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Review: Destiny 2 – Müssen die Hüter auf der Hut sein?

Mit Destiny 1 hatte Bungie ein Konzept in der Hinterhand, dass so voller Potential war, dass jeder, der die E3-Vorstellung des Spiels gesehen hat, sofort hin und weg war. Als es dann erschien kam die große Ernüchterung. Erst viele Updates und DLC’s später, erinnerte es entfernt, an das, was wir uns gewünscht und vorgestellt hatten. Destiny 2 ist nun endlich erhältlich und wir wollen schauen, ob Bungie aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat.

Das Leben eines Hüters ist ein ständiger Auftrag: neue Missionen lauern hinter jeder Ecke. Schön ist es, wenn der Turm hinter den Wolken auftaucht, und das Gefühl des nach-Hause-kommens einsetzt. Dieses Mal ist es aber anders. Mein Hüter und ich sind auf dem direkten Wege zum Turm, doch der Kontakt scheint abgebrochen zu sein. Ich habe ein ganz mieses Gefühl dabei.

Schnell fordere ich den Hüter auf schneller zu fliegen, doch es war nicht schnell genug. Der Turm steht in Flammen, der Angriff ist im vollen Gange. Es waren die Kabale. Warum jetzt, und wer genau führt diesen Angriff? Ein gigantisches Schiff steuert auf den Reisenden zu. Wir müssen den Turm erreichen und den Feind zurückschlagen.

Zu spät – wir sind geschlagen. Der Hüter wurde vom Turn geworfen, sein Licht ist erloschen, das Licht aller Hüter ist erloschen. Ohne das Licht sind sie sterblich und besitzen keine Kraft, um den Kampf zu beenden. Was wird die Zukunft bringen? Ich muss meinen Hüter finden, und sei es nur um ihn ein letztes Mal zu sehen.

Das hat uns gefallen:

Bungie hat versprochen, dass die Story von Destiny 2 packender und vor allem sichtbare sein wird, als im ersten Teil. Und dieses Versprechen haben sie tatsächlich gehalten. Schon die ersten Minuten in der Kampagne, sind fesselnder als fast der komplette erste Teil, samt DLC. Zu Beginn erklärt Bungie kurz und prägnant was genau im ersten Teil vorgefallen ist. Alle, die den ersten Teil gespielt haben, bekommen zudem eine kleine Slide-Show präsentiert, mit ihren Highlights und mit wem sie diese erlebt haben.

Die Story selbst, die euch auf eine kleine Reise durch das Sonnensystem führt, beinhaltet zwar keine überraschenden Momente, ist allerdings spannend gestaltet und endet in einer sehr episch inszenierten Mission. Es gilt den Anführer der Kabale – Ghaul – auszuschalten. Bungie schafft es aber Ghaul nicht nur als Antagonisten vorzustellen, sondern erklärt auch dessen Beweggründe und beleuchtet dessen Vergangenheit.

Untermalt von einem Soundtrack, der schon im ersten Teil sehr gut war, schafft es Bungie diesen im zweiten Teil noch einmal zu toppen. Gleiches gilt für die Sprecher des Spiels. Alle Synchronsprecher machen selbst in der deutschen Fassung von Destiny 2 einen wahnsinnig guten Job. Allen voran Cayde und der Geist, dessen Stimme schon aus dem ersten Teil bekannt ist. Nur ab und an gibt es kleine Passagen im Spiel, in denen der Geist plötzlich eine komplett andere Stimme hat, allerdings sind diese sehr selten und fallen kaum ins Gewicht.

Grafisch konnte Bungie ordentlich zulegen. Ohne Rücksicht auf die alte Generation der Konsolen zu nehmen, sieht Destiny 2 deutlich schöner aus. Die Farben sind kräftiger, die Texturen schärfer und die Effekte schöner. Die Framerate läuft ebenfalls konstant und bietet keinen Grund zur Kritik.

Der Kern von Destiny 2 ist aber das Gameplay. Schon im ersten Teil legte Bungie viel Wert auf ein funktionierendes System, dass alle Elemente des Spiels verbinden. Darauf hat Bungie aufgebaut. Von Kleinigkeiten, wie den Engrammen, die nun deutlich besser „funktionieren“ – ein legendäres Engramm wird keine blauen Waffen oder Rüstungsgegenstände enthalten.

Hauptsächlich hat Bungie aber für Abwechslung gesorgt. Nicht in dem sie Strikes und Raids im Grunde übernommen haben (nicht inhaltlich), sondern viel mehr, weil sie neue Aufgaben, sogenannte „Abenteuer“, dem Spiel hinzugefügt haben.

Abenteuer bieten euch mehr Story-Häppchen und Hintergrundinformationen, mit denen ihr die Welt rund um Destiny 2 besser verstehen könnt. Als Belohnung erhaltet ihr nicht nur Engramme, sondern auch Token. Diese könnt ihr auf jeder Welt gegen Engramme eintauschen, nachdem ihr genügend gesammelt habt.

Damit baut Destiny den Sammel- und Ausbauaspekt von Destiny weiter aus. Nach Erreichen, des Maximallevels von 20, gilt es das Powerlevel, ehemals Lichtlevel, zu erhöhen. Je höher die Ausrüstungsgegenstände sind, desto „leichter“ fallen euch diverse Aufgaben. Interessant anzumerken ist, dass Bungie das Level der Gegner entfernt hat. Egal welchen Level ihr erreicht habt, könnt jederzeit gegen alle Feinde in den Kampf ziehen, ohne befürchten zu müssen von ihnen mit einem Schuss getötet zu werden.

Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass ihr auch mit Level 20 und einem Powerlevel von 300 noch immer im Startgebiet auf der Erde getötet werden könnt, und das nicht erst nach dem 500sten Treffer. Dies hält das Spiel „frischer“, da nicht das Gefühl der Überlegenheit aufkommt. Strikes hat Bungie jetzt aus den Plantenkarten verbannt und gesondert in der Übersichtskarte hinzugefügt. Neu hinzugekommen sind die „Verlorenen Sektoren“. Hier könnt ihr schnell, ohne große Mühe, gute Ausrüstungsgegenstände und Token bekommen. Jede Karte, jeder Planet(Mond), hat diese Sektoren. Sie beinhalten viele normale Feinde und einen „Boss“. Dieser muss besiegt werden, um an die Truhe mit Engrammen zu gelangen. Jede Woche und jeden Tag gibt es zudem Herausforderungen, die ihr absolvieren könnt, um Ruf-Punkte, Token und Engramme zu erhalten.

Ebenfalls neu in Destiny ist das Schnellreisesystem. Ihr könnt nun auf jeder Karte verschiedene Punkte direkt anwählen und sofort dort auftauchen, ohne lange mit dem Sparrow durch die Gegend zu kurven.

Das eigentliche Gefühl des Gameplays hat sich allerdings kaum verändert. Egal ob Warlock, Titan oder Jäger – jeder, der Destiny 1 gespielt hat, wird sich sofort heimisch fühlen und kaum auf Probleme treffen.

Das hat uns nicht gefallen:

Wo Licht ist, muss auch Schatten sein, und den gibt es natürlich auch in Destiny 2. So hat sich Bungie beispielsweise nicht bemüht neue Feinde ins Spiel zu bringen. Die Animationen und Verhaltensweisen einiger bekannter Feinde wurden zwar verändert, doch letztlich ist es die gleiche k.I. und das komplett gleiche Aussehen. Nur die Kabale wurden etwas angepasst und erstmals durften wir auch einen Blick auf ihr Gesicht werfen, zumindest während der Sequenzen in der Kampagne.

Schade ist, dass Bungie auch in Destiny 2 keinerlei Anstalten getroffen hat die Schiffe der Hüter sinnvoll einzusetzen. Sie sind noch immer nur der verschönerte Ladebildschirm und dienen sonst keinem Zweck. Durch die neue Shader-Politik, die es jetzt erlaubt jeden Gegenstand in eurem Inventar einzufärben – was wir gut finden – ist es aber nicht möglich einen Shader zu behalten oder zu sammeln. Sind eure Shader verbraucht oder wechselt ihr selbigen, verschwinden diese aus dem Inventar.

Die implementierte Microtransaction-Politik macht es da nicht besser. Für echtes Geld könnt ihr sogenannte Glanz-Engramme erwerben, die Ausrüstungen, Waffen, Shader, Gesten, Schiffe oder Sparrows beinhalten können. Allerdings müsst ihr für fünf Glanz-Engramme satte 10 Euro investieren – einen Mehrwert hat das im Spiel nicht. Die Waffen und Rüstungen müssen noch infundiert werden, um sie auf ein ansehnliches Powerlevel zu bringen.

Kaum etwas hat sich im Multiplayer von Destiny geändert. Die Modi sind im Grunde die Gleichen und das Spielgefühl ebenfalls. Mehr Abwechslung hätte ihr, trotz neuer Maps, gutgetan.

Allgemein fühlt sich Destiny 2 wenig „neu“ an. Was nun tatsächlich Auslegungssache ist: findet ihr es gut oder langweilig? Dieses Urteil ist nun jedem Fan und Spieler selbst überlassen.

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Fazit:

Lange musste die Fan-Gemeinde auf Destiny 2 warten, immer in der bangen Hoffnung, dass Bungie aus den Fehlern des ersten Teils gelernt hat; und das haben sie. Die Story ist endlich ein integraler Bestandteil des Spiels und die vielen Abenteuer spiegeln dies auch wieder. Grafisch hat sich Destiny 2 auch noch deutlich verbessern können, während die Synchronisation und die Sound-Kulisse auf einem gewohnt hohen Niveau bleiben.

Schade ist die noch größere Implementierung von Microtransactions, die oft einen faden Nachgeschmack haben. Zudem hat Bungie im Hauptspiel, wir wissen nicht genau was die DLCs bringen werden, die Chance verpasst „Neues“ einzubauen. Alle bekannten Feindspezies sind vertreten und es gibt keine Erweiterungen selbiger, gegebenenfalls nur im sehr kleinen Maßstab. Auch im Multiplayer, also im Kampf Mensch gegen Mensch, hätte sich mehr tun müssen und dürfen.

Dennoch ist Destiny 2 deutlich besser als der erste Teil. Es ist im Grunde das Destiny, was wir uns nach dem ersten Trailer des ersten Teils gewünscht haben.

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