Das jährlich auftretende Lizenzproblem von PES17 bleibt, doch bleibt es auch bei der besten Fußballsimulation im Fußball-Genre?
Nach einem ersten Kader-Update zum Release werden wir gleich am Anfang von einer optisch unspektakulären Menüseite eingeholt. Auch in PES17 hat es Konami irgendwie nicht hinbekommen eine ansprechende Benutzeroberfläche zu kreieren.
Wir starten auch gleich mit der ersten Partie zwischen dem FC Barcelona und dem MD White! MD White? Ja, der Fake-Name für Real Madrid und da haben wir auch gleich wieder das erste große Manko wie jedes Jahr – den Lizenzkampf(krampf). Spielernamen und Aussehen sind jedoch den Originalen nachempfunden. Kurz nach dem Anpfiff fiel uns sofort auf, dass es deutlich langsamer als sein Vorgänger geworden ist und dadurch auch ein Stückchen taktischer. Pässe in die Tiefe, schnelle Sprints über die Außenseiten und die darauffolgenden Flanken sind so punktgenau wie nie zuvor. Die Spieler reagieren unmittelbar, egal was ihr mit ihnen anstellt.
Das hat uns gefallen:
Taktik-Fetischisten kommen mit unzähligen Einstellungen voll auf ihre Kosten. Bereits beim Vorgänger ließen sich viele Details einstellen. Wie hoch soll meine Mannschaft pressen? Soll sie über die Mitte oder die Flügel angreifen? PES17 erreicht dieses Jahr eine völlig neue taktische Tiefe. In der Offensive kann ich mein Team anweisen das Spielfeld extrem breit zu machen, indem die Spieler die Abstände untereinander erhöhen. Dadurch passen die Mitspieler zwar nicht mehr automatisch so gut wie die echten Messi und Iniesta, doch sie bieten sich stets so an, dass sie anspielbar sind. Die Taktiken sind mehr als eine nette Spielerei – sie stellen sich als extrem hilfreich heraus. Denn nicht jeder Verein verhält sich gleich.
Liverpool verteidigt anders als Barcelona. Mal benötigt man viele Beine im Zentrum, mal auf dem Flügeln. Die KI reagiert auf das Verhalten eurer Kicker und passt sich so der Spielweise an. Zwar nicht so wie es vorab von Konami hochgelobt wurde, aber es ist deutlich spürbar wie das gegnerische Team im Spielverlauf das Pressing erhöht, die Taktik ändert, oder sich alternativ weit in die eigene Hälfte zurückfallen lässt.
Dem Spieler stehen mal wieder eine große Anzahl an Spielmodi zur Verfügung. Neben den offiziellen Wettbewerben, wie der UEFA Champions League, UEFA Euro League oder der AFC Champions League, gibt es noch zwölf weitere Modi inklusive der Trainingsarena. Kleine Änderungen gibt es im myClub-Modus, jetzt können eigene Teamrollen entwickelt werden. Je nachdem, wie ihr euch auf dem virtuellen Rasen schlagt, entwickeln die Spieler eigene Rollen innerhalb der Mannschaft. Dies wirkt sich dann gleichzeitig auf das gesamte Team aus – was sich beispielsweise in der Entwicklung der einzelnen Spieler niederschlägt. Das Transfermenü wurde ebenfalls überarbeitet und umfangreicher aufgeführt, so lassen sich beispielsweise die Leihperioden und Gehaltsverhandlungen der Spieler genauer definieren.
Grafisch ist das Spiel noch einmal einige Prozentpunkte besser geworden. Die Spieler sind großartig umgesetzt, Bewegungsabläufe der Schlussmänner sehen jetzt auch eine ganze Ecke geschmeidiger aus. Auf dem Rasen trägt sich der gute grafische Eindruck der Fox Engine weiter. Mit großartigen Animationen und Emotionen auf dem Spielfeld zeigt PES17 eine enorme Qualität, die obendrein auch sehr realistisch aussieht. Kleinigkeiten wie Wassertropfen, die vom Tornetz wegspritzen, wenn der Ball bei einem Regenspiel einschlägt, runden den guten Gesamteindruck ab. Auch der Einmarsch in die Stadien zieht mächtig rein.
Das hat und nicht gefallen:
Der große Nachteil der PES-Serie: fehlende Spielerlizenz. Hier hat sich wenig geändert, was auf viele potenzielle Käufer abschreckend wirken dürfte. Während sich bei der FIFA-Serie gefühlt selbst Englische drittklassige Teams im Original spielen lassen, muss man bei PES 2017 tagelang Spieler editieren oder auf etliche echte Namen verzichten. Fans des Deutschen Meisters müssen sogar noch mehr „schmerzen“ in Kauf nehmen, denn es wurde komplett auf den FC Bayern verzichtet! Der Rekordmeister hat einen Exklusivvertrag mit EA abgeschlossen und taucht deshalb gar nicht mehr auf. So bleiben aus Deutschland nur Dortmund, Schalke und Leverkusen.
Was durch die Bank weg einfach nur schlecht ist, sind die Kommentare. Obwohl mit Hansi Küpper und Marco Hagemann zwei erfahrene Kommentatoren für die PES-Reihe zur Verfügung stehen, hat Konami es nicht geschafft, diese Qualität sinnvoll ins Spiel einzubinden. Die Sprüche der beiden sind oftmals zusammengeschnittene Sätze, die teilweise falsch, doppelt oder sogar noch zu spät eingespielt werden. Gleichzeitig hört man sehr häufig Tonfehler in den Aufnahmen, was die Stimmung im Spiel sehr stark beeinträchtigt.
Bezüglich der Steuerung macht PES17 aber einen kleinen Rückschritt. Beim Vorgänger machten wir noch eine enorme Verbesserung aus. Das Feedback bei Pässen und Schüssen war wesentlich besser. Der Spieler wusste ganz genau, wie stark man einen Pass aufladen musste. In der finalen Fassung ist das komplett hinfällig geworden. Leichte Antipper fliegen über das halbe Spielfeld und die Ballphysik ist auch nicht immer ganz nachvollziehbar. Dies liegt aber wohl zum Teil an den Spielhilfen, welche sich bis zu einem gewissen Grad anpassen lassen, aber dennoch wirkt es nicht sehr intuitiv.
Dabei geht es nicht um Fehlpässe oder verstolperte Bälle. Diese kleinen Fehler, basierend auf dem Können der Spieler, machen PES17 zu einem unberechenbaren, aber dennoch sehr unterhaltsamen und vor allem realistischen Spiel. Timing und Konzentration sind angebracht, denn Fehler werden in PES 2017 nicht so einfach verziehen, da dann der Ball oftmals weg ist.
Fazit:
Besser als der Vorgänger? Nur zum Teil. Die größten Mankos bleiben wieder mal die Kommentare und die Lizenzprobleme. Durch die neuen taktischen Möglichkeiten bietet PES 17 aber mehr spielerische Feinheiten, es lebt von seinen haarsträubenden Situationen, den abgefälschten Schüssen, Pfosten-Klatschern und Stocher-Toren.
Die Steuerung wirkt hingegen in manchen Punkten unberechenbar und die Ballphysik ist nicht immer nachvollziehbar. Konami hat zwar nicht alles perfekt umgesetzt, aber taktikaffinen Fußballfans eine breitangelegte Spielwiese geliefert.
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