Es scheint fast so als würde Ubisoft in alte Muster zurückfallen und jedes Jahr ein neues Assassin’s Creed auf den Markt bringen. Was das bedeutet wissen wir alle: Fehler, Bugs und unausgereifte Konzepte. Allerdings soll der neueste Teil der Reihe, namentlich Assassin’s Creed Odyssey, nicht nur der vorerst letzte Ableger der Reihe sein – für ein oder zwei Jahre – sondern auch in puncto Qualität einiges zu bieten haben. Wir haben uns Assassin’s Creed Odyssey einmal ganz genau angeschaut.
Bevor es ein vereintes Griechenland gab, bevor Demokratie Einzug hielt und die Welt eroberte war das heutige Griechenland ein Ort der Mythen und Legenden, des Krieges und der Wunder, des Mutes und der Götter, der Philosophie und Wissenschaft. Es war die Zeit der Konflikte – Sparta und Athen standen im Krieg miteinander. Jede Seite darauf bedacht ihr Reich zu erweitern. Es war aber auch die Zeit, in der Mütter den Tod ihrer Kinder betrauert haben. Alexios und Kassandra geboren in Sparta waren noch Kinder, als sich ihr Leben für immer verändern sollte.
Orakel haben Unheil über die Welt von Sparta hereinbrechen sehen, wenn sie in Sparta verlieben. Nur ihr Ableben kann die Götter beruhigen, doch das Schicksal hatte andere Pläne für die Geschwister aus Sparta. Das große Unglück brach über die Geschwister herein, doch das war nur der Anfang einer Reise, der Abenteuer, des Ruhms, der Ehre und der Wunder aber vor allem der Entscheidungen.
Das hat uns gefallen:
Ubisoft hat in Assassin’s Creed schon immer sehr viele RPG-Elemente verbaut. Entscheidungen gehörten aber bisher nicht wirklich zur Reihe dazu. Mit Assassin’s Creed Odyssey hat sich Ubisoft jetzt entschieden den Schritt zum RPG zu vollenden. Wer jetzt aber befürchtet, dass die ganze Art eines Assassin’s Creed darunter leidet irrt.
Noch immer ist Assassin’s Creed Odyssey ein Open World-Spiel, mehr als jemals zu vor, wenn man es ganz genau nimmt. Das alte Griechenland könntet ihr theoretisch sofort bereisen, sobald ihr natürlich euer Schiff habt. Denn auch die Seefahrt feiert in Assassin’s Creed Odyssey ein Comeback. Wie schon in Assassin’s Creed Origins sind die unterschiedlichen Gebiete erst ab einem bestimmten Level „gefahrlos“ besuchbar. Das bedeutet nicht, dass dort keine Gefahren lauern, aber es bedeutet, dass euch normale Tiere nicht durch einen Blick töten. Der Rahmen von Assassin’s Creed Odyssey ist im Grunde genommen also der gleiche, wie es in Origins der Fall war.
Die schiere Größe von Assassin’s Creed Odyssey ist einfach nur atemberaubend. Egal für welchen der beiden Helden ihr euch entscheidet, es erwartet sie eine große, lebendige Welt – voller kleiner und großer Wunder.
Obwohl Assassin’s Creed Odyssey sich stark an Origin orientiert, macht es doch einige Dinge anders. So könnt ihr zwar ein sehr ähnliches Erlebnis wählen, wie ihr es aus Origin her kennt, doch Ubisoft möchte euch einen anderen, einen etwas Witcher-ähnlicheren Weg vorschlagen. Diese Option entfernt den „goldenen Faden“ aus Assassin’s Creed Odyssey. Es heißt also die Welt entdecken und mit Hilfe eures Adlers – ja, auch Alexios bzw. Kassandara, haben einen Adler – müsst ihr eure Ziele ausfindig machen.
Nehmt ihr einen Auftrag an, wird dort die ungefähre Lage beschrieben: Südlich von Stadt „X“ oder im Westen des Tals „Y“. Damit gelingt es Ubisoft, dass wir die Welt von Assassin’s Creed Odyssey genauer wahrnehmen; die wirklich schönen Landschaften sehen und Orte zu entdecken, die sonst untergehen würden, da der direkte Weg viel zu verlockend wäre. Eine Idee, die wir sehr begrüßt haben und somit auch aktiviert ließen. Ubisoft bietet euch aber die Möglichkeit eure zu Beginn getroffene Wahl, wie ihr Assassin’s Creed Odyssey angehen wollt – klassisch oder ohne Hilfe, rückgängig zu machen.
Wahl ist dabei das wohl größte Stichwort von Assassin’s Creed Odyssey. Nein, ihr müsst euch nicht für Politik interessieren, um dieses Feature genießen zu können. Assassin’s Creed Odyssey hat sich deutlich mehr auf Optionen verlegt. Euer Held wird nun Dialoge führen. Dialoge, auf die ihr aktiven Einfluss haben könnt. Geht ihr mit Worten vor, stecht ihr lieber direkt zu oder aber lasst ihr es gut sein? Diese Möglichkeiten und mehr stehen ab sofort an der Tagesordnung. In Kombination mit dem fehlenden goldenen Faden, könnt ihr so interessante Details zur Lage eures Ziels aufspüren oder relevante Informationen, um eine Situation besser und eventuell vorteilhafter zu meistern.
Habt ihr aber eine Entscheidung getroffen, müsst ihr mit den Konsequenzen leben. Rettet ihr ein Leben und opfert dafür viele? Welchen Einfluss hat die soeben gefallene Entscheidung auf das alte Griechenland? Für welche Seite ziehe ich in den Kampf und was bedeutet es für die Welt? Diese Hintergedanken gehören zu Assassin’s Creed Odyssey, wie der Adlersprung zur Franchise.
Beim direkten Gameplay hat sich Ubisoft nicht nur vom letzten Teil der Assassin’s Creed-Reihe inspirieren lassen, sondern teilweise Dinge einfach übernommen. Es ist also wieder ein aktives Kampfsystem. Ihr könnt, sofern freigeschaltet, drei Waffen mit euch führen. Waffen sind in verschiedene Arten unterteilt und bieten wie immer für jeden Gamer das passende „Druckmittel“. Auch der Skill-Tree aus Origin ist in Assassin’s Creed Odyssey zu finden, aber wieder in leicht abgeänderter Form. Euer Held hat erneut drei Bereiche, aus denen er wählen kann. Jäger, Krieger und Assassine. Je nach Ausrüstung, die ihr natürlich für Aufgaben erhaltet oder kaufen könnt – im Spiel – verändern sich diese Werte und steigen mit jedem Level an. Sie sind aber nicht zwangsläufig von einander getrennt, sondern zeigen Möglichkeiten auf. Ist euer Jägerschaden sehr hoch, könnt ihr mit Pfeil und Bogen großen Schaden aus der Ferne ausüben, ohne direkt den Zweikampf zu suchen, als Krieger punktet ihr natürlich im selbigen. Wer aber lieber in den Schatten und im Verborgenen bleibt, wird mit dem Assassinen-Skills am besten fahren – zudem ist dieser Schaden immer am höchsten.
Das Gameplay während des Kampfes bedarf einiger Eingewöhnungszeit, da die Tastenbelegung nicht identisch mit Origin ist. Erst nach einigen Kämpfen kommt ein gewisses Gefühl für das Timing, beispielsweise beim Ausweichen oder Blocken auf. Dann sind auch Kämpfe gegen eine Überzahl machbar, ohne sofort das Zeitliche zu segnen.
Der letzte große Pluspunkt gehört natürlich der Grafik. Obwohl schon Origin wunderschön war, legt Assassin’s Creed Odyssey noch einmal eine Schippe oben drauf. Die Landschaft lässt schon mal das Herz höherschlagen und lädt einfach dazu ein, den Fotomodus von Assassin’s Creed Odyssey zu nutzen. Auf der Xbox One X gibt es keine nennenswerten Ruckler oder grafische Aussetzer, die uns während des Reviews ins Auge gesprungen wären. Schön ist vor allem, durch den RPG-Ansatz, dass jede Unterhaltung „atmosphärischer“ ist, als in vorangegangenen Teilen.
Der Sound und die Sprecher liefern in Assassin’s Creed Odyssey einen sehr guten Job ab, allerdings gibt es hier zwei Seiten einer Münze, auf die wir gleich noch eingehen werden. Die musikalische Untermalung ist aber hervorragend und sorgt für eine tolle Atmosphäre.
Das hat uns nicht gefallen:
Ja, auch Assassin’s Creed Odyssey ist nicht perfekt, leider. Bugs gehören zu jeder Spiel-Session dazu, wie es scheint. Ob es Abstürze sind, während wir mit Ikarus unterwegs sind, um die Welt zu entdecken oder aber einfach „unfaire“ Schnitzer, die das Spielerlebnis bisweilen sehr behindern.
Bevor wir ins Detail gehen, muss aber gesagt werden, dass Ubisoft mit neuen Patches bereits einige Abhilfe geschaffen hat. Zum Zeitpunkt des Testes aber waren folgende Dinge an der Tagesordnung: Den Wechsel zwischen Adleransicht und normalen Spiel scheint Assassin’s Creed Odyssey nicht gut wegstecken zu können. Entfernt sich Ikarus zu weit von Alexios oder Kassandra, muss Assassin’s Creed Odyssey etwas nachladen – viel zu häufig ist es passiert, dass das Spiel dadurch abgestürzt ist.
Abstürzte oder Freezes kamen aber in aller Art und Form vor: während wir versucht haben eine Festung einzunehmen, entweder auf Seiten der Spartaner oder Athener, kam ein Absturz dazwischen und plötzlich war das Lager in ganz anderer Hand, als noch zuvor. Der Weg bis dahin ist also zunichte gemacht worden.
Auch Tiere oder Gegner scheinen oft aus dem „Nichts“ aufzutauchen. Mitten in einem Lager beispielsweise sind uns Zivilisten begegnet, die sich in einen Kampf eingemischt haben. Ha, kein Problem, gibt es eben eine kostenlose Kieferkorrektur, meint ihr? Ja, im Grunde schon aber natürlich wird für den Mord an einem Zivilisten ein Kopfgeld ausgesetzt. Der „Zufall“ oder eine merkwürdige Programmierung will es aber, dass just in diesem Moment ein Kopfgeldjäger unseren Weg streift – am besten noch diverse Levels höher. Das macht den Kampf natürlich nur spannender, oder? Ja, bis zu dem Punkt an dem dann ein wildes Tier seine interdimensionale Existenz auf unsere Ebene verlagert und ebenfalls am Kampf teilnimmt. Mit Glück greift es nicht sofort uns an, sondern unsere Gegner aber Glück ist ein wankelmütiges Gut.
Kommen wir noch einmal auf den Sound zurück: Obwohl für Assassin’s Creed Odyssey sehr gute deutsche Sprecher gefunden worden sind, gibt es diese „Momente“. Momente, in denen es einfach nicht passt. Alexios beispielsweise ist mitten in einem normalen Gespräch und wir wählen die „sanfte“ Methode aus. Das hindert den Söldner aus Sparta aber nicht daran plötzlich zu schreien, bzw. seine Tonart komplett zu ändern, sodass die Atmosphäre darunter leidet.
„Unterstützt“ werden diese Momente, dann von einer sehr merkwürdigen Gesichtsanimation. Plötzlich scheint Alexios unter der seltenen Krankheit der unkontrollierten Mimik zu leiden – schade.
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Fazit:
Assassin’s Creed Odyssey ist eine schöne Evolution der Reihe. Grafik, Sound und Gameplay haben noch einmal einen Gang höher schalten können – wie auch die Geschichte rund um Alexios und Kassandra. Die offene und gigantische Welt von Assassin’s Creed Odyssey lädt zum Erkunden, Entdecken und Bereisen ein.
Wo Licht ist, kann Schatten nicht fern sein. Es gibt diverse Fehler und Bugs, die mehr als nervig sind. Abstürze, fehlende Wasseranimationen oder merkwürdiges Gesichtsverhalten, sind nur einige Dinge, die Assassin’s Creed Odyssey die Wertung vermiesen.
Trotzdem – betrachten wir Assassin’s Creed Odyssey rein für das was es ist, müssen wir sagen, dass es eines der besten Spiele der Reihe ist. Spielspaß und eine gigantische Welt haben uns jede Sekunde, trotz Mängel, genießen lassen. Neue Patches haben zudem schon diverse Probleme behoben.