Bereits 2014 fand der kleine freche Kobold namens Styx eine Rolle auf der Xbox One. Unter dem Namen Styx: Master of Shadows haben die Cyanide Studios einen neuen Schleich-Titel auf den Markt gebracht, der Titeln ähnlichen Genres wie zum Beispiel Dishonored oder Deus Ex eine kleine Konkurrenz bieten soll, aber aus irgendeinem Grund nicht so richtig bei den Gamern ankam und schnell wieder vom Radar verschwand. In diesem Jahr starteten die Entwickler von Cyanide einen neuen Versuch und möchten mit Styx: Shards of Darkness etwas mehr Aufmerksamkeit erregen. Ob ihnen das gelungen ist, erfahrt ihr in unserem Review dazu.
Eigentlich ist der kleine Hauptdarsteller in diesem Spiel ja genau nach meinem Geschmack. In Styx: Shards of Darkness schlüpfen der Spieler nämlich in die Rolle des stinkenden, zynischen und mit Gift um sich spuckenden Goblins Styx. Unseren Antihelden kennen wir, wie bereits erwähnt, aus Styx: Master of Shadows von 2014. Der kleine Goblin unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von seinen Artgenossen. So hat er zum Beispiel die menschliche Sprache gelernt, ist ziemlich klein und hat sich für eine „Karriere“ als Meisterdieb und Auftragsmörder entschieden. Den Vorgänger muss man tatsächlich nicht gespielt haben, um den zweiten Teil der Reihe vollständig zu verstehen. Die Story, die über zehn Missionen hinweg erzählt wird, dient leider nur als Kleber, der die Missionen zusammenhält. Wer hier also einen großen Plot mit diversen Wendungen und Überraschungen erwartet ist leider fehl am Platz.
Das hat uns gefallen
Fans von Fantasy-Welten und Wesen kommen trotzdem auf ihre Kosten. Die Areale durch die wir uns schleichen sind schön Abwechslungsreich gestaltet und beheimaten unter anderem Zwerge, Elfen und andere Wesen. Apropos Areale, diese sind besonders wichtig, da wir uns in denen auf unsere Missionen begeben. Diese reichen von der einfachen Suche nach Hinweisen oder Gegenständen bis hin zu Auftragsmorden und Diebstählen. Typische Aufgaben im Leben von Styx. Bei jeder Mission haben wir (fast) komplette Handlungsfreiheit. Das kann teilweise sogar überfordern, da die Areale riesig und die verschiedenen Lösungswege schier unendlich sind. Was aber definitiv nichts Schlechtes, sondern viel mehr etwas Schönes ist. Natürlich gibt es aber auch Spieler, die nicht besonders auf solch eine Offenheit stehen und lieber ein wenig geführt werden. Ich persönlich bevorzuge eigentlich einen Zwischenweg, also zu viel Offenheit kann mir ein Spiel schon zerstören, anders rum kann das zu viel Eingrenzung aber auch.
Das Spiel lässt uns die Wahl, die Kampagne, die sich um Intrigen und Aufträge dreht, alleine durchzuspielen oder erstmals mit einem Freund per Online-Koop. In diesem Fall sind wir dann mit zwei Goblins unterwegs und können abgesprochene Ablenkungsmanöver durchführen. Einige Missionen werden dadurch zwar leichter, andere hingegen sind eher für einen Spieler konzipiert. Missionen die explizit für zwei Spieler gedacht sind gibt es leider nicht. Zudem bleibt die Schnellspeicherfunktion beim Koop-Spiel dauerhaft deaktiviert, Spaß macht das gemeinsame Meucheln trotzdem.
Zwischen den Missionen kehren wir in unseren Unterschlupf zurück, in dem wir unsere Waffen modifizieren, Missionen erneut spielen und neue Ausrüstung anlegen können. Zusätzlich zur Ausrüstung haben wir die Möglichkeit, die Fertigkeiten von Styx in insgesamt fünf Bereichen zu verbessern (Heimlichkeit, Klonen eines steuerbaren Doppelgängers, Töten, Alchemie zur Herstellung und Verbesserung und Wahrnehmung). Hierfür nutzen wir Punkte, die wir für Schnelligkeit und Unauffälligkeit in den Missionen erhalten und Gegenstände, die wir aufsammeln können.
Das hat uns nicht gefallen
Auch Styx: Shards of Darkness hat seine Schattenseiten. Die sind zwar nicht sonderlich störend, dennoch erwähnenswert. Hier ist es besonders die Steuerung, die dem Spiel zumindest zu Anfangs die Nerven kostet. Hat man sich irgendwann einmal daran gewöhnt, klappt es aber dann auch. Punktabzug bekommt auch die fade Story, die uns nicht wirklich vom Hocker riss.
Auch groß angelegten Levels sind verschachtelt und nicht leicht durchschaubar. Der Charme des Leveldesigns und des Spiels ist es eben dieser, dass man den Gegner von oben, von unten, von rechts oder von links ausschalten kann oder doch einfach umgehen kann. Dies hat aber den Nachteil, dass man anfangs von der Komplexität der Level überfordert ist und durch die geringe Widerstandsfähigkeit von Styx schnell durch die Hand einer plötzlich auftauchenden Wache erledigt werden kann. Sich einfach in die unbekannte Tiefe zu stürzen kann auch oft mit einem schnellen Ende bei einem falschen Schritt einhergehen.
Gleichzeitig können wir uns in den Levels so leicht verlaufen, dass wir durch vier verschiedene Wege plötzlich immer wieder am selben Punkt enden, was sich bei einer Verfolgung als Nachteil herausstellt, aber beim neuerlichen Durchspielen des Levels wiederum hilfreich sein kann. Wenn wir nämlich die vollen Punkte für einen Level einsammeln möchten, dann sind wir gezwungen die Level mindestens zweifach durchzuspielen; davon einmal auf Schnelligkeit und einmal auf Gnade. Durch unsere Flexibilität in den Welten kommt aber eine frustrierende Schwäche des Spiels (wie auch bereits im vorangegangenen Teil) öfters zum Vorschein: das Springen und das Klettern ist leider öfters eine tödliche Angelegenheit. Selbst bei der größten Vorsicht wird man anfangs an einer beträchtlichen Anzahl von Toden nicht vorbeikommen.
Die KI der Gegner ist nach einiger Zeit schon sehr berechenbar, aber trotzdem herausfordernd. Ob Mensch, Dunkelelf oder Zwerg, man muss die Eigenheiten dieser Gegner immer an seine Umgebung und sein Equipment anpassen. Bei der Eliminierung von Manchen ist auch kein schlechtes Gewissen angebracht, denn die belauschten Gespräche offenbaren oft verwerfliches Verhalten, das uns zu Helden der Gerechtigkeit werden lässt – ein Antiheld eben. Denn, wenn du versagst, ist Styx nicht müde dir zu sagen was er davon hält. Sollte er sich aber beschweren, obwohl es ein Fehler der Interaktion mit Wänden oder Balken ist, dann ist es zwar ärgerlich, aber das sei ihm verziehen.
Fazit:
Styx: Shards of Darkness ist ein echter Geheimtipp. Trotz kleiner Schwächen, wie einer teilweise ungenauen Steuerung, dem schweren Einstieg oder der schwachen Story, bekommen wir hier ein doch recht gutes aber auch sehr forderndes Stealth-Adventure geboten. Fans des Vorgängers sollten genauso zuschlagen, wie Genre-Fans. Alle anderen sollten sich vielleicht erstmal ein paar Videos dazu anschauen, können aber eigentlich auch fast bedenkenlos zugreifen.
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