Jeder Gamer kennt es und jeder Gamer liebt es: Loot, Beute, der Lohn für eine Mühe. Früher war es so, dass jeder Bossgegner Loot fallen ließ, der dann ausgerüstet nicht nur unglaublich cool war, sondern oftmals auch spürbar Wirkung zeigte.
Es war zu Zeiten eines Diablos, oder Rollenspiele im Allgemeinen, bei denen Beute aus Kämpfen tatsächlich gute Gefühle ausgelöst haben. Es war einfach befriedigend neue Ausrüstung anzulegen, wohlwissend, dass sie etwas an uns verbessert hat.
Kämpfe, die vorher noch unmöglich schienen, waren nun plötzlich kein Hindernis mehr, sondern eine Herausforderung. Es machte Spaß sich zu messen und mit dem nächsten Loot wieder zu verbessern. Dies war der Antrieb hinter vielen Spielen. Stundenlanges Grinden um Ausrüstung zu kaufen war natürlich ebenfalls eine Möglichkeit sich zu verbessern – vor allem MMORPG-Spieler wissen wohl genau was gemeint ist.
Egal wie wir an unsere Beute gelangt sind, es war eine gewisse Befriedigung zu spüren, oftmals sogar stolz und meine Güte, was sieht das neue Zeug auch gut aus! All das ist nicht unbedingt 20 Jahr her, sondern war und ist in vielen Spielen noch Standard. Allerdings ist ein Trend ins Laufen gekommen, der genau diese Grundfesten nicht nur ins Schwanken bringt, sondern auch noch damit seine Taschen füllen möchte.
Der Weg zum Glück führt durch die Brieftasche
Mit der zunehmenden Digitalisierung und der Ausbreitung des Internets sind für Entwickler und Publisher Dinge möglich geworden, die zuvor undenkbar waren. Es fing damit an, dass Spiele plötzlich nachgepatcht werden konnten. Ohne Internet keine Updates und Patches so viel ist klar. Was aber hat das mit Loot zu tun? Viel sogar.
Ein Patch oder ein Update behebt nicht nur Fehler, sondern kann oftmals auch Inhalte hinzufügen, die vorher nicht vorhanden waren. Spiele konnten plötzlich „on the fly“ erweitert werden. Schnell gab es natürlich findige Entwickler und Publisher die in der Ferne die Kassen klingeln hörten.
Sicher, sie konnten Inhalte kostenlos hinzufügen, das wäre kein Problem. Warum aber kostenlos, wenn die Leute dafür auch zahlen können? Schon wurde der DLC geboren und damit sind wir fast wieder beim Thema Loot.
Es müssen nicht immer große Erweiterungen sein, schienen sich die Unternehmen zu denken. Waffe XYZ kann euch doch den entscheidenden Vorteil geben oder euch zumindest dieses Gefühl suggerieren. Für nur 5 Euro ist sie Dein und alles wird besser. Dein Skill wächst und dein Selbstvertrauen sowieso.
Was ist aber noch besser als euch einfach Waffen zu verkaufen? Der Überraschungsfaktor! Was lieben Menschen fast mehr als Loot? Überraschungspakete. Geschenke, mit denen wir nicht gerechnet haben, die uns plötzlich ein Grinsen aufs Gesicht zaubern. Während wir uns noch über das Geschenk freuen, freuen sich plötzlich Geschäftsmänner über ein weiteres, geldeinbringendes Konzept: Loot Boxen.
Pay to win or play to lose
Anfangs waren Microtransactions oft in Mobile Games zu finden. Spiele, die kostenlos auf dem Smartphone eurer Wahl angeboten wurden, boten Inhalte die mit echtem Geld gekauft werden mussten. Das hat zwar den Gamer erfreut, aber oft nur bis zur nächsten Handyrechnung.
Der Suchtfaktor gepaart mit einem Erfolgserlebnis ist eben keine sehr gute Kombination, zumindest aus Kundensicht. Damit es nicht ganz so offensichtlich wird, verpacken wir das Ganze in eine formschöne Kiste und nennen es Loot Box. Dies war ungefähr im Jahre 2007, dort sind die ersten Loot Boxen aufgetaucht. Oft müde belächelt und immer nur mit Mobile Games in Verbindung gebracht, frisst sich das System der Loot Boxen jetzt auch auf PC- und Konsolenspielen satt.
So teuer sind die doch gar nicht…
Dabei ist die Grundidee gar nicht so schlecht. Gamer zu überraschen, mit Inhalten für das Spiel. Vor allem dann, wenn den Spielern tatsächlich die Wahl gelassen wird. Es gibt Ansätze, wie im neuen Assassin’s Creed Origins, das ebenfalls Loot Boxen beinhaltet, die perfekt für Videospiele geschaffen sind. In Assassin’s Creed Origins könnt ihr diese Boxen nur im Spiel erwerben – echtes Geld bringt euch hier nicht weiter.
Leider ist ein solcher Ansatz die Ausnahme und nicht die Regel. Wer echtes Geld bezahlt will auch einen Vorteil. Allerdings ist dieser Vorteil dem „normalen“ Spielern gegenüber nicht fair. Abgesehen davon ist es auch Betrug an sich selbst. War es dein Skill der dich soweit gebracht hat oder doch die Möglichkeit, geschaffen von den Entwicklern und Publishern, echtes Geld für bessere Gegenstände zu investieren?
Ob gewollt oder nicht: dieses System spaltet die Spielerwelt. Jene, die Zeit in etwas investieren und jene, die Geld springen lassen. Dabei geht es auch anders. Blizzard zeigt mit Overwatch, dass Loot Boxen nicht zwangsläufig Auswirkungen auf das Gameplay haben müssen.
Posen, Skins und andere Items zur Verschönerung des Charakters sind durchaus gerne gesehen und haben keinen Einfluss darauf, wie ein Match letztlich ausgehen kann. Zeitgleich befriedigt es aber die Neugier und zeigt, dass auch mit Fleiß im Spiel Loot Boxen kein ferner Schatz am Ende des Regenbogens sein müssen.
Gegen das System
Dies soll kein Aufruf dazu werden Loot Boxen zu verteufeln. Es geht richtig und es geht fair. Sicher, viele Gamer haben nicht die Zeit sich mit ihrem aktuellen Lieblingstitel lange auseinanderzusetzen, möchten aber trotzdem auf verschiedene Waffen und Fähigkeiten zugreifen können.
Das ist überhaupt nicht schlimm. Schlimm wird es nur dann, wenn Publisher und Entwickler den Spielern, die das Spiel ohne Zeitdruck genießen wollen, zeigen, dass ihre ganze Mühe und Freude im Grunde mit einem Kauf nichtig gemacht wird. Es muss deutlich mehr verändert werden.
Loot Boxen dürften zum einen nicht etwas unglaublich Besonderes sein, sondern einfach ein Teil des Spiels, der jedem zugänglich ist. Zum anderen sollten Microtransactions innerhalb eines Spiels nicht derart teuer sein, dass für einen Kauf dieser „Währung“ im Grunde noch ein komplett anderes Spiel erworben werden kann.
Und abschließend muss jeder Entwickler und auch Publisher alles dafür tun, dass durch eine Implementierung dieses System keine Zweiklassengesellschaft entsteht. Das ist in der Realität schon schlimm genug und sollte in keinem Spiel vorkommen. Spiele sollten uns in fremde Welten und auf Abenteuer schicken, fernab von der Realität.