Gleich am ersten gamescom-Tag wurden wir von Techland zu einer Präsentation von Dying Light 2 eingeladen. Das polnische Studio, das mit Call of Juarez oder Dead Island bereits zu Zeiten der Xbox 360 größere Erfolge zeigen konnte, bewies mit dem ersten Dying-Light-Titel Mut zu größeren Projekten und zeigte vor allem, dass es die Fähigkeit besitzt, diese erfolgreich umzusetzen. Nachdem das letzte DLC des Vorgängers drei Jahre nach Release veröffentlicht wurde, ist es nun Zeit für einen Nachfolger.
Das Hauptgeschehen von Dying Light 2 spielt in einer unglaublich atmosphärischen Stadt, die mit ihren barock-neoklassizistischen Gebäuden stark an eine zentraleuropäische Großstadt wie Paris erinnert, 15 Jahre nach den Geschehnissen des ersten Teils. Die Metropole liegt irgendwo in Europa und ist die letzte ihrer Art. Bewohnt wird das vier Mal größere Areal als das des Vorgängers von zwei größeren sich fundamental unterscheidenden Fraktionen sowie kleineren Splittergruppen und den Infizierten.
Die Peacekeeper sind, wie es der Name schon sagt, eine militante, strikt organisierte Gruppe. Sie bieten den Bewohnern zwar Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen und erhöhen die Mobilität, erwarten im Gegenzug aber vollen Gehorsam und das Einhalten ihrer Regeln. Die blau-weiß gekleideten Soldaten bekämpfen die Scavangers, eine anarchisch angehauchte Gruppe an Banditen, die fest an das Recht des Stärkeren glauben. Kleinere Gruppierungen, die sogenannten Wildcard-Fraktionen, befinden sich „politisch“ zwischen den beiden großen und können unterschiedlichste Unterstützungen anbieten. Die Untainted liefern zum Beispiel leistungssteigernde, im Kampf nützliche Drogen.
Nachts stellen vor allem die Infizierten eine große Bedrohung dar. Die meisten vom mysteriösen Virus befallenen Untoten verstecken sich tagsüber im Schutz etlicher Gebäude, die aufgrund der erhöhten Anzahl der Kreaturen meist bis oben hin voll mit wertvollem Loot sind. Wenn sich diese Nester langsam leeren und die Untoten im Schutz der Dunkelheit auf die Jagd gehen, ist der ein oder andere Beutezug dorthin sicherlich einen Versuch wert. Wie auch schon im Vorgänger sollen wieder viele unterschiedliche Arten der Zombies durch die Straßen ziehen.
Besonders interessant wird es aber erst, wenn sich zeigt, wie sich die Fraktionen untereinander und die Interaktionen des Spielers mit ihnen auf die Spielwelt auswirken. Das Konzept wird vom Entwickler Narrative Sandbox genannt und hat wesentlichen Einfluss darauf, wie die Spielwelt aufgebaut ist, welche Areale man betreten darf und welche Ressourcen dabei zur Verfügung stehen. Wie erfolgreich das ambitionierte Vorhaben in Dying Light 2 umgesetzt wird, bewies eine kurze Demo. In dieser erklimmt der Protagonist einen verfallenen Wasserturm, an dessen Spitze er auf zwei Banditen trifft, die den Turm auf Vordermann bringen und Kapital aus dem Verkauf des Wassers schlagen wollen. In einer Diskussion mit den beiden stehen nun mehrere Dialogoptionen zur Wahl. Eine davon führt letztendlich dazu, dass man sich mit den Ganoven anlegt und sie letztendlich tötet. Diese Entscheidung hat mehrere lang wirkende Folgen:
Die Peacekeeper erfahren von eurer Tat und respektieren euch dafür. Aufgrund der darauffolgenden Übernahme des Turms durch die Soldaten kehrt Ordnung in das Viertel ein. Der kostenlose Zugang zu Wasser und die Präsenz der Ordnungsschöpfer lässt das Leben florieren. Das Wasser, das am Brunnen zugänglich ist, wirkt als Heilmittel für den Protagonisten. Mehrere Seilzüge und Wachposten erleichtern das schnelle Hin und Her in der Stadt und die Scavangers wurden in die angrenzenden Distrikte verscheucht.
Das Ermorden der beiden Banditen hat gleichzeitig aber eine ganze Nebenquest zunichtegemacht. Hätte man sich für eine Kooperation entschieden, würde man zwar keinen Zugang zu fließend Wasser haben, allerdings erhält man einen Anteil der Einnahmen aus dem Wasserverkauf und hat in Zukunft Aussichten auf weitere Deals. Zusätzlich hat man nun die Chance, sich mit den Scavangers einzulassen, deren Fokus auf Öl nicht nur Fahrzeuge zugänglich macht, sondern auch völlig neue Gebiete, die nur über die Handelsrouten der Fraktion erschlossen werden können. Auf der anderen Seite macht man sich dadurch die mächtigen Peacekeeper zum Feind und ist überwiegend auf sich alleine gestellt. Entscheidungen wie diese lassen sich im ganzen Spiel finden und beeinflussen nachhaltig die Spielerfahrung. Mehrere Durchläufe wirken somit wesentlich attraktiver.
Auch beim Gameplay verändern sich einige Dinge. Die Parkourfertigkeiten des Protagonisten wurden verbessert und verdoppelt und bilden nach wie vor die erste Wahl der Fortbewegung. Begleitend dazu wurden neue, sogenannte Parkour-Puzzles über die gesamte Map verteilt. Diese Passagen sind äußerst knifflige Hindernisse, für die genaue Planung, eine vorangehende Routenauswahl und ein cleveres Handhaben der stetig sinkenden Ausdauer der Schlüssel zum Erfolg sind.
Dying Light 2 sieht extrem vielversprechend aus und ist definitiv eines der persönliches Highlights der diesjährigen gamescom. Das Spiel besitzt unglaublich schöne Visuals und überzeugt besonders mit der Narrative Sandbox. Bis zum Release nächstes Jahr stehen noch viele weitere Ankündigungen an, man darf also weiterhin gespannt sein, was die Polen noch in petto haben.
Dying Light 2 soll 2019 unter anderem auch für die Xbox One erscheinen.
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