Da ist es nun, das Piratenabenteuer Sea of Thieves, an dem der britische Kult-Entwickler Rare nun schon seit ein paar Jahren werkelte. Als ein Projekt begonnen, weitete sich Sea of Thieves zu einem immer weiterwachsenden Spiel, das irgendwann dann schnell zu einer Alpha-Test-Phase wurde. Hier konnten nun einige Auserwählte in den Genuss eines Piraten kommen und wie dieser so seinen Tag verbringt. Schließlich bekam der Titel nach langem Feedback eine Beta verpasst. Am Ende spielten mehrere tausende User Sea of Thieves, die sich sofort in den Titel verliebten.
Seit dem 20. März ist der Titel nun endlich exklusiv für die Xbox One und Windows 10 erschienen und wir haben uns den Piratenspaß einmal näher angeschaut. In unserem Test verraten wir, ob es taugt, ein Seemann zu werden oder ob ihr lieber als Landratte weitermachen solltet.
Ein Seemann muss tun, was ein Seemann tun muss
Was erwartet euch nun also in Rares neustem Abenteuer? Nun, dass ist ziemlich schnell erklärt. Seeschlachten, Schatzsuchen, wilde Säbelduelle du Schießereien mit Skeleten und die üblichen Saufgelage. Das sind die Aufgaben, die ihr in Sea of Thieves meistern müsst, um König der Weltmeere zu werden. Ganz nach Lust und Laune, schippert ihr als Freibeuter durch eine wundervoll animierte Meereswelt, bestehend aus Inseln, die nur darauf warten, geplündert zu werden. Im Prinzip macht ihr das, worauf ihr gerade Lust habt. Die offene und überall beschiffbare Welt, macht sich Rare zum Spielprinzip.
So schippert ihr allein oder mit bis zu drei Freunden auf hohe See und lasst so einmal richtig die Sau raus.
Das hat uns gefallen:
Vorab: Diese Spielwelt, also das Meer, die Effekte, das Wetter und die Grafik an sich, sieht in Sea of Thieves einfach nur fantastisch aus. Alleine das Meer mit seinen Effekten ist so ziemlich das Beste, was wir in unserer Spielerkarriere gesehen haben. Zusammen mit den Lichteffekten, das dynamische Tag- und Nachtwechsels und dem einzigartigen Comic-Look, sorgt das Wasser und die Umgebung selbst für echte Bilderbuch-Panoramen, die man sonst nur von Urlaubskarten kennt.
Sea of Thieves sieht aber nicht nur großartig aus, es fühlt sich auch richtig gut an. Wenn wir am Steuer einer Galeone oder Schaluppe stehen, dann können wir förmlich spüren, wie die Wellen gegen den Rumpf schlagen und der Wind an den Segeln zerrt. Das Segeln selbst ist dabei total simpel gehalten. Hier muss man einfach nur den Anker lichten, die Segel setzen und los geht die Reise.
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Die Windrichtung spielt hier nur eine untergeordnete Rolle, ihr kommt sogar gegen den Wind voran, wenn wir das Tuch aber so richtig in die Brise drehen, geht es deutlich schneller. Das hat mit Realismus natürlich wenig zu tun, als jemand, der schon mal am Steuer einer echten Jacht gestanden hat.
Wie im Real Life auch, tut ihr euch mit einer ordentlichen Crew deutlich leichter. Gerade beim Bedienen der Schiffe, spielt Sea of Thieves seine Koop-Trumpf-Karte voll aus. Wenn sich hier bis zu vier Matrosen die Arbeit teilen, ist das nicht nur effektiver, sondern macht obendrein auch noch mehr Spaß. Große Crews bemannen die schlagkräftige Galeone, zweier Teams steuern die kleinere und wendigere Schaluppe. Diese lässt sich übrigens grundsätzlich auch alleine segeln, so könnt ihr Sea of Thieves prinzipiell auch Solo spielen, warum das aber nicht die beste Idee ist, erfahrt ihr später.
Die Koop-Mechanik in Sea of Thieves ist zweifelsohne die größte Stärke des Piratenabenteuers. Das Spiel gibt euch viele Möglichkeiten, gemeinsam herumzublödeln. Ihr könnt Musik machen, euch aus Kanonen schießen, Musik machen, während ihr euch aus Kanonen schießen lasst, saufen, kotzen und mehr. Natürlich könnt ihr auch sinnvolle Dinge tun, so zum Beispiel euch in Seeschlachten gegen andere Crews beweisen. Denn neben euch sind noch zahlreiche andere Spieler in der virtuellen Karibik unterwegs. Mit denen könnt ihr entweder kooperieren oder ihnen ordentlich Blei um die Ohren blasen. So versenkt ihr dann einfach ihr Schiff und stiehlt deren Schätze.
Wenn ihr ein paar gute Freibeuter-Freunde an eurer Seite habt, können wir garantieren, dass die ersten paar Stunden in Sea of Thieves zu den witzigsten und unterhaltsamsten Stunden eures Lebens gehören werden. Mit einer eingeschworenen Crew macht der Titel einfach nur verdammt viel Spaß
Doch es ist in Sea of Thieves nicht alles Gold, was glänzt.
Das hat uns nicht gefallen:
Doch leider werdet ihr schon bald feststellen müssen, dass das Piratenleben doch viel weniger Abwechslung bietet, als man am Anfang denkt. Schuld daran ist vor allem eintönige und einfallslose Missionsdesign, das Hand in Hand geht mit der fehlenden Charakter-Entwicklung. Einen richtigen Spielfortschritt gibt es in Sea of Thieves grundsätzlich nur auf einem Weg, nämlich in dem ihr bei den drei Fraktionen, den Goldsammlern, dem Handelsbund und dem Seelenorden im Rang aufsteigt. Das erreicht ihr, indem ihr erbeutete Schätze verkauft oder gleich für diese Aufträge erledigt. Wer höheres Ansehen genießt, bekommt komplexere aber auch lukrativere Aufgaben angeboten. Grundsätzlich gibt es aber nur drei verschiedene Missionsarten.
Die Goldsammler schicken euch auf Schatzsuche. Dabei müsst ihr den Hinweisen einer Karte folgen, um auf einer verlassenen Insel eine Truhe auszubuddeln. Für den Seelenorden fahrt ihr ebenfalls auf eine Insel, um dort Horden von KI-Gegner zu erledigen und schließlich den Kopf ihres Skelett-Kapitän zu erbeuten. Skelette sind übrigens die Standardgegner in Sea of Thieves und kommen in verschiedenen Ausführungen daher. Da gibt es die Schattenskelette, die ihr ins Licht locken müsst, um zu schwächen. Letzten Endes bleiben die Kämpfe mechanisch aber ehr simpel und werden schnell eintönig.
Eintönig sind auch die Handelsmissionen. Diese hätten wir am liebsten ganz ausgelassen. Hier geht es nämlich nur darum, bestimmte Waren zu finden und von A nach B zu bringen. Wer den Rang eines legendären Piraten erreichen will, um einen geheimen Hafen und neue Missionen freizuschalten, muss aber bei jeder der drei Fraktionen Stufe 50 erreichen. Dieser irre Grind wird dadurch noch verschlimmert, dass die Missionen wie erwähnt zwar komplexer und länger werden, aber kaum anspruchsvoller. Es kommen im Spielverlauf einfach keine neuen Herausforderungen hinzu, die für echte Abwechslung sorgen könnten. Wie auch, wenn unser Charakter sich nicht weiterentwickelt?
Alle neuen Gegenstände, die wir durch Rangaufstiege freischalten, sind rein kosmetischer Natur. Skillpunkte gibt es in Sea of Thieves gar nicht. Und die gerade einmal zwei Schiffstypen lassen sich ebenfalls nur optisch verändern. Klar, dass ist einerseits toll, weil neue Leichtmatrosen so ohne Probleme mit erfahrenen Seebären zusammenspielen können. Andererseits gibt es aber kaum Ziele, auf die wir hinarbeiten können, keinen neuen Mechaniken zu erlernen und keine Belohnungen einzusacken.
Fazit:
Sea of Thieves ist ein wahres Piratenabenteuer! Grafisch bietet der Titel eine gute Mischung aus allem und gerade die Wasser- und Wettereffekte gehören zum Nonplusultra der Spielewelt. In 4K auf der Xbox One und dem PC erstrahlt euch hier ein echter Schatz.
Sea of Thieves steht Einsteigern von Anfang an fast ohne Einschränkungen offen, verliert dafür aber extrem an Reiz, sobald wir einmal alles gesehen und alles ausprobiert haben. Und das ist schon leider nach ziemlich kurzer Zeit der Fall. Hier hat Rare einfach auf jede weitere und tiefere Spielmechanik verzichtet. Wir könne keine eigene Piratenbruderschaft gründen, unser Schiff nicht aufrüsten und selbst der Kampf gegen andere Spieler ist davon abhängig, dass wir zufällig welche treffen. Dabei hätte doch gerade das Piraten-Setting schier unendlich viele Möglichkeiten geboten.
Für ein Spiel, das zum Release satte 70 Euro kostet, steckt hier einfach zu wenig drin. Hier haben wir uns deutlich mehr erhofft. Wie lange euch Sea of Thieves Spaß macht, hängt am Ende also fast ganz und gar von euch und eurer Crew ab. Für Freibeuter, die nichts weiter zu tun haben, können sich hier schon eine geraume Zeit vergnügen. Wer von einem Vollpreis-Spiel auch eine volle Packung erwartet, der wird von Sea of Thieves leider enttäuscht. Rare liefert zwar eine großartige Basis ab, hat aber irgendwie vergessen, ein volles Spiel darauf zubauen – hier haben wir deutlich mehr erhofft.