Als Playdead Limbo veröffentlichte war das Aufsehen nicht nur groß, sondern es war ein Kunstwerk zum Spielen. Ob PC oder Konsole, jeder der sich traute wurde in seinem Bann gezogen. Jetzt legt Playdead mit Inside, einem PC- und Xbox One-exklusiven Plattformer, nach. Kann Inside überzeugen? Wir verraten es euch in diesem Test.
Wäre dies ein „normales“ Spiel, würde hier jetzt eine Kurzform der Geschichte, zumindest der ersten Stunden, in Worte gefasst. Doch Inside ist kein normales Spiel, es ist von den Limbo-Entwicklern und das merkt man ab der ersten Sekunde.
Die Geschichte erzählt das Spiel selbst, weder der namenlose Junge, der niemals spricht, noch die nicht vorhandenen Texte verraten euch worum es geht. Es ist eine Reise, die jeder für sich so interpretieren kann wie er es für passend hält. Man könnte es als Weg des Menschen betrachten oder als Statement für die derzeitige Lebensart der Menschheit. Doch genug dieses „Vorwortes“.
Das hat uns gefallen:
Schon Limbo setzte Gameplay vor Grafik und auch Inside ist hier nicht anders. Es ist ein Plattformer – ein Jump and Run, wenn man es klassisch benennen möchte. Das Gameplay in Inside ist aber mehr als nur schnödes Springen und Laufen. Es ist der Geschichtenerzähler, der rote Faden und die Motivation von Inside. Es schafft Momente, in denen man vor Spannung die Augen nicht schließen möchte, um nur wenige Momente eine bedrückende Atmosphäre zu kreieren, die seines Gleichen sucht, selbst unter den Triple-A-Games.
Inside macht etwas, das vielen Spielen selten bis nie gelingt: es erfindet sich beim Spielen neu. Sind es eben noch Sprungpassagen, die man absolvieren muss, ist man einige Augenblicke später schon in einem U-Boot unterwegs, immer auf der Suche nach Antworten, auf Fragen die man sich wohlmöglich nicht gestellt hat. Dabei sind die Rätsel nie unlösbar, man muss nur lernen etwas außerhalb der Schachtel zu denken. Ist es wirklich nötig, das ich diese Hebel nutze? Wie würde ich vorgehen? Solche Fragen sind schnell gestellt und oftmals ist die Lösung einfacher als man denkt.
Das bedeutet keinesfalls, dass man nicht sterben wird. Sterben gehört zu Inside, wie es schon zu Limbo gehörte. Es ist aber kein Dark Souls-Erlebnis, bei dem man sich bestraft fühlt. Es ist vielmehr ein Lernerlebnis, in dem man aufgehen kann und sobald man erfolgreich ist, denkt: Warum habe ich das nicht gleich so gemacht?
Playdead kombiniert eben jenes Gameplay mit einer Grafik die wirklich mehr Kunst denn „Grafik“ ist. Jeder Abschnitt ist unterschiedlich. Eben noch im Regen unterwegs, jeden Partikel betrachtend auf der Flucht vor den Häschern, ist man schon in einem Industriekomplex umgeben von farblosen Wänden und verdächtigen Schatten und Schemen. Es ist eine bedrückende Atmosphäre die Playdead geschaffen hat, ohne dabei die Motivation zu zerstören.
Abgerundet wird das ganze durch den wohl minimalistischsten Sound überhaupt. Der namenlose und schweigsame Junge, dessen Rolle man übernimmt, wird so selten von Musik begleitet, dass man, sobald sie einsetzt, gleich noch mehr in die Welt von Inside abtaucht. Die ersten Minuten des Spiels wird man nur vom Atem des Jungen begleitet, von Regentropfen und eventuell sogar Hundegebell. Die Kirsche auf einem fast perfekten Kuchen.
Das hat uns nicht gefallen:
Playdead macht eigentlich alles richtig. Muss man aber einen Kritikpunkt anbringen, dürfte es die Spielzeit von Inside sein. Ungefähr drei Stunden, je nach Spielart, ist man unterwegs in der Welt von Inside. Allerdings fühlt sich diese Spielzeit sehr „richtig“ an. Es ist kein Spiel das sich selbst in die Länge zieht, um nicht den „Makel“ eines zu kurzen Spiels mit sich zu führen. Inside schafft sein eigenes Tempo, genau wie es seine eigene Spielzeit geschaffen hat.
Fazit:
Inside ist der Nachfolger zu Limbo und in vielen Belangen sogar deutlich besser als sein Vorgänger. Es ist eine Reise ins eigene Ich, um es übertrieben symbolisch auszudrücken. Inside ist ein Kunstwerk, wie es schon Limbo war. Grafik und Sound sind nur Werkzeuge des so genialen Gameplays.
Nur die rund drei Stunden Spielzeit könnte man dem Spiel ankreiden, was aber geheuchelt wäre, da es sich am Ende „genau richtig“ anfühlt. Nichts was ich noch sagen könnte würde Inside irgendwie gerecht werden, es bleibt euch nur eines: greift zum Controller, egal ob PC oder Xbox One und erlebt diese Reise „Inside“.
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