Lange haben wir auf diesem Moment gewartet, jetzt ist es endlich da: Cuphead. Die Gebrüder Moldenhauer um ihre Entwicklerschmiede Studio MDHR haben sich ganz schön Zeit gelassen mit ihrem kleinen Kunstwerk, das um zwei Tassen-Brüder namens Cuphead und Mugman handelt. Mit den selbstgemalten Figuren und dem Look aus den 1930er-Jahren, wollen sich die Entwickler von anderen Titeln absetzen. Und genau wie im Spiel selbst, wuchsen die beiden Moldenhauer-Brüder mit Koop-Titeln auf, die sie seit jeher begeisterten. Mit Cuphead wollten sie diese Erinnerung in das Spiel transportieren. Ob ihnen das gelungen ist, lest ihr hier.
Lass dich niemals mit dem Teufel ein
Es waren einmal zwei Brüder – sie waren Tassenköpfe – namens Cuphead und Mugman, die auf Inkwell Isle lebten. Sie lebten friedlich zusammen, eine alte Kanne namens Kettle passte auf die Beiden auf. Doch eines Tages machten sich die beiden Brüder auf den Weg und erkundeten außerhalb ihrer friedlichen Umgebung das Kasino des Teufels, welches sich am anderen Ende der Insel befand. Die Beiden waren neugierig geworden und gingen hinein. Schnell wurden die beiden Spielsüchtig und bekamen eine Glückssträhne nach der Anderen. So würfelten sie sich von einem Gewinn zum Nächsten. So dachte sich der Kasino-Manager King Dice bereits: „Die Beiden können einfach nicht verlieren!“
Doch dann erschien der Kasino-Besitzer – der Teufel höchstpersönlich – und beglückwünschte die Beiden. Er bot den beiden ein unwiderstehliches Angebot an: „Spielt und gewinnt noch einmal und all mein Vermögen meines Kasinos gehört euch, doch wenn ihr verliert, gehören eure Seelen mir! Abgemacht?“
Das ließ sich Cuphead nicht nehmen und warf die Würfel. Doch Mugman konnte es nicht fassen, denn ihm war nicht wohl bei der Sache. Doch es war bereits zu spät, die Würfel sind gefallen. Der Teufel zeigte sein wahres Gesicht: „Ihr habt leider verloren, jetzt gehören eure Seelen mir!“ Die beiden Brüder flehten um ihr Leben und bettelten den Teufel an, ob es nicht einen anderen Weg gäbe, aus dieser Sache zu kommen. Der Teufel hatte eine Idee: „Ich habe hier eine Liste meiner Schuldner, die sich vom Staub gemacht haben. Bringt mir ihre Seelen und ich werde euch verschonen!“
Der Teufel warf die beiden Brüder aus seinem Kasino und rief den Beiden hinterher: „Ihr habt bis morgen Mitternacht Zeit, mir alle Seelen wiederzubeschaffen. Könnt ihr das nicht, sind eure Seelen mein!“
Schnell liefen die beiden zu alten Kettle und baten ihn um Hilfe. Und so beginnt das Abenteuer der Beiden…
Das hat uns gefallen
Bevor ihr als Cuphead und/oder Mugman loslegt, erlernt ihr zuerst die Steuerung. Diese ist in ein wundervoll gestaltetes Tutorial platziert. Schnell habt ihr die nötigen Bewegungsabläufe erlernt und es kann auch schon losgehen. Die alte Kanne Kettle verabreicht euch vor eurem Abenteuer noch eine magische Substanz, mit der ihr die nötige Power besitzt, die ihr auf eurem Weg auf der Suche nach den Schuldner-Seelen benötigt.
Doch was in Cuphead als erstes auffällt, ist natürlich der abgedrehte Comic-Look aus den 1930er-Jahren. Hier haben sich die Entwickler mächtig ins Zeug gelegt und alle Aspekte, Figuren und Hintergründe von Hand gezeichnet und ins Leben gerufen. Allein das verdient schon einen riesen Respekt. Damit der Comic-Look sein Finish bekommt, bekommt ihr während des ganzen Titels wundervoll komponierte Jazz- und Dixie-Klassiker und einen Soundtrack aus der damaligen Zeit um die Ohren. Alleine dieser Charme macht Cuphead einzigartig.
Los geht´s
Ihr startet also entweder alleine als Cuphead oder zusammen mit einem Freund als Mugman und genießt so ein Couch-Koop-Jump-n-Run der ganz besonderen Art. Von nun an müsst ihr euch nämlich durch Inkwell Isle über drei Welten bis hin zum finalen Boss dem Teufel kämpfen. Hier trefft ihr dann auf die besagten Seelen, die ihr einsammeln müsst. Das sind dann Gestalten in Form von Rüben, Blumen, ein Pilz, Piraten, Meerjungfrauen oder anderen seltsamen Wesen, auf die ihr treffen werdet. Und diese haben es echt in sich.
Mit Cuphead oder Mugman springt, schießt und duckt ihr euch, manchmal stoßt ihr mit einem Dash vorwärts, etwa um einem schnellen Feuerball auszuweichen. Im Sekundentakt führt ihr so die geeigneten Aktionen aus, was euch enorm unter Druck setzen kann. Denn kaum hat man einen Gift-spuckenden Pilz vernichtet, erscheint ein neuer Pilz an gleicher Stelle. Pflanzenwesen segeln vom Himmel, Stachelkugeln ruckeln auf und ab, Riesenpollen explodieren – es geht immer richtig zur Sache.
Als einer der beiden Tassen-Köpfe darf man mitunter seine Waffe wechseln, meist jedoch ist er auf seine Standard-Wumme angewiesen. Das Hauptaugenmerk ist auf das Bewältigen der Level in sechs Spielwelten gerichtet sowie aufs Niederringen der Endgegner, von denen es 28 zu erledigen gilt. Wenn diese Riesenmöhren und Rübenwesen auftauchen, hat man idealerweise einen reaktionsstarken Mitstreiter neben sich auf dem Sofa sitzen. Denn zu zweit geht’s leichter, da man erstens über die doppelte Feuerkraft verfügt, zweitens vermag der eine den anderen Tassenkopf wiederzubeleben, sollte er seine drei Lebenspunkte frühzeitig verbrauchen. Dazu springt er, wie bei New Super Mario Bros., in den hier als Engel visualisierten Toten in einer Art Traumblase, und es geht zu zweit weiter.
So sammelt ihr dann in jedem der genial gestalteten Level mit ihren wundervoll animierten Figuren eure Seelenmünzen und bewältigt so die beste Zeit. Das kann echt anspornen und macht teilweise süchtig.
Zu zweit geht´s besser
Idealerweise fokussiert sich der eine Spieler auf den Endgegner, während der andere die kleineren Schädlinge beseitigt, die von allen Seiten heran gesaust kommen. Dann heißt es ducken, springen und dashen – also ruckartig vorwärts sausen –, bis die Gegner hinüber sind. Gelingt es euch, ist die Freude groß. Am Ende kann man den höheren der beiden Schwierigkeitsgrade ausprobieren oder eine dritte Stufe frei schalten – exklusiv für Masochisten. Immerhin hat man beliebig viele Leben zur Verfügung, und der Spielstand wird automatisch gespeichert.
Was wir auch sehr positiv an Cuphead finden ist die Tatsache, dass der Titel ein Xbox Play Aywhere-Titel ist und somit nach Erwerb auch auf dem Windows-10-PC gespielt werden kann. Ein weiterer Pluspunkt.
Das hat uns nicht gefallen
Eigentlich ist Cuphead der beste Indie-Titel, der uns seit Jahren untergekommen ist. Wäre da nicht dieser verdammte Schwierigkeitsgrad, denn Cuphead ist, alleine zumindest, bockschwer. Hier habt ihr zwar die beiden Schwierigkeitsgrade „Normal“ und „Fortgeschritten“. Auf normal ist der Titel noch halbwegs spielbar, ist man aber alleine und will den anderen Schwierigkeitsgrad bewältigen, scheitert man nur oft schnell und das frustet. Man sollte sich nicht von der quietschbunten Optik täuschen lassen, denn Cuphead ist eine Art Dark Souls und man braucht hier echt Nerven.
Wie schon erwähnt, macht Cuphead erst richtig im Zwei-Spieler-Koop Spaß, denn dann entfaltet der Titel sein wahres Können und man hat auch deutlich mehr davon. Wer alleine unterwegs ist, verliert meist schnell die Geduld und frustet am Schwierigkeitsgrad. Hier hoffen wir auf den baldigen Online-Koop-Modus, denn somit könnte es dann wieder witziger werden.
Fazit:
Cuphead ist mit seiner Optik, seinem Soundtrack und dem Koop-Aspekt einer der besten Titel des Jahres, was das Genre Jump-n-Shoot angeht. Die Stimmung versetzt den Spieler in längst vergangene Tage, als Comics noch Comics waren und diese mit ihrem ganz besonderen Charme die Massen verzauberten.
Doch sollte man sich vom Look der 1930er-Jahre nicht täuschen lassen, denn Cuphead hat es echt in sich. Wer sich alleine mit dem Tassenkopf auf den Weg macht, verliert schnell die Geduld, hier macht der Titel nur zusammen mit einem Kumpel so richtig Spaß. Wer sich nicht vom knackharten Schwierigkeitsgrad abschrecken lässt und sowieso auf Jump-n-Runs steht, für den ist Cuphead von Studio MDHR genau das Richtige.
[amazon box=”B01GSGE7JO”]