Titanfall versprach eine seiner Zeit neuartige Bewegungen und Erfahrungen für Multiplayer-Shooter und Respawn lieferte hier auf den Punkt genau ab. Zudem wollte das Studio die Art der traditionellen Kampagne verändern, in dem man eine interaktive Story innerhalb des Multiplayers erzählte. Ein Punkt der nie erfüllt werden konnte oder auch nur interessant war. Mit Titanfall 2 soll erstmals eine richtige Geschichte Einzug halten und auf vorhandene Stärken aufgebaut werden. Wir haben uns Respawns aktuellen Titel ganz genau angeschaut.
Die IMC, das übermächtige Militär. Für viele die „Guten“. Die Leute, die Frieden und Gerechtigkeit bringen. Die Milizkämpfer waren immer die Bösen. Es war immer die Miliz, die Schuld an Übergriffe hatte und oftmals stimmte das auch.
Nur hat sich nie jemand die Mühe gemacht zu fragen, zu hinterfragen, warum und wieso wir so gehandelt haben. Welten wurden unbewohnbar gemacht durch die IMC. Wo sie keinen „Frieden“ bringen konnten, brachten sie Zerstörung und Tot. Mein Name ist Jack Cooper, und ich bin Infanterist bei der Miliz. Immer träumte ich davon ein Pilot zu werden.
Piloten – dieser eine kleine Teil der Soldaten, die zu Größerem bestimmt sind. Agiler als wir einfachen Infanteristen, besser bewaffnet und schlussendlich in der Lage einen Titan zu kontrollieren und bestimmen wie eine Schlacht verlaufen kann. Wir alle träumen einmal Pilot zu werden, um so der Miliz besser helfen zu können. Auch ich war da nicht anders, aber für die Erfüllung meines Traums musste ich große Opfer bringen. Das ist die Geschichte dieser Opfer.
Das hat uns gefallen:
Fangen wir mit dem ganz Offensichtlichen an: Titanfall 2 hat eine richtige Kampagne! Das ist tatsächlich ein großer Pluspunkt. Trotz der anhaltenden Multiplayer- und Coop-Welle, wollen die Menschen noch immer Geschichten erleben können – gute Geschichten. Titanfall 2 erzählt, im Gegensatz zum ersten Teil, eine Story. Es geht um die Bindung zwischen Jack Cooper und BT, einem Titan.
Nun ist es sicher nicht die beste Geschichte die je ein Shooter gesehen hat, aber es ist eine Geschichte. Somit ist es auch ein Pluspunkt, wenn man Titanfall 2 im direkten Vergleich mit dem ersten Teil sieht. Die Story ist aber mehr, als nur eine reine Geschichte. Sie bereitet euch Stück für Stück auf den Multiplayer vor.
Egal ob es Laufpassagen für Cooper sind, in denen er von einer Wand an die nächste springt, rutscht, dabei auf Feinde schießt oder mit BT feindliche Titans unter Feuer nimmt. Jede Aktion zeigt Möglichkeiten, die ihr im Multiplayer-Modus erleben könnt. BT findet zusammen mit Cooper im Laufe der Kampagne verschiedene Waffen, die auch verschiede Spielstile vorstellen. Ob als Schneller Titan, mit der Standardbewaffnung oder als laufender Panzer mit Bewaffnungen, die eure Feinde erzittern lässt – ihr könnt sie alle während der Story einmal ausprobieren.
Das müsst ihr sogar. Denn innerhalb der Geschichte trefft ihr natürlich auch auf Bosse, die alle ganz andere Eigenschaften mit sich bringen. Der eine agil und flink der nächste bis an die Zähne bewaffnet und eine kleine Festung. Die richtige Bewaffnung ist hier einfach Kampfentscheidend.
Die größte Stärke von Titanfall 2 ist und bleibt das Gameplay. Egal ob nun in der Kampagne oder im Multiplayer – die Bewegungsabläufe und die damit verbundene Steuerung vermitteln das Gefühl die beste Kontrolle über seinen Piloten und dessen Titan zu haben. Aber gerade als Pilot, ausgerüstet mit der Möglichkeit eines Doppelsprungs oder nun mit einem Enterseil, das man an fast alle Wände anbringen kann, ist die Bewegungsfreiheit noch größer.
Titanfall 2 ist kein taktisches Spiel. Sicher, blindlinks sollte man nicht in den Kampf stürzen, da man dann wahrscheinlich sofort stirbt, doch eine Absprache ist im Grunde nicht nötig. Dabei gibt es die altbekannten Modi, die man schon aus dem ersten Teil her kennt, aber es macht trotzdem wieder richtig viel Spaß.
Es hat sich aber viel getan, wenn man den Multiplayer-Modus betritt. Es gibt keine Karten mehr, die man aus dem ersten Teil noch kennt. Zudem kann man seine Klasse nicht mehr ganz so anpassen, wie man es noch aus Teil eins gewohnt ist. Es gibt unterschiedliche Klassen, mit unterschiedlichen Fähigkeiten, wie den Greifhaken, Tarnung oder noch höhere Beweglichkeit, die alle ein eigenes Design mit sich bringen. Das Äußere des Piloten, als auch Titans, kann durch verschiedene Anstriche angepasst werden, die etwas Individualität mit sich bringen.
Grafisch muss sich Titanfall 2 nicht verstecken. Gerade die Kampagne sieht stellenweise einfach nur wunderschön aus und kam in unseren Test ohne Ruckler aus. Der Multiplayer läuft ebenfalls immer in runden 60 Frames.
Ebenfalls gut der Sound. Das komplett synchronisierte Spiel kann sich durch seine guten Sprecher deutlich vom ersten Teil abheben. Nicht zuletzt auch durch den tollen Soundtrack und die Effektgeräusche.
Das hat uns nicht gefallen:
Titanfall 2 hat Schwächen und davon einige. Fangen wir mit der Story an. Es ist nicht die emotionale Achterbahnfahrt, die man uns in diversen Videos versprochen hat. Der Fokus der Story liegt ganz klar mehr auf BT, als etwa auf Cooper. Das führt dazu, dass man sich mehr als Beobachter von BTs Taten fühlt, als ein wichtiger Part der Geschichte. Sobald die Credits über den Bildschirm laufen hat es einen faden Beigeschmack, denn man weiß letztlich nicht wer der Star des Spiels ist. Bleiben wir thematisch noch etwas bei der Kampagne: Innerhalb der Kampagne trifft man natürlich auf viele Gegner, die alle samt natürlich KI-gesteuert sind – zumindest sollten sie das sein.
Tatsächlich sind die Feinde in Titanfall 2 im besten Fall Zielscheiben, die es im Duzend günstiger gab. Alle Feinde, egal ob Menschlich, Titan, oder Roboter, agieren als wären sie bereit sofort für die Sache zu sterben, einfach so, ohne wirklich dafür zu kämpfen. Segnet man dann in der Kampagne das Zeitliche ist es ob der schieren Masse der Feinde, denn ihres klugen Verhaltens. Die KI ist leider ein Gesamtausfall.
Weiter geht es mit der eigentlich guten Grafik. Sofern man in Titanfall 2 keine Emotionen durch Gesichtsanimationen darstellen will, ist das Spiel echt schön anschauen. In einigen, recht wenigen, Sequenzen werden aber Gesichter gezeigt, die dann nur zeigen, dass die für Titanfall 2 eingesetzte Source-Engine schon sehr viele Jahre auf dem Buckel hat. Die Gesichtsanimationen sehen altbacken und langweilig aus.
Was aber letztlich für sehr hochgezogene Augenbrauen bei uns sorgte waren die kleinen aber sehr unverständlichen Änderungen am Multiplayer. Die Tarnvorichtung beispielsweise ist viel zu lange aktiv und auch das Leveldesign ist für einige Modi zu großzügig gestaltet. Das resultiert in einer Sache, die wohl jeder Shooter-Freund hasst: Camping. Es gibt ganze Partien, in denen man immer wieder von einem Sniper angeschossen bzw. getötet wird, weil er einen relativ guten Platz gefunden hat. Es bedarf viele „Opfer“, damit jemand ihn flankieren kann und aus dem Camping-Modus ballert.
Aber es sind nicht nur Sniper die so agieren. Es gibt zu viele Spots, auf fast allen Maps, die nur für Camping designt wurden – so scheint es. Eine Map beispielsweise hat einen Flaschenhals, den man nur durch langes Laufen umgehen kann, während dabei eure Teamkameraden ins Gras beißen. Camping gehört eventuell bei einigen Shootern einfach dazu, aber für Titanfall 2 macht es insofern keinen Sinn, da Respawn auf Schnelligkeit und volle Kontrolle über seinen Charakter setzte. Es ist im Grunde so als gibt man euch einen Sportwagen und ihr dürft ihn nur einmal einparken – das muss dann aber auch reichen.
Der zweite Punkt, neben dem Camping-verhalten, sind die Titans. Im ersten Teil haben Titans noch Schilde besessen, die es erst zu zerstören galt, bis man ihre Gesundheit/Panzerung runterschießen konnte. Das ist nun passé. Titans haben keine Schilde mehr und es lädt auch keine Gesundheit mehr auf. Respawn kam eine andere Idee, die wohl so nie zum Einsatz kommen wird, weil sie schlicht weg nicht praktikabel ist. Eure Titans verfügen über Batterien oder Akkus – so weit so ok. Sobald eure Gesundheit sinkt, müsst ihr die Akkus anderer Titans stehlen, in dem ihr entweder euren Titan verlasst oder eure Teammitglieder diese für euch stehlen und eurem Titan zuführen.
Das sorgt für ein unglaubliches Ungleichgewicht in einigen Matches. Sofern eine Seite mehr Titans hat, ist es faktisch unmöglich für das gegnerische Team ebenfalls Titans anzufordern. Sofern der Schutzschild nach dem Titanfall deaktiviert wurde, nimmt man euch unter Dauer- und Kreuzfeuer, was zum fast sofortigen Tot des Titans und eventuell auch des Piloten führt.
Fazit:
Die Geschichte die Respawn mit Titanfall 2 erzählt ist natürlich Geschmackssache. Letztlich ist es aber nichts Besonderes, nichts was uns staunend zurückließ oder gar emotional berührte. Es ist mehr ein sehr gut erzähltes Tutorial für Titan-Kämpfe.
Auch die zwei strategisch ungünstigen „Verschlimmbesserungen“, die Respawn am Multiplayer vornahm sind nicht nachvollziehbar. Camping scheint belohnt zu werden, obwohl man ein so hervorragendes Gameplay hat, dass sogar wunderschön anzuschauen und zu spielen ist. Es ist ein Hochgenuss mit seinem Piloten in packenden Kämpfen an den Wänden langzulaufen, nur um noch einen Kill zu ergattern, um dann seinen mächtigen Titan zu rufen. Aber auch hier kommt besagte Verschlimmbesserung zum Tragen. Keine Schilde, keine Gesundheitsanzeige für den Titan. Sobald ein feindlicher Titan erledigt wurde, ist euer Kampfroboter im Grunde ein laufender Schrotthaufen, der jede Sekunde in die Luft fliegen kann – es sei denn man klaut feindlichen Piloten die Batterien aus ihren Titans.
Alles in Allem ist Titanfall 2 eine gute Idee, die an einer fragwürdigen Umsetzung leidet. Sie ist nicht gescheitert, aber eben auch nicht gelungen. Manchmal sollte man ein gutes Rezept nicht durch spontane Experimente „verbessern“ wollen.
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zocke seit 6.10. nur noch Gears 4 😀