Mit Project Cars 2 möchten die Slightly Mad Studios den lang ersehnten Nachfolger zu Project CARS veröffentlichen und zeigen, dass noch viel mehr geht, als nur schnödes Rundengedrehe in einem heißen Flitzer. Nein, Project CARS ist und war schon immer mehr und das soll auch in Teil zwei nicht minder sein. Auch in Project CARS 2 gibt es eine Menge zu erfahren und zu erspielen. Ob der neuste Teil an den Vorgänger aus dem Jahre 2015 anknüpfen und vor allem beweisen kann, was in ihm steckt, klärt unser Test dazu.
Sei von Anfang an dabei
Die DNA von Project CARS 2 ist der Motorsport, dass bewies auch schon der erste Teil. Denn die Rennsimulation bietet all das, was das Rennspielfan-Herz begehrt: Schnieke 180 Marken-Rennwagen in 29 Klassen, 140 lebendige und sich ständig ändernde Rennstrecken (übrigens die Meisten, die es in einem Rennspiel gibt zurzeit) und neun Motorsportdisziplinen runden das Ganze satt ab. Doch neben diesen ganzen Features beinhaltet Project CARS 2 auch wieder einen Karriere-Modus und den obligatorischen Mehrspieler-Part, der auch wieder mit vielen Neuerungen glänzt. Doch beginnen wir von vorn.
Das hat uns gefallen
Der Karriere-Modus
Wir steigen am besten ein mit dem Karriere-Modus und dessen Aufbau. In Project CARS 2 müsst ihr euch nicht von ungeliebten „Popelklassen“ bis hin zu den richtig fetten Rennwagen hocharbeiten, sondern habt in begrenztem Rahmen die freie Wahl, womit es los- und wie weitergehen soll. Der Karriere-Pfad suggeriert zwar, dass ihr vorne beginnen müsst, sprich bei den einfachen Events als Erste, aber dann muss man gar nicht, denn man kann auch gleich mit schwierigeren Veranstaltungen wie den Gruppe-A-Events oder mit der Lambo-Super-Tropheo-Serie beginnen – jeder, wie er gerne möchte.
Lediglich die beiden höchsten Stufen zwei und eins sind von Anfang an gesperrt und müssen freigespielt werden. Hier wird auch klar, dass ihr keinen eigenen Fuhrpark aufbauen müsst, wie es bei vielen Rennspiel-Pendants der Fall ist. Werder erhaltet ihr Preisgelder nach einem erfolgreichen Rennen, noch könnt ihr in Project CARS 2 Autos kaufen. Der Vorteil hierbei ist, dass ihr immer die volle Auswahl habt und das von Anfang an. Wer jedoch seine Sammeltriebe befriedigen möchte, kommt hier wohl eher nicht auf seine Kosten.
Habt ihr euch für eine Rennserie entschieden, dürft ihr noch das Team wählen, für das ihr fahren möchtet, bestimmt, ob die Serie kurz oder lang sein soll und ihr entscheidet, ob und wie lange ihr Übungs- und Qualifying-Runden fahren möchtet. In der Box vor Rennbeginn könnt ihr schließlich noch euren Wagen tunen. Neu ist hier der Race Engineer. Diesen halten wir für eine außerordentlich gute Innovation für Einsteiger, denn anstatt jede Einstellung von selbst vorzunehmen, ohne zu wissen, wie sie sich auf das Fahrverhalten auswirkt, lässt man sich vom Engineer einfach ein paar Fragen stellen. Anhand der Antworten, die ihr gebt, bekommt ihr somit das optimale Setting serviert.
Der Karriere-Modus bietet aber noch etwas mehr als die Veranstaltung, die in der Übersicht „Meine Karriereleiter“ zu sehen sind. Unter „Herstellerfahrten“ finden sich spezielle Events für alle Fahrzeugmarken. Die werden zugänglich, sobald eure Affinität zu jeweiligen Hersteller einen gewissen Wert erreicht hat. Unter dem Punkt „Einladungs-Events“ tummeln sich weitere Rennserien, die in Kategorien wie „Historisch“, „Wenig Grip“ oder „Supercar“ eingeteilt sind. Die Einladung zu diesen Events erhaltet ihr abhängig von eurem Karriere-Fortschritt und genau wie die „Herstellerfahrten“ sind diese optional.
Da steckt also so einiges drin im Karriere-Modus, da vor allem die Übersichtlichkeit und der Aufbau gegeben ist – gerade begrüßenswert im Vergleich zum ersten Teil.
Wetter, Tageszeiten und Streckenzustände
Rennen können zu jeder Tageszeit und die Zeit schreitet auch während des Rennens voran. Ebenso kann sich das Wetter verändern: Herrscht beim Rennstart noch eitel Sonnenschein, kann sich während des Rennens zum Beispiel der Himmel zuziehen und später sogar Nebel aufkommen. Im Karriere-Modus habt ihr allerdings keinen Einfluss auf die Natur, da bestimmt ausschließlich das Spiel Wetter und Zeit.
Doch im sogenannten „Quickplay-Modus“ oder auch bei selbst erstellten Online-Rennen, könnt ihr Tageszeiten und Wetter selbst festlegen. Sogar die Geschwindigkeit, in der sich beide
Im Rennverlauf ändern soll, ist hier einstellbar. Bei Slightly Mad hat man sich richtig Mühe gegeben und auch auf die Einflussnahme des Wetters besonderen Wert gelegt, auch, auf diesen der Strecke und auf den Autos selbst. Denn bei Regen bilden sich die Pfützen dort, wo sie sich auch in echt bilden würden und mit zunehmender Renndauer nimmt auf der Ideallinie vor Kurven der Gummiabrieb auf dem Asphalt zu. Wie in der Realität soll auf diesen Abschnitten mehr Grip vorhanden sein, als auf den sauberen Stellen.
Fahrzeuge und Strecken
Wie schon eingangs erwähnt, bietet Project CARS 2 180 Autos, die in neun Motorsportdisziplinen unterteilt sind. Von GT-Autos, Le-Mans-Prototypen für Ausdauerrennen, Tourenwagen und die beleibten Karts kennt man bereits aus dem ersten Teil. Neu mit dabei sind die Disziplinen Indy Cars mit den dazugehörigen Oval-Kursen und Ralley Cross. Die Ralley-Autos sind natürlich deutlich Drift-freudiger als andere Fahrzeugklassen und toben sich auf Kurvenreichen von-A-nach-B-Strecken aus. Insgesamt finden sich 60 Strecken in Project CARS 2, was doch eine sehr stattliche Anzahl ist und diese nur hier zur Geltung kommen.
Die Grafik und der Sound
Neben den 1080p an Auflösung wird Project CARS 2 auch stabile 60 Bilder pro Sekunde bieten. Die optische Qualität der Strecken und Autos schwankt unserer Meinung nach ein wenig, was eben auch vom Wetter und der Tageszeit abhängig ist. Bei wolkenlosen Himmel in der Wüste herumzufahren ist visuell jedenfalls nicht so spannend, wie zum Beispiel ein Rennen in der Dämmerung, wo auflösende Regenwolken ein wunderschönes Abendrot preisgeben und die Scheinwerfer der Autos in noch feuchten Asphalt spiegeln.
Besonders gut gefällt uns der Einsatz der Tiefenunschärfe bei manchen Kameraperspektiven und in den Replays, die scharfen Schattenspiele bei Sonnenschein und die gut gelungenen Lichteffekte bei Nachtfahrten. Weniger schön sind die zu matt gehaltenen Autos, diese könnten ruhig noch etwas mehr glänzen. Hier ist man gerade als Forza-Motorsport-Enthusiast mehr gewöhnt.
[amazon box=“B071F1L3LV“ template=“list“]
Im Großen und Ganzen kommt Project CARS 2 doch gut an die neusten Rennspiel-Titel heran und kann locker mithalten. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel, doch dazu mehr weiter unten.
In Sachen Sound muss sich Project CARS 2 ebenfalls nicht verstecken. Hier wummern euch fette Motorensounds um die Ohren und das Rennstreckenfieber packt einen sofort. Auch der Soundtrack vom neustem Teil ist sehr episch. Im Menü trommelt euch ein wirklich hammermässiger Soundtrack um die Ohren, wie man es eigentlich nur von guten Hollywood-Filmen her kennt. Im Großen und Ganzen ist die Soundkulisse von Project CARS 2 sehr stimmig und ausgewogen, das gefällt.
Options-Overload
Bis jetzt hat man mitbekommen, dass man bei Project CARS 2 echt eine Menge Anpassungsmöglichkeiten hat, aber es gibt noch weitaus mehr. All jene, die lieber mit dem Controller spielen anstatt mit einem Lenkrad, freuen sich über die Option zur Einstellung von Totzone und Sensitivität von Lenkung, Bremse Gas und Kupplung. Ebenso ist die Tastenbelegung komplett frei konfigurierbar. Fahrhilfen gibt es auch jede Menge. Mit dabei sind die Basics wie Lenkhilfe, die Bremshilfe, ABS oder Traktionskontrolle.
Wer es gerne extra realistisch mag, aktiviert das Schadensmodell, Reifenabnutzung, Spritverbrauch und den manuellen Boxenstopp. Und wer mit den On-Screen-Anzeigen nicht glücklich ist, darf auch hier noch zig Einstellungen vornehmen. Die Anzeige von Kurvenindikatoren und Ideallinie sind nichts Außergewöhnliches, aber das man selbst die einzelnen Elemente des Head-up-Display frei anpassen kann, ist schon krass. Sogar einzelne grafische Effekte wie Hitzeflimmern, Regentropfen oder Dreck auf der Kameralinse kann man in Project CARS 2 an- oder ausschalten. Ob man diesen Options-Overload nun gut oder schlecht findet, ist jedem selbst überlassen. Aber zumindest kann man Project CARS 2 nicht den Vorwurf machen, unflexibel zu sein.
Das Fahrverhalten
Die richtigen Worte für das Fahrverhalten zu finden ist nicht einfach, vor allem bei der zuvor genannten Optionsvielfalt. Schließlich wissen wir jetzt, dass man wirklich an tausend Rädchen drehen kann, die die Steuerung beeinflussen und daher können wir nur unseren groben Eindruck des Fahrverhaltens schildern.
Project CARS 2 soll zwar sowohl Simulations-Fans als auch Gelegenheitsspieler ansprechen, allerdings macht man aus diesem Spiel trotz aller Optionen kein Arcade-Racer. Will man sein Auto sauber um die Kurven zirkeln, braucht man in jedem Fall viel Gefühl, Streckenkenntnis und auch etwas Rennspiel-Basiswissen. Bei Ralley-Cross-Autos sollte man schon wissen, wie man eine Drift einleitet und wie man ihn hält und bei Formel-Autos führt ein zu heftiger Tritt aufs Gas am Kurvenausgang schnell zu einem unfreiwilligen Dreher. Rasenkontakt oder zu heftiges Fahren auf den Curbs sollte am besten auch vermieden werden, denn dadurch wird der Wagen sehr instabil und muss dann sanft wieder auf Spur gebracht werden.
Und bei Regen oder Schnee ist genau das genau nochmal etwas kniffliger. Wir glauben, dass Simulations-Fans hier auf jeden Fall glücklich werden und das Simulations-Einsteiger hier alle Werkzeuge in die Hand bekommen, um sich in dieses Genre einzuarbeiten. Zähl man sich jedoch eher zu den Rennspielern Marke Vollgas, Vollbremse, voller Lenkeinschlag, sollte man sich eher nach einem echten Arcade-Racer umschauen.
Der Multiplayer
Wie auch im ersten Teil erwartet euch wieder ein ausgewogener Onlinemodus, der mit einigen Modi daherkommt. In der sogenannten Online Lobby könnt ihr eurem Fahrspaß voll ausreizen und diesen mit anderen teilen. Hier kann man eigene Strecken wählen, wie das Wetter beschaffen ist oder den Wagen seiner Wahl wählen. Ihr könnt auch in online nach Spielern suchen und euch mit diesen messen, um die schnellste Zeit für eine jeweilige Strecke zu meistern. Auch kann man Online Events erstellen – ganz nach seinem Wunsch. Das Ganze ist wie im ersten Teil aufgebaut, nur bekommt ihr mit Project CARS 2 noch mehr Möglichkeiten und Optionen spendiert, wie ihr ein Rennen gegen andere wählen könnt. Hier macht jeder selbst seine Regeln.
Das hat uns nicht gefallen
Ein Spiel von dieser Wucht und Größe hat natürlich auch seine Nachteile, die sich jedoch recht schnell aufzählen lassen und eher überschaubarer sind, als die Punkte, die man als positiv betrachten kann. Auf den ersten Blick mussten wir nämlich ein paar unschöne Effekte seitens der Grafik bemängeln, die in Form von Kantenflimmern und Treppcheneffekten daherkommen. Das sieht man gerade in der Anfangsszene von Project CARS 2, wenn das Intro über den Bildschirm läuft. Doch nicht immer tauchen diese unschönen Effekte auf, doch gerade bei Szenen mit etwas mehr Geschwindigkeit, fällt es doch schon auf. Ein weiterer Minuspunkt ist den Autolackierungen zum Opfer gefallen. Hier haben wir mehr erwartet und sind von den Forza-Teilen Besseres gewohnt. Dort spiegelt sich der Lack einfach schöner und die Autos wirke edler. In Project CARS 2 sind diese eher schlicht gehalten und dienen eben dem Zweck und nicht als Objekt der Begierde.
Auch die Lackieroptionen vermissen wir in Project CARS 2, denn die gibt es faktisch nicht. Klar ist Project CARS 2 voll auf den Rennsport gelegt und nicht mit Titeln wie den neusten Need for Speeds oder den besagten Forza-Teilen zu vergleichen, dennoch hätte man sich ruhig den ein oder anderen Editor zum verschönern seines Wagens gewünscht. So bleibt´s bei den vorgefertigten Designs, die das Spiel bereitstellt.
Auch die vielen Einstellmöglichkeiten sorgen für den ein oder anderen für Frust. Gerade am Anfang und als Einsteiger weiß man oft nicht, was man für Parameter wählen soll, um das Beste aus seinem Wagen zu holen. Hat man aber erst einmal den Dreh heraus, klappt das Ganze dann aber ganz gut.
Wir haben Project CARS 2 nur mit einem herkömmlichen Xbox-One-Controller testen können und waren hier eher negativ überrascht, da man mit dem neuen Racer hier wie schon erwähnt eine echte Rennsimulation vor sich hat, die mit dem Controller eher spärlich bedienbar ist. Wer die Möglichkeit hat, ein Lenkrad mit Gas- und Bremspedale sein Eigen nennen zu dürfen, den erwartet mit Project CARS 2 ein wahres Rennvergnügen.
Fazit
Mit dem neusten Teil von Project CARS haben die Slightly Mad Studios eigentlich fast alles richtig gemacht und konnten mit Project CARS 2 nochmals eine Schippe obendrauf packen. 180 Autos, mehr als 140 Strecken und eine tolle Optik machen diesen Racer zu einem echten Asphalt-König. Doch fehlen hier ein paar mehr Effekte seitens der Autos und die Option, diese auch optisch anpassen zu können. Wem das aber nicht stört und die volle Dröhnung Motorsport sucht, ist mit Project CARS 2 bestens aufgehoben. Mal sehen, was uns da Forza Motorsport 7 zu bieten hat.
freu mich auf NFS. Hab genug von Simulationen
#ForzaMotorsport #F1_2017 #TopGearRally64 😉