Gestern platzte eine Bombe, die für viele von euch wohl recht „normal“ erscheint. Xbox hat einige Studios geschlossen. Es waren aber nicht „nur“ unbekannte Studios, sondern wichtige und erfolgreiche Studios.
Warum ist das so schlecht für die Industrie und letztlich für euch und uns Gamer? Nach der Schließung von Tango Gameworks und Arkane Austin hat Microsoft, respektive Xbox, eine Grenze eingerissen, die bisher als unantastbar galt. Es schloss zwei erfolgreiche Studios.
Erfolg ist nicht genug
Viele werden sicher nun denken, dass der letzte Titel aus dem Hause Arkane Austin – Redfall – so schlecht war, dass es normal für Microsoft war, hier den Schlussstrich zu ziehen. Wenige unter euch dürften aber wissen, dass Redfall ein Projekt war, das nicht in den Hallen von Arkane Austin seinen Ursprung hatte und die Entwickler selbst nicht nur Bedenken geäußert haben, was die Entwicklung betrifft, sondern Redfall schlicht und einfach nicht fertigstellen wollten. Warum? Arkane war sich bewusst, dass Redfall ein Reinfall wird. Zu viele Baustellen und zu viel Zeitdruck haben zu dem Ergebnis geführt, dass wir sehen konnten.
Zuvor konnte Arkane mit Spielen wie Dishonored oder Prey viele Fans begeistern, was aber nicht reichte. Tango Gameworks konnte mit Hi-Fi Rush einen unfassbaren Erfolg abliefern, bedenkt man die Tatsache, dass dieses Spiel keine Werbung oder Ankündigung genossen hat. Zuvor hat sich das Studio mit Spielen wie The Evil Within auszeichnen können.
Warum ist das aber nun schlecht für Gamer und welche Grenze wurde überschritten. Xbox und Microsoft haben jetzt Erfolg als Sicherheit entfernt. Ist ein Studio erfolgreich, besteht es am Markt. Ist ein Studio erfolgreich, sind die Arbeitsplätze sicher. Sind Arbeitsplätze sicher, beruhigt das die Entwickler und wirkt sich auf die Arbeit selbst aus.
Nun geht in den Xbox Studios und allen Bethesda– und Activision Blizzard-Studios Angst und Zweifel umher. Denn egal wie gut deine Titel performen, es kann sofort aus sein.
Auf Twitter, aktuell bekannt als X, melden sich nun immer mehr Mitarbeiter aus den Xbox Game Studios, Bethesda und Activision Blizzard, die Angst um die Zukunft haben. Anders als in Deutschland, gibt es in den Staaten keine gesetzlichen Vorgaben, die den Arbeitgeber vor willkürlicher Kündigung schützen. Ein soziales System wie wir es hier genießen gibt es ebenfalls nicht, genauso im Fall des Gesundheitssystems. Wird jemand in den Staaten gekündigt, ist das potentiell Existenzgefährdend. Fragt euch einfach folgendes: würdet ihr einen Job antreten, guten Gewissens, bei dem euch ohne Vorwarnung die Kündigung überreicht werden kann ohne Kündigungsfrist?
Ohne Marketing kein Erfolg
Xbox war schon immer schlecht, wenn es um Vermarktung geht. Wird das Werbebudget von Nintendo und Sony als Maßstab genommen, scheint Xbox hier komplett einzusparen. Hi-Fi Rush war ein sogenannter „Shadow Drop“ – ein Titel, der weder durch Werbung noch durch ein Statement angekündigt worden ist, sondern direkt auf den Markt kommt.
In den Köpfen von Ninja Theory dürfte es nun sehr hektisch und voller Angst zu gehen. Auch hier gibt es praktisch keine Werbung durch Xbox oder Microsoft selbst auf den sehr baldigen Release von Hellblade 2 bezogen. Das Studio postet selbst ab und an Videos auf den sozialen Netzwerken.
Schlecht daran ist, dass solche Posts schnell übersehen und noch schneller vergessen werden. Könnte also auch Ninja Theory das gleiche Schicksal bevorstehen wie Arkane Austin oder Tango Gamworks?
Das Ende für Perfect Dark und The Initiative steht schon geschrieben?
Heute kommen dann weitere Gerüchte auf, wonach auch die Zukunft von The Initiative alles andere als rosig aussieht. Das Studio wurde eigens von Microsoft gegründet und sollte eine Neuauflage von Perfect Dark entwickeln. Aktuellen Gerüchten nach ist das Spiel in einem sehr „ungeschliffenen Zustand“ sei.
Jeff Grubb, bekannter Xbox-Insider, verriet, dass der Zustand des Spiels schon seit Jahren unverändert ist und nach der gestrigen Schließung durch Xbox die Angst um den eigenen Arbeitsplatz enorm ist. RPG Site Betreiber Alex Donaldson scheint hier Insider-Informationen über den schlechten Zustand des Spiels und im Studio zu haben, die er aber aus Respekt des Teams gegenüber nicht teilen möchte. Doch nach der gestrigen Aktion durch Xbox scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein.
Verlorenes Vertrauen
Abschließend bleibt nur festzustellen, dass Xbox international durch die Schließung das internationale Vertrauen der Community und der Presse verloren hat. Es scheint so, als wolle Microsoft jetzt den Weg eines EA’s oder des damaligen Activision Blizzards eingehen. Solange die Aktionäre zufrieden sind, ist alles andere unwichtig.
Viele Entwickler und Größen aus der Videospielindustrie haben Xbox gestern das Vertrauen abgesprochen. Laut einigen Aussagen ist der Zustand von Xbox als Marke aktuell noch schlechter als 2013 unter Don Mattrick.
Als Gamer sind viele unter euch wohl praktisch eingestellt und gehen dorthin, wo das Angebot am besten ist und die Spiele am schönsten aussehen. Doch wird schon an den Entwicklern gespart, ist es nur ein sehr kurzer Weg, bis Spiele und Services deutlich im Preis steigen werden.