Mit Get Even steht uns ein neuer Psycho-Thriller bevor, der aus der Feder der Entwicklerschmiede The Farm 51 stammt und uns in die Tiefe des menschlichen Unterbewusstseins manövrieren soll. Doch in Get Even verschwimmt die Realität mit dem Wahnsinn und in guter, alter Ego-Shooter-Perspektive müssen wir uns als Detektiv auf Spurensuche und letztendlich auf die Suche nach der Wahrheit begeben, die uns doch sehr befremdlich vorkommt. Begleitet uns auf einen Trip durch Erinnerungen und eine alte, verlassene Nervenanstalt, in der es vor mysteriösen Dingen nur so wimmelt.
Was ist hier eigentlich los?
Konzentrier dich und stell Nachforschungen an. Er weiß, du bist ein Mann für Details, also konzentrier dich … und atme. Konzentrier dich auf die Familie – sie werden dir den Weg zeigen. Moment – wessen Erinnerungen sind das? Stell keine Vermutungen an. Auf eine Vermutung folgen Zweifel. Konzentrier dich nur auf die Details. Die Frau. Der Söldner. Die Entführung. Alles fügt sich zusammen, alles ergibt einen Sinn… atme.
Das Mädchen. Der Stuhl. Die Bombe. Das Headset… Alles hängt zusammen, die Familie hält es zusammen. Das bedeutet, dass Red…?!Nein, keine Vermutungen anstellen. Nicht nachdenken. Es gibt bald eine Party. Ein Sturm im Wasserglas. Man wird etwas gewinnen können. Konzentrier dich darauf. Konzentrier dich und atme. Du bist so nah dran… denn der Spieler ist bereits unterwegs.
Mit diesen Worten könnte man Get Even am Anfang umschreiben und die Dinge die man dort liest und erlebt auch tatsächlich passieren. Ihr wacht als Cole Black in einer verlassenen Halle auf, die von allen Seiten ziemlich marode und heruntergekommen ist. Doch was macht ihr dort? In Get Even werdet ihr euch noch des Öfteren solche Fragen stellen, denn es geht hauptsächlich um Erinnerungen eurer Selbst. Nun liegt es an euch diese ausfindig zu machen und nachzuforschen, was hier passiert sein könnte und was es mit dieser ungewöhnlichen Nervenanstalt zu tun hat, in der ihr euch schon bald befindet.
Das hat uns gefallen:
Schon gleich zu Beginn wird der Spieler mitten ins ungewisse Geschehen geworfen, wo er sich selbst überlassen ist. Und schon beginnt auch schon die Odyssee um Cole Black. In Get Even wird euch die Geschichte laut Angaben von Publisher Bandai Namco nur tröpfchenweise erzählt, damit der Spieler nach und nach alles selbst herausfinden muss, was hier geschehen ist.
Ihr seid also ein Teil des Spiels, bei dem alle wichtigen Elemente dazugehören, wie die subtile Manipulation von Wahl und Handlungsmacht, um einen gewünschten Effekt zu erzielen. Und darum geht es hier letztendlich auch: Psycho-Kost vom feinsten.
Und schon geht es los.
Seid ihr erstmals zu euch gekommen, müsst ihr nun auf euch gestellt eure Umgebung erkunden, um zu erfahren, wie es weitergeht. Dabei hilft euch euer Smartphone, das ein echter Allrounder ist. Cole ist aber nicht nur mit seinem mobilen Kameraden ausgestattet, sondern hat zufällig auch gleich noch ein paar Wummen dabei, die euer Leben noch etwas verlängern sollen. So verfügt er über ein Maschinengewehr mit Corner-Gun-Aufsatz und eine Pistole mit Schalldämpferaufsatz, der euch ein leises Töten garantiert. Hier kommen wir auch gleich schon zum Hauptaugenmerk von Get Even. In immerwährenden Schleicheinlagen müssen wir uns von Punkt zu Punkt arbeiten, um an unser Ziel zu gelangen. Dabei hilft uns unser eingangs erwähntes Smartphone, das einige Tricks auf Lager hat und wir uns so ein Teil auch gern im echten Leben wünschten.
So könnt ihr mit eurem Smartphone nicht nur telefonieren, sondern auch noch viele andere nützliche Dinge tun, die euch weiterhelfen werden. Zum einen könnt ihr eure Umgebung abscannen, um somit Spuren aufzunehmen, die euch und euren Erinnerungen auf den Sprung helfen sollen. Auch einen Nachtsichtmodus bzw. eine Thermovision und ein UV-Licht hat euer mobiler Helfer auf dem Kasten, mit dem ihr zum Beispiel nicht sichtbare Dinge sichtbar machen könnt. Blut oder Fußspuren ist das Stichwort. Euer intelligentes Smartphone hat natürlich auch eine Umgebungskarte an Bord, mit der ihr euch durch die verschiedenen Areale navigiert. Hier werden euch dann auch wichtige Punkte und interessante Stellen, an denen es etwas zu entdecken gibt, angezeigt.
Wer ist dieser Red?
In Get Even werdet ihr euch wie schon erwähnt immer wieder Fragen stellen, warum das Ganze und wieso. Doch im Laufe des Spiels werden diese beantwortet. Doch das größte Mysterium in Get Even ist wohl dieser komische Typ namens Red, der euch immer einen Schritt voraus ist und mit euch spielt. Wer er ist? Nun, dass müsst ihr selber herausfinden. Eines ist sicher: Er ist für die Entführung des Mädchens verantwortlich, das ihr im ersten Abschnitt an einen Stuhl gefesselt vorfindet und eine Bombe um sich trägt, die jeden Moment explodiert. Er steckt hinter all diesem Durcheinander und spielt mit euch. Er ist es auch, der euch immer weiter in die Tiefen des Psycho-Labyrinths führt, um an euch zu gelangen und letztendlich in den Wahnsinn zu treiben.
Cole Black muss nun alles tun, damit dies nicht geschieht, denn wer will schon mit sich spielen lassen, wenn es um Leben und Tod geht? So macht ihr euch nun also auf den Weg und erkundet Stück für Stück das Areal und müsst immer wieder seltsame Bekanntschaft mit Red machen, der euch rätselhafte Dinge aufgibt, um weiterzukommen. Doch ihr habt ja noch die Waffengewalt und euer Smartphone dabei, die euch stets ein Freud und Helfer in Get Even sein werden.
Wir möchten euch an dieser Stelle nicht zu viel vom Spielablauf verraten, denn das wäre zu sehr gespoilert. Vielmehr möchten wir, dass ihr das selbst herausfindet, was es mit dieser Anstalt, Cole Black und Red auf sich hat. Eines können wir euch jetzt schon mit auf den Weg geben: Macht euch auf ein Schleichabenteuer mit Angst, Gewalt, Psycho-Spielchen und jeder Menge guter Inszenierung gefasst, denn in Get Even gibt es reichlich davon.
Ein weiteres Hauptaugenmerk in Get Even ist die Grafik. Diese basiert auf der Unreal Engine 4 und kann sich durchaus sehen lassen. Gerade in den Außenpassagen spielt die Engine mit ihren Muskeln. Hier schmeicheln euch dann wunderbare Lichteffekte um die Augen, die man von anderen Shootern erwartet. Auch generell ist Get Even in Sachen Grafik gut gelungen. Die Areale im Inneren der Anstalt sind schon echt gut gemacht. Zwar sind sie schlicht gehalten, dennoch stechen die Texturen der Umgebung sehr gut hervor. Laut Bandai Namco und The Farm 51 wurden die Innerräume mit Hilfe eines neuartigen Umgebungsscanners erfasst, der sämtliche Details in Grafik umsetzt und euch den Anschein erwecken lässt, als wärt ihr mitten im Geschehen.
Get Even ist trotz der Unreal Engine 4 keine Grafikbombe, wie etwa Battlefield 1 und Co., dennoch ist es sehenswert und muss sich nicht hinter anderen Genre-Kollegen verstecken. Doch was uns in Get Even am meisten beeindruckt hat, war der Sound.
Jetzt gibt´s was auf die Löffel
Hier verwendeten die Entwickler eine spezielle 3D-Surroundsound-Technik, die seines Gleichen sucht. Doch ist es nicht der Sound an sich, der hier beeindruckt, sondern vielmehr die dynamische Musik, die das Herz schneller schlagen lässt und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Für Audiophile zeigt Get Even seine Stärken erst hier. Denn diese Stärken registriert der Spieler erst, wenn er den Sound von Get Even mit Kopfhörern oder mit einer guten Surround-Anlage hört. Denn Get Even nutzt nicht nur 3D-Audio-Installationen via Auro 3D, sondern verknüpft seine atmosphärische Musik und die Geräusche der Spielumgebung zu einer dynamischen, auf den Spieler reagierenden Sound-Landschaft, die in dieser Form wohl noch nie in einem Spiel zu hören war.
Get Even arbeitet mit subtilen Sound-Teppichen, lang gezogenen Tönen (Drones genannt) die von einem rhythmischen, tieffrequenten Herzschlag durchbrochen werden. Die Entwickler triggerten Drohnen und rhythmische Elemente per MIDI, sodass sie das Tempo, Tonhöhe und Lautstärke dynamisch steuern konnten. Hier griffen sie in der Welt der auftretenden Geräusche ein wie eine zufallende Tür auf und wiederholten diese Elemente rhythmisch. Tempo und Lautstärke steigern sich, je mehr der Spieler durch die düsteren Räume und Gänge weiter voranschreitet.
Um die Dynamik zu verstärken, wird die statische Drone per Sidechain-Triggering von den rhythmischen Elementen zum Pumpen gebracht. Das alles ist nicht statisch vorgegeben, sondern wird dynamisch in Echtzeit je nach Handlungen des Spielers berechnet. Ein langsames Pumpen steigert sich so zu Herzrasen, wenn der Spieler schließlich bei der von ihm gesuchten Geisel ankommt und dort eine tickende Bombe entschärfen muss. Spannung garantiert.
Was man hier um die Ohren bekommt, sucht seines Gleichen. Nur sollte man, um in den vollen Genuss zu kommen, eine gescheite Surround-Anlage oder die entsprechenden Kopfhörer dazu verwenden, um vollends in dieses Psycho-Drama eintauchen zu können. Zu Anfangs dürft ihr natürlich wählen, mit welchem Soundsystem ihr gerade spielt. Sound-technisch ist Get Even definitiv ein Muss.
Das hat uns nicht gefallen:
Von der Sache her gibt es wenig zu meckern in Get Even. Die Grafik passt, der Sound ist Bombe und die Spannung baut sich von Mal zu Mal weiter aus. Doch ein bisschen muss man ja doch immer schimpfen, sonst wäre es ja das perfekte Spiel. In Get Even haben uns die öfter einmal auftretenden Gegner nicht so gefallen. Diese waren von der KI her nur sehr mager entwickelt. In Deckung gehen? Noch nie was davon gehört. Die Gegner, auf die ihr in Get Even trefft, sind somit leichtes Kanonenfutter. Das Beste ist ja sowieso, dass ihr eine Corner-Gun besitzt, mit der ihr eure Gegner um die Ecke erschießen könnt und diese somit null Chance haben, euch zuvor noch ausfindig machen zu können. Somit wollen wir das letzte Wort aus dem vorletztem Satz nicht noch einmal wiederholen.
Get Even macht dennoch einiges gut. Die Passagen, die ihr abklappert, sind immer wieder spannend und voller Überraschungen. Ihr müsst kombinieren, suchen, und Dinge finden, die euch weiterhelfen. Hier kann man auch einmal getrost vom „laufe von Punkt A zu Punkt B und erledige das“ hinwegsehen. Vielmehr lebt der Psycho-Shooter von seinen Rätseln und seiner Spannung, die mit dem grandiosen Sound alles wett macht.
Fazit:
Get Even ist ein echter Mindfuck, der grafisch und vor allem Sound-technsich auf einem hohen Niveau liegt. Die packende Story und die immer kehrenden Erinnerungsfetzen des Hauptprotagonisten lassen euch tief ins Geschehen eintauchen, um auch den letzten Winkel des verlassenen Irrenhauses zu erkunden.
Die Entscheidungen, die ihr im Spiel trefft, wirken sich auf den weitern Verlauf des Spielgeschehens aus und man weiß nie, wo man gerade dran ist, um richtig entscheiden zu können oder nicht. Get Even ist eine Mischung aus Resident Evil 7, BioShock und anderen verstörend wirkende Genre-Kollegen, die mit dem Hirn des Spielers spielen. Get Even sorgt immer wieder für Verwirrung uns lässt dem Spieler in vielen Situationen nicht viel Optionen, um richtig zu handeln – im positivem Sinne gemeint. Wer in die Geschichte eintaucht und diese halbwegs mit verfolgt, dem wird Get Even gefallen. Ansonsten hilft nur noch ein weiteres Mal durchspielen, um endlich an das Geheimnis dieses gelungenen Psycho-Thrillers zu kommen.
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