Nachdem der letzte Jurassic World-Film sein Debüt in den Kinos gefeiert hat, soll der Franchise nun auch die Konsolen erobern. Und zwar in Form von Jurassic World Evolution.
Das Leben findet einen Weg und wenn dieser Weg in einen Freizeitpark führt, dann verlangen wir dafür Geld. Dafür benötigen wir nur die gefährlichsten Tiere, die vor Millionen von Jahren diese Welt bevölkert haben, und zwängen sie in kleine Gehege. Was kann da schon schiefgehen?
Oh, ein Stromausfall. Zum Glück sind unsere Tore, die den T-Rex von den Zuschauern trennen sollen bestens gesichert. Was? Sind sie nicht? Wenn sie Ihre Aufmerksamkeit nun auf diesen kleinen, unscheinbaren Pflanzenfresser richten würden, während ich schnellstens die Beine in die Hand nehme und einen Schutzbunker aufsuche. Vielen Dank.
Falls Sie einen kleinen Tipp von mir wünschen: Ziehen Sie bitte keine High Heels an. Soetwas funktioniert nur in albernen Filmen. Sie sollten nun ebenfalls Ihre Beine in die Hand nehmen und laufen. Laufen Sie! Es geht um Ihr Leben!
Das hat uns gefallen:
Was wäre Jurassic Park ohne Dr. Ian Malcom, seine Jurassic World und Chris Pratt als Owen Grady? Genau, ein Haufen Dinos die brüllen und Menschen fressen wollen. Also fast das Gleiche, nur mit weniger Charme. Um Charme ins Spiel zu bringen, hat sich Entwickler Frontier nicht lumpen lassen, und die Originalstimmen von Dr. Malcom und Owen auf die Inseln fliegen lassen. Diese predigen uns gewohnt gekonnt Moral. So fühlt man sich im Game gleich heimisch.
Durch die Kommentare von Jeff Goldblum, mit seiner herrlichen deutschen Synchronstimme, kommt ein Gefühl der Nostalgie auf. Das haben wir so gar nicht erwartet, und wissen es zu schätzen. Ohne zu viel zu verraten, hat Mister Goldblum in Jurassic World Evolution deutlich mehr Text als im neuen Jurassic World-Film.
Jurassic World Evolution bringt uns im Story-Modus auf verschiedene Inseln, die wir aber erst nach und nach freischalten können. Jede Insel bietet andere Szenarien, die es zu bewältigen gilt. Zu beginn unseres Abenteuers, schlagen wir uns mit hohen Schulden rum. Das Wetter ist auch nicht da beste und die Sabotageversuche verleihen dem Ganzen dann noch etwas zusätzliche Würze. Um auf die Inseln zu gelangen, gilt es zunächst verschiedene Aufgaben zu erfüllen. Unterteilt in drei Fraktionen – Wissenschaft, Sicherheit und Unterhaltung – schaltet ihr mit Erfüllen der Missionen neue Inseln, Dinos oder Gebäude frei.
Auf den ersten Blick, ist Jurassic World Evolution nur ein weiterer Park-Manager, ohne Achterbahnen. Allerdings gilt es nicht nur die Dinos in Form von Attraktionen an den Besucher zu bringen, sondern auch Forschung zu betreiben und Expeditionen zu führen.
Das klingt erst einmal spannend, ist es aber leider nicht. Nachdem wir eine Forschungsstation und ein Expeditionszentrum gebaut haben, schickt ihr entweder einen Helikopter los oder befehligt die Forscher neue Gensequenzen, Heilmittel oder Gebäudeupgrades zu erforschen. Damit könnt ihr dann sicherstellen, dass eure Dinos nicht krank werden, denn das werden sie. Nicht nur die Besucher wollen zufrieden sein, sondern auch die eigentlich ausgestorbenen Tiere. Jede Spezies hat andere Anforderungen. Während ein T-Rex beispielsweise viel Grasfläche mit wenig Wäldern bevorzugt, braucht ein Brachiosaurus sehr viel Wald, um sich geborgen zu fühlen. Und glaubt mir, ihr wollt zufriedene Dinos in eurem Park, sehr zufriedene.
Sinkt ihr Gefühl für Geborgenheit, entdecken die Tiere plötzlich ihre chronische Abneigung gegen Zäune aller Art. Da ist es vollkommen egal ob Pflanzenfresser oder Antivegetarier – sie werden ausbrechen, wenn sie sich nicht wohlfühlen. Um Geborgenheit zu schaffen, gilt es aber viele Faktoren zu beachten, nicht nur die richtige Landschaft und Futter. Diese Art des Micromanagements kann wirklich viele Stunden Spielzeit fressen und macht dabei erstaunlich viel Spaß.
Spaß wollen auch eure Besucher. Nicht nur in Form von Essen, einer Bar oder eines Souvenir-Geschäfts, sondern natürlich auch mit den Dinos selbst. Das bedeutet nicht, dass ihr jetzt aus dem T-Rex Gehege ein Streichelzoo machen sollt. An den Genen der Tiere herum zu experimentieren oder mit der Natur Gott zu spielen, sind ebenfalls wesentliche Aspekte des Games. Unserem Dino eine festere Haut oder ein größeres Gehirn zu verpassen, ist schon sehr spaßig. Oder soll er vielleicht auch etwas aggressiver sein? Ich meine, wir reden hier von Dinosaurieren, die gehen ja nicht in den Töpferkurs und trinken da eine Honigmilch. Das wurde im Game sehr gut umgesetzt, und bieten dem Spieler viele Freiheiten sich auszuprobieren, um der ultimative Parkkönig zu werden.
Falls das eure Besucher aber noch immer nicht ansprechen sollte, könnt ihr der Natur auch ihren Lauf lassen. Was mag wohl passieren, wenn ihr einen Fleischfresser und einen Pflanzenfresser zusammen in ein Gehege sperrt? Findet es doch einfach mal heraus. Oder was passiert, wenn ihr zwei gleich große und gleich starke Fleischfresser in ein Gehege sperrt. Was glaubt ihr wohl? All das könnt, und solltet, ihr ausprobieren. Es bringt jede Menge Spaß. Frei nach dem Motto: Das Leben findet immer einen Weg, in den Magen von jemand anderem.
Natürlich bietet Jurassic World Evolution aber auch das alltägliche Park-Aufbau-System. Es muss für genügend Storm gesorgt sein, ein ausreichendes Wegenetz und die Wartung und Pflege der Dinos darf nicht zu kurz kommen. Zusammen mit den anderen Aspekten ist Jurassic World Evolution ein echter Zeitvernichter – im positiven Sinne. Ebenfalls positiv ist das Gameplay von Jurassic World Evolution. Schnell zu lernen und ebenso schnell zu meistern.
Parksimulatoren sind in der Regel keine Grafikbomben und auch Jurassic World Evolution macht da keine Ausnahme, zumindest teilweise. Die Gebäude und Personen sind schön, kein Hingucker aber schön. Die Saurier auf der anderen Hand – holla! Jede Spezies hat natürlich ein anderes Verhalten und Vorlieben aber grafisch gesehen sind die Dinos (nicht die Mama!) wunderschön anzuschauen.
Nehmen wir wieder den König der Saurier, den T-Rex. Jede Bewegung zeigt die Beinmuskulatur, die bei jedem Schritt in Wallung gerät, die Arme eher nicht so. Brüllt der erzürnte Herrscher seine Beute oder einen Baum an (es gibt aber auch böse Bäume), dann könnt ihr nicht nur seine Zunge und die beeindruckende Kauleiste sehen, sondern auch Details über Details. Seitlich des Mauls bewegt sich beim Gebrüll das Gewebe, ähnlich wie im Film und es klingt einfach toll.
Ob Brachiosaurus oder Raptor, jeder Dino hat mit viel Liebe zum Detail seine eigene Stimme erhalten, mit Tönen, die jeder Jurassic Park-Fan kennen und lieben wird. Wo wir gerade von Tönen sprechen: Auch der Soundtrack von John Williams darf nicht fehlen. Dieser bringt in gewohnter Jurassic Park-Manier sofort viele Erinnerungen zurück. Flashback-Alert!
Das hat uns nicht gefallen:
Das größte Manko von Jurassic World Evolution ist, die fehlende Vielfalt des Spiels. Klar, die Dinosaurier sind wunderschön anzusehen, doch in der Regel nur die ersten zwei bis drei Minuten. Danach sind andere Aktivitäten wichtiger. Oh Mist, schon wieder Stromausfall. Kann jemand mal die Stadtwerke anrufen?!
Obwohl jetzt, nach dem Launch, schon wieder sechs neue Spezies hinzugefügt worden sind, bleiben es zu wenig Dinos, um lange Spaß zu haben. Schade ist auch, dass es keinen Modus gibt, in dem wir einfach losspielen können, ohne die sechs Inseln vorher freispielen zu müssen. Ein freier Modus, oder zumindest freierer, sollte und darf in keinem Simulator fehlen. Hier könnte man den den Spielern gern etwas entgegen kommen.
Der letzte Punkt geht an die Besucher. Diese scheinen allesamt in Geld zu schwimmen. Sicher, sie vergeben Wertungen zu eurem Park, doch könnt ihr im Grunde so viel Geld verlangen wie ihr wollt, sie werden es zahlen. Sinnfreie Einrichtungen wie einen Arcade-Shop, in dem gelangweilte Teenager zocken, weil sie Dinos aus irgendeinem nicht nachvollziehbaren Grund, öde finden, hätte gerne Ersatz durch beispielsweise ein Wasserbecken finden können. So wie in den Filmen, ihr wisst schon, die mit den Dinos und den schreienden Kindern und den Frauen die mit dem denkbar dümmsten Schuhwerk einen Dauerlauf durch den Wald proben.
Fazit:
Jurassic World Evolution ist ein Zeitfresser und macht sehr viel Spaß. Die Dinosaurier sehen wundervoll aus und haben, je nach Spezies, andere Anforderungen an ihr Umfeld. Um nicht zu schnell von den großen, mit Zähnen übersäten Tieren, gelangweilt zu werden, könnt ihr noch mit ihren Genen rumspielen – was kann da schon schiefgehen? Die werden schon nicht beißen.
Allerdings ist Jurassic World Evolution nicht perfekt. Einen Modus zum freien Bauen gibt es leider nicht und auch die Vielfalt an Gebäuden ist ernüchternd. Bleibt zu hoffen, dass Frontier hier noch nachbessert und mit weiteren Updates auch neue Inhalte liefert.
Trotzdem ist Jurassic World Evolution einer der besten Aufbausimulationen, die seit langer Zeit den Weg auf die Konsole gefunden hat. In diesem Sinne: Schlüpft in eure High-Heels und besorgt euch eine Leuchtfackelt. Das Wasserglas wackelt schon wieder so komisch.
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