„Ach komm schon, der kann doch nicht so schwer sein!“ ertönt die leicht entnervte Stimme neben mir und greift zum Gamepad, das ich nicht gänzlich wutlos auf den Tisch gedonnert habe. „Ach nein? Dann lass mal sehen, du Klug***!“ erwidere ich und genieße die nächsten Minuten mit Versuchen meines Kollegen, die stets wie meine bisherigen endeten: Du bist gestorben!
Es ist offensichtlich: Dark Souls ist wieder da und wirft, der Serie auch im dritten Ableger treu, stressresistente Spieler und alle die es noch werden wollen in den Kampf gegen überraschend fordernde Standardgegner, noch viel stärkere Bosse und vor allem den eigenen Schweinehund. Ja, auch dieser Teil, der die Sous-Reihe abschließt, schreit dem Spieler förmlich entgegen: „Nimm mich ernst oder fang gar nicht erst an.“ Sicherlich keine Neuigkeit für Kenner der Vorgänger oder der (entfernten) Verwandten Demon Souls und Bloodborne. Wir versichern aber jedem, auch interessierten Neulingen in der Souls-Welt, dass man gut daran tut, für die beschwerliche Reise ordentlich Zeit und Umsicht einzuplanen. Dark Souls ist noch immer nichts, das man zwischendurch konsumieren kann oder sollte, sonst entzieht man sich selbst der Faszination, die sich in den Winkeln dieser Welt verbirgt. Oh, und dass einen der nächste Boss ohnehin gern zurück auf den harten Boden der Tatsachen prügelt, gehört hier natürlich zum guten Ton. Sehr erfahrene Spieler der Vorgänger kommen ihrer Erfahrung sei Dank viel leichter durch die düstere Welt von Dark Solus 3 als Neueinsteiger – der Schwierigkeitsgrad schwankt also stark und ist immer in Relation zur Kenntnis und dem Können des Spieler zu sehen. Was mir graue Haare beschwert, mag anderen kaum ein müdes Lächeln aufs Gesicht zaubern – und umgekehrt.
Zur Story Worte zu verlieren stellt sich erneut schwierig heraus. Nicht, weil sie gar nicht vorhanden oder schlecht erzählt ist – im Gegenteil. Sie wird einem nur nie vor die Nase gehalten, nie klar ausgebreitet. Wer mag, der deutet und interpretiert aus dem Vorspann, Erzählungen diverser NPCs, den Beschreibungen von Gegenständen und einfach der Welt heraus, so gut er es vermag. Soviel sei schon hier verraten: Dark Souls 3 belohnt einmal mehr die mutigen, die Entdecker und die, die sich auf die leisen Facetten des Spieljuwels einlassen wollen. Und sonst so…?
Das hat uns gefallen:
Wie packt man die Faszination eines Dark Souls in schnöde Worte, ohne klischeehaft, abgedroschen oder zu sehr nach einem Fanboy zu klingen? Zumal ich mich selbst als zwar faszinierten Fan der Serie aber nicht meisterhaften Spieler der Souls-Teile beschreiben würde. Ich kann in der Atmosphäre voller Geheimnisse und Andeutungen, Schwermütigkeit und Vermutungen schwelgen, bekomme aber erstaunlich oft und wohl überdurchschnittlich häufig vom nächsten Boss den „Du bist gestorben“ Bildschirm präsentiert… und trotzdem versuche ich es erneut. Und erneut. Und erneut.
Erstens, weil ich weiß, dass nach diesem Boss noch mehr Puzzleteile dieser Welt auf ihre Entdeckung warten und auch weil ich sehen will, welcher Boss mir mit seiner Art wieder den „Unmöglich, den KANN man nicht schaffen!“-Gedanken eintrichtern will. So war Dark Souls. So ist Dark Souls und so wird Dark Souls hoffentlich bleiben, egal wie es nach dem Ende dieses letzten Teils vielleicht weitergehen mag.
Das wohl wichtigste Kernelement, der Kampf gegen Gegner der unterschiedlichsten Art, ob nun der Standardzombie oder das imposant auftretende Bossmonster, funktioniert nach der Eingewöhnungsphase problemlos. Wenn wir sterben, wissen wir fast immer wo wir den Fehler zu suchen haben und können uns beim nächsten Versuch ein wenig klüger anstellen. Hoffentlich.
Der Rollenspielaspekt kommt alles andere als zu kurz. Noch immer beeinflusst die Wahl unserer Klasse den Neubeginn stark. Schildbewehrter Krieger, flinker Assassine, passiver Zauberer… sie alle fordern eine andere Herangehensweise und damit die Art und Weise, wie wir uns durch die Welt bewegen. Zumindest in den ersten Stunden, denn später steht es uns wie in den Vorgängern frei, unseren Charakter in jedwede uns liebe Richtung weiter zu entwickeln. So baut man sich den Lieblingscharakter nach eigenem Geschmack und Vorlieben zusammen. Dazu die Auswahl verschiedenster Ausrüstungsteile, Waffen, Schilde… wohl dem, der gern experimentiert und tüftelt.
Egal wofür man sich entscheidet, man kommt um das aktive Kämpfen – Ausweichen, Parieren, Rollen, sich erholen und Verschnaufen – nicht herum. Stationäres Abfeuern einer Zauber-Rotation findet man hier nicht. Die Kämpfe sind schnell und erfordern spielerisches Eingreifen zu jeder Zeit, egal ob vom zaubernden, fernkämpfenden oder schwertschwingenden Recken. Ein wenig orientiert sich das Tempo von Darks Souls 3 scheinbar an dem von Bloodborne. Etwas actionreicher, schneller, als noch in Teil eins und zwei ist es geworden ohne allerdings die eigenen Wurzeln zu verraten.
Das hat uns nicht gefallen:
So eindrucksvoll einen die Welt empfängt und so eng sie einen in die unbarmherzigen Arme nimmt, kann man sich doch des Eindrucks erwehren, dass man in den Vorgängern schon gleiches oder zum Verwechseln ähnliches gesehen hat. Zwar ist alles weit davon entfernt sich abgenutzt, verbraucht oder gar langweilig anzufühlen, doch ist einem mancher Aspekt doch vertrauter, als dem Willen des Neu-Entdeckers lieb ist. Wer kaum oder gar keine Berührung mit den Vorgängern hat, kann diesen Punkt bedenkenlos von der Liste streichen und sich komplett in die unbekannte Welt stürzen. Alle anderen berufen sich auf ihren Erfahrungen mit diesen oder ähnlichen Gegnern, Umgebungen und Spielelementen und erfreuen sich weiter am Schwierigkeitsgrad, der die bekannten Elemente zwar leichter zu durchschauen aber sicher nicht einfach zu meistern macht. Dark Souls bleibt eben Dark Souls und das ist verdammt gut so.
Technisch kann man kaum von echten Minuspunkten sprechen. Zwar könnte manche Textur hochauflösender und der ein oder andere Effekt bombastischer sein, doch fällt dies im allgemein hochwertigen und einnehmenden Artdesign nicht so schwer ins Gewicht, wie man es auf dem Papier vermutet. Grafisch „Up-to-date“ aber nicht „state-of-the-art“, mehr als nur solide aber kein Meilenstein.
Fazit
Dark Souls 3 ist das Atmosphäremonster auf das jeder gehofft hat und unterstreicht dies mit toller Musik, sehr ansehnlicher Grafik und dem bekannt herausragenden Level & Artdesign. Die Steuerung steht dem Spielfluss- und -genuss nie im Wege, sondern gehorcht den Eingaben prompt und direkt. Alles in Allem bildete es die perfekte Symbiose aus Spiel, Spaß und Frust, um erneut für Tage, Wochen oder gar noch länger zu motivieren.
Ein gewisses „been there, done that“ Gefühl kann man dem Spiel nicht abstreiten, doch gehört wohl auch das zum Gesetz der Serie und fällt nie so schwer ins Gewicht, dass der Titel darunter im Ganzen leidet.
Dark Souls 3 ist grandios wie seine Vorgänger – mehr muss man kaum sagen.
You always love it.