Lasst uns offen und ehrlich sein: der letzte Battlefield-Ableger war eine minderschwere Katastrophe. Bug reihte sich an Bug und selbst bis zum heutigem Tag ist es nicht frei von diesen kleinen Fehlern. Mit Battlefield Hardline hat sich nun erstmals Visceral Games an der Franchise versucht. Aber kann der ehemalige Entwickler der bisher „nur“ mit Dead Space Erfahrung sammeln konnte, die Battlefield-Reihe noch retten? Das wollen wir euch mit diesem Test verraten.
Egal in welcher Stadt man lebt, egal wohin man schaut. Hinter der Fassade aus Gerechtigkeit und Ordnung schlummert immer wieder Korruption und Verbrechen. Während es in den schlechteren Stadtvierteln die offensichtlichen Verbrechen gibt, sind in den höhren Positionen unsichtbare Kriminielle zu finden, oftmals nutzen sie Wohltätigkeit oder Gutmütigkeit, um ihre wahre Natur zu tarnen. Selbst die Polizei ist nicht frei von Korruption und Verrat.
Mein Revier sind die Straßen von Miami. Eine Stadt die im Fernsehen immer mit seinen Stränden glänzt, doch ich kenne diese Stadt besser als jeder andere. Slums, Armut und Kriminalität geben sich die Klinke in die Hand. Als Polizist ist es meine Aufgabe für Recht und Ordnung zu sorgen, doch es wird zusehens schwerer. Es scheint so als seien die Drahtzieher hinter großen Drogendeals immer zwei Schritte voraus. Seit langem habe ich den Verdacht, dass es im Department einen Maulwurf gibt, doch wer es ist, dass muss ich herausfinden. Mein Captain, ein guter Mann, hat mir nun eine neue Partnerin zugeteilt. Khai – hm – asiatische Wurzeln, hoffentlicht kommt sie mir nicht mit irgendeinem Kung Fu-Quatsch. Zeit für unseren ersten Einsatz – ich habe ein ungutes Gefühl dabei.
Das hat uns gefallen:
Nach den ersten Runden in Battlefield Hardline wird eines schnell klar: Visceral hat in puncto Gameplay viel geändert und auch wieder nicht. „Häh, spinnt der jetzt komplett?“ Nein, lautet die kurze Antwort. Jeder Battlefield-Fan kommt sofort mit der Steuerung von Hardline zurecht, doch wirkt das Gameplay frischer und aktiver, als bisher. Visceral Games sagte von Beginn an, dass es das bisher schnellste Battlefield sein wird und doch spielt es sich nicht wie ein Call of Duty, sondern fühlt sich noch immer „gut“ an. Das Gameplay ist präzieser und ist deutlich intuitiver geworden. Aufgefallen ist die Veränderung im Gameplay der Kampagne: während man in Battlefield 4 noch wild schießend ins Gefecht stürzt kann man in Hardline sehr viel „stealthiger“ vorgehen. Im Grunde, wenn man nicht gerade mit aus allen Ecken beschossen wird, kann man einen Level beenden ohne auch nur einen Feind getötet zu haben.
Die wichtigste Änderung ist bei den Waffen zu finden – zum ersten Mal in der Reihe gibt es nicht tötliche Waffen. Vor allem in der Kampagne ist nicht etwa automatisch das dickste Gewehr im Anschlag ausgerüstet, sondern eine Pistole. In klassischer Polizeimanier setzt man erst einmal auf eine Pistole oder einen Taser. Erst dann, wenn es sich nicht vermeiden lässt, kann man zu einer Zweitwaffe wie der P90 wechseln, und „Gerechtigkeit“ verteilen. Zudem ist man als Polizist nicht mit einem Messer für den Nahkampf ausgerüstet, sondern mit einem Polizeistock oder eben einen guten alter Baseballschläger. Als Vertreter von Recht und Ordnung kann man die bösen Buben auch festnehmen, was mehr Punkte auf euer Konto bringt.
Ganz Battlefield-klassisch ist das Waffensystem aufgebaut. Eure Waffe der Wahl lässt sich mit zwei Erweiterungen ausbauen und einer zur Map passenden Tarnung. Im Multiplayer gibt es wohl die größten Veränderungen, vor allem bei den Modi. Namentlich heußen diese: Hotwire, Heist, Rescue, Blood Money und Crosshair. Durch diese neuen Spielmodi fühlt sich Battlefield Hardline im Multiplayer deutlich anders als als beispielsweise der vierte Teil. Egal ob man in Hotwire mit den verschiedenen Autos herumfährt oder ob man in Heist eine Bank ausraubt. Visceral hat es geschafft Battlefield vom Schlachtfeld in die Stadt zu holen, ohne das es dabei den Schein hat ein ein warmer Aufguss zu sein.
Grafisch muss sich Hardline auch auf der Xbox One nicht verstecken. Trotz 720p Auflösung, die durch die Xbox One bekanntlich auf FullHD skaliert wird, sind die Texturen knackig. Die Framerate bleibt stabil und auch bei hektischen Gefechten kommt kein Ruckeln auf. Hardline präsentiert sich von zwei Seiten. Es gibt in Miami die düsteren Abschnitte, die Nachts spielen oder während eines Hurricans (!) oder aber eine malerische Landschaft, die einfach nur dafür sorgt, dass die Kinnlade ein Stück gen Erdkern sinkt. Beim Sound lässt sich Hardline ebenfalls nicht lumpen. Auch die deutsche Synchronisation zeigt sich von einer guten und soliden Seite. Alle Sprecher, oftmals bekannte Stimme aus Film und Fernsehen, sorgen dafür, dass die Atmosphäre erhalten bleibt. Waffen, vor allem Pistolen haben einen sehr viel „mächtigeren“ Sound und klingen nicht länger wie Spielzeug. Wer das nicht glaubt, sollte im Spiel dringend einmal die Desert Eagel abfeuern.
Das hat uns nicht gefallen:
Wo hat Battlefield Hardline seine Schwächen? Es ist leider der Singleplayer-Modus. Obwohl sich dieses Mal Visceral Games für selbigen verantwortlich zeichnet, schafft man es nicht Spannung aufzubauen oder eine interessante Geschichte zu erzählen. Der Plot ist vorhersehbar und fern aller Innovation. Die Geschichte kennt man im Groben aus vielen Filmen und TV-Shows. Die Kampagne kann man im Grunde wieder einmal nur als verlängertes Tutorial betrachten, das mit einer kleinen unspektakulären Story aufwartet.
Der letzte und für viele wohl schwerste Kritikpunkt ist, obwohl von uns als gut befunden, der Multiplayer-Modus. Franchise-Vertanen, die lieber Soldat spielen wollen, werden mit Hardline nicht glücklich werden. Hier ist man mit Battlefield 4 besser bedient. Hardline richtet sich absichtlich an ein Publikum, das für Veränderungen offen ist und sich gerne auf Neues freut oder einstellt.
Fazit:
Battlefield Hardline geht unter der Führung von Visceral Games einen vollkommen neuen Weg. Polizisten gegen Verbrecher – ein Setting das viele Fans finden wird und bereits gefunden hat. Die neuen Modi im Multplayer-Modus sind frisch und sorgen für viel Spaß und vor allem Abwechslung. Grafik und Sound überzeugen auf voller Länge, ebenso wie die Framerate, die auf der Xbox One stabil bleibt und auch bei hektischen Schusswechseln nicht in die Knie geht.
Nur die Story konnte uns nicht überzeugen. Sie ist berechenbar an jeder Ecke. Das Thema ist langweilig und wurde schon viele dutzende Male in Film und Fernsehen genutzt. Verteranen der Reihe könnten sich am Spiel als solches stören, da EA und Visceral Games einen vollkomen neuen Weg einschlagen, der mit dem bekannten Spielprinzip zwar noch vieles Gemein hat allerdings viele Änderungen mit sich bringt.