Geistergeschichten gibt es schon fast so lange, wie es die Menschheit gibt. Die Seele des Menschen, die in der Welt der Lebenden verblieben ist, um noch unerledigte Aufgaben zu vollenden. In Murdered: Soul Suspect, aus dem Hause Square Enix, wird man selbst zum Geist. Ob man die Spieler nur auf einen Trip durch eine billige Geisterbahn geschickt hat oder sich das Spiel wirklich lohnt, wollen wir euch im folgenden Test verraten.
Cops – wenn man sie braucht sind sie nie zur Stelle. Ähnlich habe ich gedacht, als ich aus einem Fenster geworfen wurde, nur dass ich selbst die Polizei war – ein Cop ohne Verstärkung. Wer würde einen Cop töten? Der Fall scheint ewig zu dauern, bis alles schwarz wird.
Ich lebe noch? Wie konnte ich einen solchen Sturz nur überleben? Ich sollte mein Glück nicht hinterfragen, aber der Täter ist noch da. Schnell, ich muss… als ich mich umdrehe sehe ich meinen Körper noch auf der Straße liegen. Was zum…? Wie kann das sein? Ich sehe mich selbst, die Augenlieder zucken – ich lebe. Ist das eine dieser Nahtoderfahrungen, von denen viele Spinner immer berichten? Mist, ich muss wieder aufwachen, dieser Typ ist noch da und starrt auf die Straße. Komm schon – beweg dich verdammt noch eins. Meine Augen flackern und ich starre in den Lauf meiner eigenen Waffe. Sieben Mal schoss er auf mich, sieben Mal hinterließ er das Zeichen des Todes.
Ich habe mir oft meinen eigenen Tod vorgestellt – dieses Szenario kam nie darin vor. Warum bin ich noch hier, sollte ich nicht ein Licht am Ende des Tunnels sehen, sollte ich nicht vorm „himmlischen Gericht“ stehen und meine Sünden erklären? Das kann nur eines bedeuten – mein Job ist noch nicht erfüllt, mein Killer muss gefasst und zur Verantwortung gebracht werden und, ob tot oder nicht, ich werde es schaffen!
Das hat uns gefallen:
Nach sehr langer Zeit, nach einer gefühlten Ewigkeit, ist mit Murdered: Soul Suspect wieder eine neue Franchise für die Konsolen veröffentlicht worden. Als Detective Ronan O’Connor muss man seinen eigenen Mord aufklären und das als Geist. Was könnte cooler sein? Nun widmen wir uns erstmal weltlichen Belangen:
Die Vertonung von Murdered: Soul Suspect versprüht einen Funken Hollywood. Dafür sorgt Peter Flechtner. Peter wer? Peter Flechtner ist die deutsche Synchronstimme von Ben Affleck, der in Squares neuem Spiel auch Held Ronan O’Connor seine Stimme leiht. Allerdings machen auch alle anderen Sprecher einen sehr guten Job, hier könnte Square Enix nur schwerlich noch besser werden.
Das Gameplay von Murdered: Soul Suspect ist anders, als man es von anderen Spielen her kennt – letztlich der Tatsache geschuldet, dass man einen Geist spielt. Wände, Objekte und gar andere Menschen muss man nicht weiter beachten, man kann einfach durch sie durchgehen. Allerdings nicht durch alle. Salem, die Stadt und der Dreh- und Angelpunkt von Ronans Ermittlungen ist ein fast vollkommen geweihter Ort. Hat ein Hausbesitzer sein Haus also priesterlich weihen lassen, kann ein Geist nicht einfach durch die Wand spazieren. Auch als Geist muss man also warten bis einem die Tür geöffnet wird oder ein Fenster. Ist man allerdings erst einmal im Gebäude so bedarf man weder Türen noch anderer Öffnungen, um von A nach B zu kommen. Aber auch als Geist muss man stets aufpassen. Dämonen wandeln ebenfalls im Zwischenreich und sind auf der Suche nach Körperlosen, die noch eine Aufgabe erledigen müssen oder ganz einfach vergessen haben, wer sie waren. Dämonen fressen dann die geistliche Essenz, und man wird nie das Himmelreich, oder was auch immer nach dem Tod kommt, sehen. Verbleibt man als Geist zu lange in der Welt der Lebenden, wird man selbst zum Dämonen. Ronan muss also aufpassen, nicht Opfer dieser Schreckensgeister zu werden.
Wer pure Action erwartet wird mit Murdered: Soul Suspect nicht glücklich werden. Oder habt ihr schon mal einen Geist gesehen, der in Deckung geht und wild um sich ballert? Es müssen mehr Rätsel gelöst und Hinweise gefunden und kombiniert werden, Ronan ist also eher auf seinen Verstand angewiesen als auf Gewalt. Dabei kann Ronan natürlich nicht einfach einen Gegenstand anfassen. Er muss von anderen Personen Besitz ergreifen, sich deren Gedanken anhören, Unterhaltungen belauschen oder auf Notizen schauen, die sich ein Officer oder ein andere Mensch gerade anschaut.
Und wie verhält es sich mit der Story? Nun der Glockenmörder, der Täter des Spiels ist grausam und übermenschlich stark. Murdered: Soul Suspect führt euch allerdings erst am Ende des Spiels auf die richtige Fährte.
Das hat uns nicht gefallen:
Obwohl Murderd: Soul Suspect gut aussieht, ist es einfach kein „NextGen“-Titel. Spät in der Entwicklung entschied man, dass das Spiel auch für Xbox One und PS4 erscheinen soll. Das merkt man an allen Ecken und Kanten. Versteht es nicht falsch, denn es ist ein schönes Spiel, allerdings nur dann, wenn man im Maßstab einer Xbox 360 oder PS3 denkt.
Der größte Kritikpunkt ist allerdings die Länge des Spiels. Je nach Spielweise und ob man alle Nebenmissionen erledigt, die im Grunde darin bestehen, anderen Seelen dabei zu helfen, den letzten Frieden zu finden, ist man mit Murdered: Soul Suspect gerade mal vier bis sechs Stunden beschäftigt. Das ist, bedenkt man, dass es ein reiner Singleplayer-Titel ist, recht wenig.
Was ebenfalls auffiel ist, dass die Welt von Murdered: Soul Suspect recht „tot“ ist. „Kein Wunder, man spielt einen Geist, Schlaukopf.“ Nein, das meinte ich eher weniger. Ronan sieht nicht nur Geister, sondern auch Menschen, die entweder stumpfsinnig im Kreis laufen oder irgendwo hocken und sich selbst trösten.
Fazit:
Murdered: Soul Suspect ist kein schlechtes Spiel. Es ist einfach sehr kurz und wer es sich für Xbox 360 oder PS3 kauft, bekommt auch optisch Einiges geboten. Für Xbox One oder PS4 ist es grafisch allerdings zu wenig.
Die Story des Spiels ist gut, doch hatte ich am Ende das Gefühl, dass es ein besserer Film gewesen wäre als ein Videospiel. Auch das eigentlich sehr gut gelungene Gameplay des Spiels kann nach einiger Zeit etwas abstumpfen. Es gilt letztlich immer Beweise zu finden, sie in den richtigen Zusammenhang zu fügen und den Fall zu lösen. Murdered: Soul Suspect hat leider jede Menge Potential verschenkt. Geisterfreunde kommen allerdings trotzdem auf ihre Kosten.