Artikel 13. Das rote Tuch aller, die das Internet nutzen wollen, ohne dass sich die Politik einmischt – schon gar nicht Politiker, die bis heute nicht verstanden haben was ein USB-Stick ist oder wie Datensicherheit in der eigenen Regierung funktioniert.
Im Grunde haben wir uns geweigert über dieses Thema zu schreiben oder zu berichten, da Politik und Gaming ungefähr so gut zusammenpassen, wie hochexplosiver Sprengstoff und Pyromanen mit uneingeschränkten Zugang zu Feuer. Allerdings ist es fast nicht möglich über dieses Thema nicht zu stolpern.
Abseits der typischen Medien, die es im TV zu „bestaunen“ gibt, sind Facebook-Seiten, Twitter-Feeds und andere Plattformen überlaufen mit Themen zu Artikel 13. Falls ihr euch fragt was Artikel 13 eigentlich ist, dann hier eine kurze und knappe Erklärung:
20 Länder, genauer gesagt deren Regierungen, der EU haben sich dazu entschieden Urheberrecht verstärkt ins Netz zu bringen. An sich ist das gar keine so schlechte Idee. Es würde bedeuten, dass selbstverfasste Texte, Musik, Videos und Bilder geschützt werden, bzw. deren Erschaffer. Jetzt kommen wir aber zu einem Punkt, an dem sich oft Entwickler und Ingenieure treffen: Idee und Umsetzung. Als Beispiel:
Tendenziell möchten wir abgefahrene, durchsichtige Smartphones haben aber so ein Akku ist im echten Leben wirklich ungerne unsichtbar (sehr extrovertiert diese Akkus). Der Entwicklergeist sagt: „Hier ist mein Vorschlag und so kann es gehen.“ Worauf der Ingenieur sagt: „Super Idee, jetzt brauchen wir nur noch die technischen Möglichkeiten dazu. Komm in 100 Jahren noch einmal vorbei.“
Ähnlich verhält es sich mit Artikel 13. Kreativität in und auf dieser Art zu beschützen würde zwangsläufig dazu führen, dass Dienste, egal welcher Natur, dafür haftbar gemacht werden könnten, wenn ein Künstler sein geistiges Eigentum gestohlen sieht. Da im Text von Artikel 13 nicht dargelegt worden ist, wie Kreativität geschützt werden kann, werden Plattformen eine Art Filter implementieren müssen, um solche Dinge wie geistigen Diebstahl zu verhindern bzw. so schwer zu machen wie nur irgend möglich. Allerdings endet es nicht hier. Reviews oder Bewertungen sehen sich schnell mit Dingen konfrontiert, die Objektivität eindämmen könnten. Hier ein Szenario: Ihr verfasst einen Test zu Spiel XY, ladet es als Videoform hoch oder schreibt einen Text mit den nötigen Bildern dazu. Diese Meinung aber gefällt dem Hersteller des Titels nicht und er sagt: „Hey, das ist unser Spiel über das ihr da redet, das haben wir euch nicht gestattet.“ Ihr seht also: Idee und technische Umsetzung treffen ein weiteres Mal aufeinander. Von der nächsten Abmahnwelle wildgewordener Anwälte, die die schnelle Mark – sorry, Euro – machen wollen, fangen wir erst gar nicht an.
Natürlich sind auch aktuell alle Größen von Twitch, Youtube, Instagram und der nächstgrößeren Website auf den Straßen Deutschlands und protestieren zusammen mit den jungen Menschen und Verfechtern des Internets – oder wie sie gerne im Parlament genannt werden „Bots“. Im Grunde muss der Politik an dieser Stelle zunächst einmal etwas positiv angerechnet werden: Lange, wirklich sehr lange, war die „junge Generation“ so politverdrossen, dass sie wohl lieber Grashalme pinkkariert gestrichen hätten, als einer Rede im Parlament beizuwohnen. Jetzt aber ist es anders: Junge Menschen informieren sich über Artikel 13, über die Figuren hinter dieser Entscheidung und welcher Partei sie angehören.
Die alteingesessenen Parteien, allen voran die „Große Koalition“, ist federführend in Deutschland was Artikel 13 betrifft und hier kommen wir wohl zu einem Problem, dass die Politiker aktuell auszublenden scheinen.
Die nächste Wahl kommt! Jetzt zu denken, dass nur ein „paar“ tausend Jugendliche und Gegner von Artikel 13 keinen großen Einfluss haben werden, ist an Kurzsichtigkeit wohl kaum zu übertreffen. Nicht jeder kann oder wollte bzw. will auf die Straße gehen, um zu protestieren (Es ist halt nicht jeder so extrovertiert wie Akkus). Viele sind zu Hause geblieben, sauer auf die Demokratie, sauer auf ihr Land aber vor allem sauer auf die Führung ihres Heimatlandes. Eben jene Leute werden aber mit sehr, wirklich sehr großer Wahrscheinlichkeit zur nächsten Wahl gehen, die über die Zukunft Deutschlands entscheidet – angespornt durch dieses Thema. Hashtags wie „#NieMehrCDU“ werden dann nicht mehr nur ein paar Zeichen im Internet sein – sie werden eine Stimme bzw. ein Kreuz auf einem Zettel sein, die/das sich neue Wege suchen will, ihren Frust Gehör zu verschaffen.
Egal wie nun also die Entscheidung über Artikel 13 ausfallen wird, welche Änderungen sie ins Netz bringen wird; Deutschland wird sich in absehbarer Zeit politisch sehr verändern. Eine Veränderung die von Menschen in Gang gesetzt wird, die genug davon haben, dass Leute über etwas entscheiden, die im Grunde gar nicht wissen worum es geht.
Um diesen Text zum Abschluss zu bringen: es wäre schöner, wenn wir als kleine Xbox-Seite, einfach weiter über unser Leitthema schreiben könnten, ohne unser bestmögliches Maß an Objektivität zu opfern, um die nächste Abmahnung zu vermeiden. Das Internet muss kein wilder Westen sein – ganz sicher nicht, aber es sollte nicht von Menschen kontrolliert werden, die 2019 noch immer nicht wissen was eine Cloud ist, was SSD-Karten sind oder die denken, dass Bluetooth das Resultat von Erfrierungen ist.
Das wird unser erster und letzter Text zum Thema Artikel 13 sein – eure Meinung sind uns gerne in den Kommentaren willkommen.
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Das was die Politiker wollen, wird kommen. Ob du wählst oder nicht, ob du es willst oder nicht. Beispiele dafür gibt es Tag für Tag genug. Sie machen was sie wollen und führen uns Bürger (auch Wähler genannt) regelmäßig vor. Das wirklich Schlimme ist, dass man als Wähler doch nicht mehr weiß was man wählen soll. Sie sind alle verdorben und es hilft mir persönlich nicht das kleinste Übel zu wählen.
Sehr gut geschrieben und beschrieben. Danke!