Seit Jahrzehnten sind Konsolengenerationen fester Bestandteil der Gamingindustrie. Es fing bereits mit dem NES und anderen System, wie dem Master System von Sega, an und wird weitergeführt von Nintendo, Sony und Microsoft. Letztere gehen nun scheinbar Schritte, die dafür sorgen werden, dass es keine Generationen mehr geben wird.
Was sind denn Konsolengenerationen eigentlich? Im Grunde besteht eine Konsolengeneration aus zwei Faktoren: Zeit und Hardware. Erstere umfasst meist einen Zeitraum zwischen fünf bis zehn Jahren, in denen Hardware X unterstützt wird. Ist eine Generation offiziell beendet wird diese durch Hardware ersetzt, die im Bestfall um einiges Leistungsfähiger ist als sein Vorgänger.
Gerade bei Konsolen ist es durch die meist drastische Veränderung der Architektur und der Speichermedien so, dass die Spiele der alten Konsolen auf der neuen nicht mehr funktionieren – außer in Form von Abwärtskompatibilität.
Sony als auch Microsoft haben diesen Zyklus nun gebrochen, indem sie mitten in einer Konsolengeneration ein neues, um einiges stärkeres Modell ihrer aktuellen Konsole anbieten wollen. Während Sony wohl in einigen Stunden die Katze aus dem Sack lassen wird, hat sich Microsoft erst punktuell zur neuen Xbox, Codename Project Scorpio, geäußert. Eines haben beide Konsolen aber schon jetzt gemeint: sie gehen unterstützen von Haus aus 4K.
Ist dieses Model zum Scheitern verurteilt? Nein, denn außerhalb der Konsolenindustrie macht es fast jeder. Jedes Jahr wird ein neues Handy angeboten, das nur um einige lausige „Specs“ vom Vorgänger abweicht. Sollten Microsoft und Sony sich dafür entscheiden alle drei bis vier Jahre eine schnellere Konsole zu veröffentlichen, wäre es noch immer deutlich über diesen „Upgradezeiten“.
Der Weg wird hier aber nicht aufhören, ganz im Gegenteil. Es waren nicht etwa die Konkurrenzkämpfe zwischen Sony und Microsoft, die beide Firmen dazu getrieben haben, ihre Generationen drastisch zu verkürzen, sondern der PC. Seit es PC-Games gibt, können diese meist ohne viel Aufsehens auch auf sehr viel neuerer Hardware gespielt werden. Es werden immer wieder die Komponenten ausgetauscht, die veraltet sind.
Dies könnte auch den Konsolen wiederfahren. Denkbar wäre beispielsweise, dass die Grafikkarte, denn etwas Anderes als das ist es im Grunde nicht, in bestimmten Intervallen ausgetauscht wird. Gleiches könnte man mit dem Arbeitsspeicher und sogar der CPU machen.
Als Konsolengamer, vor allem als Konsolengamer der frühen Jahre, ist dieser Gedanke total abwegig. Konsolen sind genau deshalb auf den Markt gekommen, um das Upgraden zu umgehen. Der Grund warum wir als Gamer, genauer gesagt als Konsolengamer, so daran Anstoß finden ist simpel: Veränderung bedeutet meist Ungewissheit. Aber es ist mehr als das. Gerade als Käufer der Xbox One oder PS4, am besten noch direkt zum Launch beider Konsolen, fühlt man sich hintergangen.
Nur drei Jahre und schon bringen beide Firmen neue Hardware? Das ist nicht fair. Schnell kommen Gedanken an eine zwei-Klassengesellschaft auf, doch dem ist nicht so. Microsoft als auch Sony bieten eine Möglichkeit, die alle eventuellen Nachteile schnell aufwiegt.
Das Zauberwort heißt Kompatibilität. Microsoft will mit Project Scorpio die Grenzen zwischen den Generationen verschwinden lassen. Nicht länger soll die Hardware diktieren welche Spiele ich auf meinem aktuellen oder neuen Gerät spielen kann. Es gibt eine Kompatibilität in beide Richtungen, vor- und rückwärts. Möglich wird das auch immer mehr durch die digitalen Formen von Spielen.
Als Microsoft mit der Xbox One ein „Always-online“-Konzept vorschlug war der Aufruhr gigantisch. Gamer waren entsetzt, dass sie immer online sein mussten. Jetzt, nur einige Jahre danach sind die Konsolen so weit vernetzt, dass es selten einen Gamer gibt, der mit seiner Konsole nicht online unterwegs ist. Online bedeutet dabei nicht, dass man Xbox Live Gold oder PlayStation Plus Mitglied ist, sondern einfach der jeweiligen Konsole gestattet das Netz zu nutzen, um etwaige Updates für die Konsole oder Games zu ziehen. Dieses Konzept ist nun Realität geworden. Sicher, es gab Abschnitte in der Formulierung die entweder schlichtweg falsch waren oder schlecht nach außen kommuniziert wurden. Den Markt für gebrauchte Games sollte es auch weiterhin geben, denn nicht jeder möchte zum Launch von Spiel X 60-70 Euro investieren. Und noch immer gibt es Verbesserungsbedarf, wenn man wirklich mit dem PC mithalten möchte.
Die Spiele, sofern man sie online kauft, sind zu teuer. Oft sind es exakt die gleichen Preise der Retail-Version oder in einigen sehr verrückten Fällen sind sie sogar teurer und dass über einen sehr viel längeren Zeitraum.
Kaufen im Internet ist dabei das Stichwort. PC-Gamer haben Steam oder GOG, wo sie ihre Titel meist zu Schnäppchenpreisen kaufen können. Dieser Wandel soll und muss auch auf den Konsolen Einzug halten. Verglichen mit dem Kaufverhalten von vor 15 Jahren sind nun fast alle meine Spiele digital. Das hat viele Vorteile. Zum einen Platzersparnis und zum anderen kann man sie auch dann kaufen, wenn ein Feiertag oder Sonntag ist und der Laden des Vertrauens geschlossen hat.
Auch dieser Wandel lässt die Generationen nun verschwimmen. Project Scorpio beispielsweise kann alle Titel abspielen, die es auf der Xbox One gibt, ohne dass eventuelle Sorgen aufkommen müssen, ob Spiel XY kompatibel ist.
Bedenken müssen beide Firmen aber nur, dass man nicht zu sehr PC wird. Sofern alle Komponenten austauschbar sind, ist es nichts weiter als ein PC mit eigenem Betriebssystem und einem Schriftzug der jeweiligen Firma. Es muss ein Mittelweg gefunden werden. Sollte die Hardware eines Tages austauschbar sein, zumindest zu Teilen, dann wäre ein Konzept ähnlich eines Season Passes denkbar. In dem man Betrag X Bezahlt sichert man sich Hardware-Upgrades für einen Bestimmten Zeitraum.
Allerdings wird dies wohl nicht der Fall mit der neuen PlayStation 4 und mit Project Scorpio werden. Der Zyklus dürfte sich nur drastisch verkürzen, was nicht schlecht ist. Hardware entwickelt sich derzeit so schnell, dass eine Generation nicht länger als 3-4 Jahre halten könnte, ohne grenzenlos veraltet zu sein. Modulares Austauschen könnte diese Zeit auf null setzen, denn eure Hardware wäre immer so up to date, wie ihr es für richtig haltet.
Um ehrlich zu sein, alle Zweifel und Skepsis sind auch in mir nicht gänzlich verschwunden, und im gewissen Maße teile ich sie. Man sollte sich neuer Technik und neuen Ideen aber nicht verschließen, weil sie mit bekannten Traditionen brechen. Es gibt Vorteile, die man schnell nichtig redet, weil man Altbekanntes zu verlieren glaubt. Aber wie schön wäre es ein Spiel wie The Witcher auch in zehn Jahren aus seiner Bibliothek zu wählen und einfach noch einmal mit Geralt auf Monsterjagt zu gehen? Dies ist eine Zukunft die Microsoft und wohl auch Sony gehen wollen – und ich bin dafür offen.
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