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Review: Far Cry 5 – Von einem Sektenkult und einer neuen Hoffnung

Far Cry 5

Far Cry. Die Reihe aus dem Hause Ubisoft ist seit Jahren bekannt wie eh und je. Im Laufe der Teile verschlägt es die Spieler in dichte Dschungelgegenden, in die Steppe Afrikas, in luftige Höhen des Himalaya oder zurück in die Steinzeit. Viele haben Gefallen an der Shooter-Serie gefunden, andere wiederrum wissen nicht so richtig, wie es mit Far Cry noch weitergehen soll.

Im Jahr 2018 veröffentlicht Ubisoft einen weiteren Teil und legt mit Far Cry 5 die Serie erstmals nach Amerika aus. Hier möchte man mit dem jüngsten Ableger neue Wege gehen und lässt den Spieler in den US-Staat Montana, in das fiktive Hope County eindringen, um sich dort einer wirren Sekte zu stellen. Kann Far Cry 5 seine Vorgänger ausstechen oder produzierte Ubisoft hier einen weiteren Staubfänger? Unser Test verrät es euch.

Bekehre uns und wir vergeben dir deine Sünden

Im kleinen und beschaulichen Hope County, Montana, hat eine extrem brutale Sekte namens Eden´s Gate das Sagen. Wir sollen als junger Deputy gemeinsam mit dem ansässigen Sheriff und einem Beamten der Bundespolizei dem Chaos Einhalt gebieten und den lästigen und selbsternannten „Vater“ namens Joseph Seed dingfest machen. Nach Vaas aus Teil 3 und Pagan Min aus Teil 4, erwartet uns in Far Cry 5 mit Joseph Seed wieder einmal ein charismatischer Bösewicht. Und es kommt eben, wie es kommen muss und die Verhaftung des „Vaters“ ging schief, woraufhin wir nicht nur unseren entführten Mitstreiter, sondern auch im Alleingang ganz Hope County retten müssen – zumindest vorerst.

Das hat uns gefallen:

Die Story von Far Cry 5 ist im Kern recht simpel aber ansprechend präsentiert und lebt vor allem von seinen Figuren. Neben dem „Vater“ vor allem von dessen Geschwistern John, Jacob und Faith Seed, die jeweils einen Teil der offenen Spielwelt beherrschen. Diese unheilige Dreifaltigkeit hat spielerische Gründe, die mit der neuen Struktur des Spiels zusammenhängen. Statt lineare Story-Missionen zu absolvieren, steht uns die Reihenfolge, in der wir Aufgaben erledigen, dieses Mal fast vollständig frei.

Hauptsache, wir treiben in jedem der drei Areale die sogenannte „Widerstandsleiste“ nach oben, worauf hin sich uns die drei Geschwister offenbaren und wie soll es anders sein, am Ende der Vater selbst. Dafür bereisen wir die nicht übertrieben große Spielwelt, die Serien-typisch sehr schön gestaltet ist. Um nun die besagte Leiste zu füllen, stehen uns vier Möglichkeiten offen. Erstens: Wir erledigen abwechslungsreiche Haupt- und Nebenmissionen, welche wir meistens von den Bewohnern von Hope County aufs Auge gedrückt bekommen. Zweitens: Wir befreien Geiseln aus den Fängen von Eden´s Gate. Drittens: Wir zerstören Sekteneigentum wie Transporter und Tanklaster aber vor allem spezielle Gebäude und Vorrichtungen. Je nach Gebiet, erwarten uns hier Objekte, die wir kurzerhand in die Luft jagen. Viertens: Wir befreien Lager aus den Klauen der Sekte. Diese Befreiungsaktionen machen wie immer viel Spaß, kommen aber für unseren Geschmack viel zu einfach daher – wie auch ein Großteil des Spiels selbst.

Ich crafte, also bin ich

Wer in Far Cry 5 eine Herausforderung will, startet gleich mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad. Ist die Widerstandsleiste gefüllt, geht es auch schon weiter. In Far Cry 5 wird nur eine Handvoll Missionen automatisch ausgelöst, sobald wir eine bestimmten Widerstandswert erreicht haben. Diese Missionen sind atmosphärische Highlights aber ebenfalls zu einfach gehalten.

Abseits dieser vier Fortschritts-relevanten Spielelemente, erwarten uns auch in Far Cry 5 wieder Sammelgegenstände. Doch diese kommen deutlich weniger vor, als noch in den Vorgängern. Ebenfalls „versimplifiziert“ ist das Upgrade-System. Anstatt auf Erfahrungspunkte zu setzen, verlangt Ubisoft dieses Mal von uns, dass wir uns für entsprechende Skillpoints In-Game-Herausforderungen bestehen. Während man darüber geteilter Meinung sein kann, begrüßen wir es, dass auch unnötige verschachtelte Gegenstände-Crafting der Vorgänger Geschichte ist. Und entsprechende Updates wie Munitionstaschen auch in den Skill-Tree integriert wurden. Alle was wir jetzt noch basteln müssen, sind Verbrauchsgegenstände. Wer auch keine Lust auf sammeln und upgraden hat, der kann beim wirklich sehr gut umgesetzten Fischen die Seele baumeln lassen.

In seinen besten Momenten überzeugt Far Cry 5, wie seine Vorgänger, mit abgefahrenen Momenten oder kreativen Missionen, wie zum Beispiel Stunt-Herausforderungen, die nach Far Cry 4 wieder mit an Bord sind. Auch der Humor im neusten Teil ist recht ansprechend. Hier sitzen die Witze und witzig gemeinten Situationen sitzen nicht immer, aber oft genug.

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Gott gab dir einen Kumpel, der dir zur Seite steht

Wer all das nicht alleine erleben will, hat Glück. Denn nach dem separaten Koop-Modus von Far Cry 3 bzw. den Koop-Missionen aus Far Cry 4, lässt sich Teil 5 in seiner Gänze zu zweit spielen. Das ergibt Story-technisch zwar keinerlei Sinn, macht aber dennoch verdammt viel Spaß. Egal ob alleine oder zu zweit: das Gunplay des Spiels ist Serien-typisch gut gelungen. Mit einer Vielzahl an tödlichen Helferlein, können wir gegen unsere Feinde vorgehen und die Wummen fühlen sich alle unterschiedlich und befriedigend an. Hinzu kommen Nahkampfwaffen, explosive Unheilbringer, Pfeil und Bogen, Raketenwerfer und mehr. Und wer will, darf mit Stealth-Kill von hinten mit Wurfmessser und Co. auch wieder lautlos vorgehen.

Als neues Spielelement in den Kämpfen können wir eine Auswahl an menschlichen oder tierischen Begleitern an unsere Seite rufen, die uns tatkräftig zur Seite stehen und die ohnehin leichten Kämpfe noch einfacher machen. Diese Helfer schalten wir in Missionen frei. Jeder von ihnen verfügt über ein Spezialtalent und versteht sich zum Beispiel auf Sniper-Angriffe oder attackiert Feinde von einem Flugzeug aus. Zusätzlich können wir auch eine Reihe von normalen NPCs temporär anheuern. Uns hat der haarige Buddy und stetiger Begleiter Boomer am besten gefallen. Er folgt euch stets auf Fuß und attackiert auf Befehl den Gegner und schaltet ihn aus. Zu guter Letzt schnappt er sich seine Waffe und apportiert sie euch. Klasse!

Mach doch dein eigenes Ding

Nicht neu aber so gut wie immer, die Technik des Spiels. Im Vergleich zu den Vorgängern, sieht alles in allem noch einmal einen Zacken besser aus. Auch aus künstlerischer Sicht überzeugt das Abenteuer. Allerdings ganz den Zauber früherer Settings, versprüht das virtuelle Montana dann doch nicht. Felder, Seen, Berge und Wälder sind doch nicht ganz so beeindruckend, wie riesige Gletscher oder die tropische See. Wer auf solche Settings nicht verzichten will, der ist im Arcade-Modus gut aufgehoben. Diesen wählen wir entweder vom Menü aus oder an Automaten oder Postern im Spiel, den wir so betreten können. Dieser Level-Editor mit angeschlossenem Mehrspielermodus, lässt uns auf zahlreiche Singleplayer- und Mehrspieler-Maps aus aller Welt zugreifen. Manche davon sind alles andere als kreative Meisterwerke.

Dann gibt´s auch noch Team-Deathmatch und Team-Deathmatch-Schlachten im kompetitiven Mehrspieler-Modus. Wer selbst kreativ werden will, versucht sich am Editor. Hier könnt ihr nicht nur auf Assets aus Far Cry 5, sondern auch aus den Vorgängern, sowie aus den Assassin´s-Creed-Teilen sowie Watch Dogs zurückgreifen. Obwohl sich hier sehr komplexe Levels bauen lassen, ist die Bedienung relativ schnell gelernt. Mit ein bisschen Mühe, können sich die Ergebnisse dann durchaus sehen lassen. Die vielen verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten bezüglich Beleuchtung, Tageszeit, KI-Verhalten, Hintergründe und mehr, gefallen zudem. Innerhalb von wenigen Stunden kann man so ein kleines Meisterwerk erschaffen.

Dann gibt es auch noch den Item-Shop, der sowohl im Editor als auch im Story-Modus angewählt werden kann. In diesem können Gegenstände auch mittels Mikrotransaktionen erstanden werden. Jetzt aber nicht gleich in Panik verfallen, hier können wir Entwarnung geben. Alle Objekte, lassen sich alternativ auch mit der normalen In-Game-Währung erstehen. Diese kosten auch dann nicht die Welt.

Das hat uns nicht gefallen:

Richtig nervig hingegen und im Ansatz des Spiels entgegen Glaube dem Spieler größtmögliche Freiheit zu erlauben, wurde ein Mission einmal gestartet, ist unser Handlungsspielraum darin teilweise extrem eingeschränkt und wir können uns nur in begrenztem Rahmen bewegen. Wenn man dann etwas erforschen will, dass sich abseits des abgesteckten Areals befindet, hat man hier wohl Pech gehabt. Zudem wurde die KI von Freund und Feind gehörig versemmelt.

Unsere Helfer bleiben ständig an Gegenständen hängen und unsere Widersacher entpuppen sich nicht mehr als menschliche Zielscheiben ohne jeglichen Überlebenswillen. Doch hier hat Ubisoft mittels eines neuen Patch bereits für Abhilfe geschaffen.

Eine weitere Geduldsprobe stellen Gespräche mit Questgebern dar. Lassen sich die KI-Kameraden gerne und ständig von allem, was um sie passiert, ablenken. So brechen sie dann kurzerhand den Dialog ab und rennen auch mal weg – echt nervig.

Auch Hubschrauber führen ein Eigenleben. Se verfangen sich an Objekten, verlassen kurzerhand den Kampfbereich, stürzen ab, ohne dass man einen Schuss auf sie abgegeben hat oder schweben einfach regungslos in der Luft. Trotz dieser Makel und uninspirierter Momente, ist Far Cry 5 aber ein gutes Open-World-Abenteuer ein würdiger Serien-Vertreter geworden. In neue Spielspaß-Sphären, befördert es die Serie aber auch nicht.

Auch ein gechillter Ausflug im Wald bleibt nicht von Gegnern verschont. Die offene Welt von Far Cry 5 hat immer und überall einen Gegner oder auch einmal ein wildes Tier zu bieten, dass euch ans Leder will. Ihr seid schließlich auf der Most-Wanted-Liste von Joseph Seed und seinen Geschwistern ganz oben und habt so nie Ruhe. Das ist aber eigentlich auch Meckern auf hohem Niveau.

Fazit:

Für Shooter-Fans ist Far Cry 5 ein wirklich gelungenes Spiel, in dem man mit riesigen Waffenarsenal ein verdammt geniales Chaos veranstalten kann. Wer das Ganze im Koop angeht, erlebt eine absolut unterhaltsame 30-stündige Reise mit seinem besten Buddy. Far Cry 5 ist grafisch ein echter Leckerbissen und kann durchaus überzeugen.

Gerade das virtuelle Montana mit dem verbundenen Ort Hope County lässt sich nicht nur wunderbar anschauen, sondern auch wunderbar bespielen. Far-Cry-Fans dürften jedoch eine gelungene Story und interessante Charaktere vermissen – es ist einfach schade, wenn man bedenkt, wie viel das Szenario rund um die Sekte Eden´s Gate in den USA eigentlich hergegeben hätte.

Nichtdestotrotz macht Far Cry 5 das, was es schon immer konnte: Spaß. Wer schon immer einmal in Montana und der ländlichen Gegend sein Unwesen treiben wollte, kann Far Cry 5 beruhigt spielen. Es bietet Abwechslung, auf Dauer wird es aber dann, wenn man alles erkundet hat, schnell öde. Hier warten wir auf die kommenden DLCs und hoffen, dass diese den Spieltrieb noch einmal ordentlich antreiben werden.

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