´Run-Abschnitte werden immer wieder von witzigen Zwischenspielen unterbrochen, ob nun Seilbahnfahrt, ein aufregendes Flugabenteuer oder schnelle Fahrten auf wendigen Sumpfgleitern, hier ist für Unterhaltung gesorgt. Im späteren Spielverlauf werden euch sogar Spielelemente eines klassischen Rail-Shooters begegnen. Die Umgebungen wurden sorgfältig gestaltet, so bewegt sich Vince durch abwechslungsreiche Szenarien. Die Größe der Levels reicht dabei von sehr klein bis ansprechend groß, allerdings schwankt die spielerische Qualität der einzelnen Spielstufen teilweise sehr. Dieser Umstand ist besonders der teilweise unglücklichen Platzierung von Rücksetzpunkten und einem dadurch entstehenden hohen Frustfaktor zu verdanken. Nun.

Grafisch ist das Spiel gelungen. Vince ist fein animiert und brillant texturgiert, es lassen sich sogar die einzelnen Maschen des Stoffs erkennen. Die Qualität der Umgebungstexturen schwankt zwischen gut und hervorragend, allerdings hätte es ein wenig mehr Abwechslung sein dürfen. Dennoch kommt das remasterte Voodoo Vince in feinstem HD und mit 60Hz. Auch im Klang kann sich die Neuauflage von Voodoo Vince zeigen lassen. So trällern euch im Laufe des Spiels einige hörbare Jazz-Stücke um die Ohren, die passend zur Umgebung ihren Teil dazu beitragen.

Auch die Sprachausgabe ist hochwertig, allerdings im gesamten Spiel nur in Englisch, was in Anbetracht der durchaus jüngeren Zielgruppe ein nicht zu verachtendes Manko ist. Zudem lässt die Übersetzung von Vinces coolen Sprüchen mittels Untertitel teilweise zu wünschen übrig, nicht englisch Kennern wird so ein Großteil des durchaus vorhandenen Humors leider verborgen bleiben.

Das hat uns nicht gefallen

Haben wir oben mit dem Leveldesign etwas geprahlt, so kehrt sich leider der positive Eindruck der Levelgestaltung schnell in das Gegenteil um, wenn es um das Sortiment an Gegnern geht. Es gibt ca. fünf verschiedene Standardarten von Feinden, die sich durch das ganze Spiel hindurch ständig wiederholen. Als besonders nervig haben sich dabei die fliegenden Gegner erwiesen, die oft unnötigerweise den Spielverlauf erschweren. Überhaupt hat es Vince nicht leicht, denn er hält zwar schwerste körperliche Misshandlungen aus, stirbt aber bei der Berührung mit einem Tropfen Wasser sofort. Dies wäre ja nicht sehr von Relevanz, wenn sich die teilweise anspruchsvollen Hüpfeinlagen vernünftig kontrollieren lassen würden.

Zwar ist die Steuerung im Prinzip gelungen, intuitiv und direkt, aber durch unglückliche Kameraperspektiven ist es oft fast unmöglich, an der gewünschten Stelle zu landen. Die Kamera ist zwar leicht drehbar, lässt sich aber nicht in der Höhe verstellen, sondern nur leicht kippen. Daraus resultiert die unangenehme Tatsache, dass Ihr das zur Landung angepeilte Objekt oft erst seht, wenn es schon zu spät ist. Zwar könnt Ihr Vince mittels Druck der linken Schultertaste kurzzeitig schweben lassen und dann mittels eines Schattenpunktes, der die Position der Voodoo-Puppe in der Luft markiert, recht gezielt landen lassen. Befriedigend ist diese Lösung aber nicht und besonders bei sich bewegenden Plattformen artet die Hüpferei mehr in eine „Doppeljump und Schwebe- Orgie“ als in ein klassisches, schnelles Jump´n´Run-Feeling aus.

Diese Kameraprobleme haben auch zur Folge, dass Ihr Gegner bei einer Kopfsprungattacke nicht seht und dann ins Leere stürzt – ein absolut unnötig wie ärgerliches Manko. Auch die Kollisionsabrage zeigt sich zwiespältig, diese ist zwar sehr präzise (Vince kann selbst kleinste Flächen betreten) sorgt aber auch für frustige Momente. Während eure Voodoo-Puppe einmal die Kante einer Plattform geradeso mit der Hand erreicht und sich hochzieht, werden ein anderes Mal kürzere Sprünge nicht gemeistert, weil Vince nicht zupackt.

Fazit:

Die Neuauflage von Voodoo Vince aus dem Hause Beep Industries bleibt fern von der erhofften Gameplay-Innovation. Hinter der originellen Fassade steckt nämlich nichts weiter als ein traditionelles Jump´n´Run ohne gravierende Mängel, aber auch ohne nennenswerte Höhepunkte. Zudem wirkt der ganze Voodoo-Zauber oft künstlich aufgesetzt und ist in den meisten Fällen überhaupt nicht nötig, um weiterzukommen. Die Kämpfe gestalten sich somit auf Dauer einfach zu monoton und werden auch durch noch so skurrile Gegner und noch so witzige Animationen nicht wirklich attraktiver. Die Aufgaben bzw. Rätsel reichen währenddessen von banal bis völlig unklar und der Schwierigkeitsgrad schwankt zwischen kinderleicht und unfair. Doch trotz zahlreicher Unausgewogenheit sind Präsentation und Handhabung weitestgehend solide und man wird durch eingestreute Minispiele, amüsante Story-Sequenzen und taktische Bosskämpfe angemessen unterhalten. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass gerade spielerisch einfach weit mehr drin gewesen wäre. Anschauen sollte man sich den Titel dennoch, wenn man auf klassische Jump´n´Run steht.

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