Electronic Arts und Ghost Games geben euch in Need for Speed Payback mit Fortune Valley die größte offene Welt, die es jemals bei einem Game der Serie gab. Was der Vorgänger nicht an Erwartungen erfüllen konnte, soll nun Payback wieder gerade biegen. Ob es damit auch auf die Überholspur geht und endlich an das erfolgreiche Underground anknüpfen kann, lest ihr nun in unserem Test.
Damit ihr nicht nur mit einfachen Rennen beschäftigt seid, haben sich die Entwickler eine Story a la „Fast and the Furious“ einfallen lassen, in der es um Verrat, Freunde und einer Menge super schnelle Flitzer geht. Die jeweiligen spielbaren Crew-Mitglieder unterscheiden sich auch jeweils in persönlichen Kategorien. Wir, Tyler Morgen, sind auf Street Racing spezialisiert – Sean „Mac“ McAlister driftet hingegen lieber über die Straßen oder jagt mit dem Geländewagen durch die Landschaft. Pilotin Jessica Miller ist eher die Harte im Team und legt sich gerne mit den Cops an – „Rav“ rundet das Ganze als Mechaniker ab, greift allerdings nicht in das Renngeschehen ein.
In unserem ersten Rennen sitzen wir als Tyler Morgan gleich in einem 1.500 PS starken Prototypen und geraten wir direkt in einen Hinterhalt. Die eigentlich Verbündete Lina Navarro verpfeift uns an die Cops und stiehlt auch gleich noch unseren Wagen. Unsere bis dahin bestehende Crew trennt sich darauf hin. Jedoch entscheidet sich unser Held gegen seinen neuen Chef, der uns verboten hat Rennen zufahren und startet wenig später durch. Ein Angebot des „House-Kartells“ ermöglicht es uns wieder an einem Rennen teilzunehmen. Doch wir wissen, dass wir es nicht ohne die alte Crew schaffen werden, daher versuchen wir eben selbige wieder zu vereinen. Von jetzt an sinnt der stadtbekannte Street Racer auf Rache. Um die auszuüben, stehen uns in der offenen Spielwelt von Fortune Valley allerlei Events zur Verfügung durch die wir uns zurück an die Spitze arbeiten.
Das hat uns gefallen:
Viel Abwechslung gibt es abseits der Story mit ihren Nebenaufgaben nicht, aber recht viel zu entdecken. Die Bereiche der Karte, die von den verfeindeten Gangs beherrscht werden, müssen wir uns erst deren Respekt in ihren jeweiligen Disziplinen, wie etwa Drag- oder Drift-Rennen freispielen. Für jeden Renntypen muss auch der passende Wagen genutzt werden. Schaffen wir es dann auch noch die höchste Wagenstufe 300 zu erreichen, schalten wir für die jeweilige Klasse ein Super-Built frei, der unser mühsam gefundenes Wrack, welche ihr an den Straßenrändern der Spielwelt finden könnt, zu einem echten Super-Racer macht.
Bei der Grafik gibt es kaum was auszusetzen, kann jedoch nicht mit der Umgebung und dem schönen Fuhrpark eines Forza 7 oder GT Sports mithalten. Auch wenn die Lichteffekte und die flüssige Darstellung euch zum Staunen bringen werden, schleichen sich hier und da im Hintergrund auch gerne mal ein paar unschöne Texturfehler ein. In Sachen Fahrphysik macht der neue Teil im Rahmen seiner Arcade-Möglichkeiten einen richtig guten Job. Die Autos fühlen sich wunderbar griffig an, fahren sich je nach Modell und Klasse spürbar unterschiedlich, so schafft ihr auch locker präzise Drift- und Ramm-Manöver.
Das hat uns nicht gefallen:
Die realen Zwischensequenzen aus dem Vorgänger werden jetzt in ganz klassische mit in Ingame-Grafik präsentierten Videos vorangetrieben. Schade nur das man die Actionsequenzen nicht voll auskosten kann, denn immer wieder schiebt sich eine Videosequenz nach der anderen auf den TV und zerreißt damit die Actionszene. So haltet ihr etwa auf eine Rampe zu, um einen halsbrecherischen Sprung zu wagen, nur um eine weitere Videoszene zu starten, statt den Sprung in seiner ganzen Pracht selbst auszuführen. Die deutschen Sprecher können sich hier zwar mit einer relativ guten Synchronisation hören lassen, jedoch nicht mit ihren komischen Dialogen, die teils sehr kindisch formuliert sind und somit die Charaktere „unnatürlich cool“ aussehen lassen.
Need for Speed Payback setzt beim Tuning auf Sammelkarten, dabei ist es egal ob ihr Serienfahrzeuge pimpen wollt oder eines der fünf Wracks die in der Spielwelt versteckt sind. Um die Leistung eurer Autos zu verbessern, benötigt ihr sogenannte Speed Cards.
Statt echter mechanischer Teile, die ihr in eure Boliden verbauen könnt, gibt es nun für die verschiedenen „Bereiche“ des Fahrzeugs eben diese Karten. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Leistung und eventueller Boni. Sammeln könnt ihr diese, in gewonnenen Renn-Events, in Tuning-Shops – vorausgesetzt ihr habt genug Bares, oder über „Lieferungen“, die es bei Stufenaufstiegen gibt.
Immerhin habt ihr beim Optischen-Tuning hab ihr alle Freiheiten, denn diese wirken sich nicht auf die Leistung des Rennboliden aus, kosten trotzdem eure angesparten Credits.
Diejenigen unter euch, die aus dem großen Fuhrpark möglichst viele Wunschautos optisch und leistungstechnisch ausreizen wollen, kommen ums wiederholen von Rennen für Geld, Erfahrungspunkten und Speed Cards kaum herum. Hier ist der Kauf von Lootboxen dann tatsächlich leider eine schnelle verführerische Alternative. Ob das so genannte „grinding“ nun im direkten Zusammenhang mit den Lootboxen steht oder einfach nur schlechtes Game-Design der Entwickler ist, können wir nur spekulieren.
Ebenfalls ist uns gleich am Anfang aufgefallen, dass Need for Speed Payback ein echtes Balancing-Problem hat, dies führte schon oft zu Frustmomenten. Insbesondere trat das bei Street- oder Offroad-Events auf, bei denen wir in klassischen Rund- oder Sprintrennen gegen mehrere computergesteuerte Gegner auf einmal antreten mussten.
Es war wiederholt der gleiche Kontrahent, aus der Gegnergruppe, locker mit uns mithält. Kleine Fehler, wie unsauberes Fahren oder ein kleiner Verbremser, werden sofort hart bestraft. Wie ein Schatten rast besagter Kontrahent plötzlich an euch vorbei und bleibt bis ans Rennende uneinholbar; ganzgleich ob wir das Rennen mit einem Rennwagen auf der empfohlenen Wagenstufe angehen, oder ihn nach vielen gescheiterten Versuchen so aufgemotzt haben, dass wir die Konkurrenz eigentlich locker hinter uns lassen müssten.
Das bekannte Gummiband-Verhalten unserer Gegner ist zwar nicht mehr so extrem wie im Vorgänger, aber immer noch vorhanden. Ob Design-Schwäche seitens der Entwickler oder indirekter Anreiz weitere Lootboxen zu kaufen, sei nun dahingestellt. Da die Story aber davon abhängt, dass wir in jeder Disziplin siegreich sind, sorgt das magische Gummiband für reichlich Frust.
Endtäuschend ist uns der Multiplayer-Modus aufgefallen, denn hier tretet ihr ausschließlich in Ranglisten und Zeitvergleichen gegen Freunde und andere Online-Fahrer an. Vor dem Rennen entscheiden wir uns entweder für einen Renn- oder Offroad-Wagen und treten anschließend in einer Serie aus vorab ausgewählten Events gegen Spieler auf ähnlicher Leistungsstufe an. Als Gewinn gibt es Speed Ccards, Geld und Erfahrungspunkte.
Fazit:
Need for Speed Payback ist im Ansatz ein guter Arcade-Racer. Doch können weder Story, die inhaltlich mit schwachen Charakteren ausgestattet ist, noch das eigentliche Gameplay wirklich überzeugen. Auch von der Klangkulisse dürft ihr nicht allzu viel erwarten – der Soundtrack mit seinen rockigen und hip-hop lastigen Tracks kommt zwar gut aus den Lautsprechern, dafür säuseln Fahrzeug- und Motorensounds reichlich dünn in eure Ohren.
Ein weiterer Tiefschlag ist das Tuningsystem. Auf den ersten Blick umfangreich, zielt es aber auf zahlungswillige Spieler ab. Wer sich von dem Ganzen aber nicht ablenken lässt trotzdem seinen Spaß finden. Im Großen und Ganzen schafft es Need for Speed Payback aber nicht auf das Siegertreppchen.
Sehr schöner Text 🙂 Allerdings störe ich mich etwas an der Verwendung des Wortes „Arcade“. Arcade wird seit Jahren vollkommen falsch verwendet. Es bedeutet NICHT das Gegenteil von Simulation oder die Abwesenheit von Anspruch. Spielhallen-Games haben eine ganz eigene Designphilosophie und sind oft hochkomplexe Meisterwerke, die nur von wenigen Menschen überhaupt durchgespielt werden können. Googel mal Dodonpachi wenn du magst. Dieses Spiel könnte niemals in der Spielhalle laufen, und hat daher mit Arcade nichts zu tun. Ein Arcade-Racer funktioniert meistens über Checkpoints und hat zwingend ein Zeitlimit – für den Fall dass der Spieler plötzlich aufhört und das Spiel zurückgesetzt… Read more »
Grundsätzlich hast du da natürlich recht, allerdings ist es heute ein gängiger Sprachgebrauch und dient nur als Hinweis auf das Gameplay selbst. Es hat, wie du schon sagtest, nichts mehr mit dem ursprünglichen Sinn gemein. Ich werde wohl alt 😀
Ich auch 😀 „richtiges“ Arcade ist halt meine große Leidenschaft, und es macht mich traurig dass das ursprüngliche Prinzip immer mehr verwässert. Bei mir geht es soweit dass ich echte, aus Japan importierte Spielautomaten in der Bude habe 😀
Bei chronischem Geldüberschuss, einfach an uns überweisen 😀