Fünf Jahre. Solange hat es gedauert, bis Entwickler Undead Labs zusammen mit Microsoft einen des Nachfolger für den Zombie-Geheimtipp Jahres 2013 auf die Beine gestellt hat: State of Decay. Man sollte meinen, dass sei genug Zeit, um die spaßige Mischung aus Survival und Basis-Management intelligent auszubauen. Und tatsächlich präsentiert sich State of Decay 2 mit neuer Unreal Engine 4 und dem schon im Vorgänger ersehnten Koop-Modus. Das dürfte wohl vielen Fans der Serie genügen, zumal zum Sparpreis von knapp 30 Euro. Aber angesichts der langen Wartezeit, hätten wir uns dann doch ein bisschen mehr erhofft. Wie unsere Meinung zu State of Decay 2 ausfällt, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
Das hat uns gefallen:
In State of Decay 2 übernehmt ihr einmal mehr eine Gemeinschaft von Überlebenden und sorgt für deren Wohlergehen. Dabei wechselt ihr nach Belieben zwischen den Figuren, müsst aber allerdings einen Anführer bestimmen. Denn nur mit diesem dürft ihr anschließend die Hauptquest angehen, welche euch dann gut 15 Stunden lang beschäftigt. Andere Figuren bieten euch Nebenaufträge an. Die dabei erzählten Geschichten sind aber durch die Bank weg uninteressant. Wer einen spannenden Plot erwartet, wird mal wieder enttäuscht. Auch State of Decay 2 ist vorrangig eine Sandbox-Simulation mit vielen Zufallselementen.
Umfang und Wiederspielwert überzeugen aber dennoch. Es gibt insgesamt drei Maps, die ihr wahlweise in einem einzigen Spieldurchgang besiedelt oder beim Neuanfang mit einer anderen Kombination von Startcharakteren. Diese Karten sind sehr groß und bieten dutzende zu erkundende Häuser und Geschäfte. Im Inneren findet ihr wichtige Vorräte, wie Munition und Nahrung. Mit maximal zwei Charakteren im Solo und vier Figuren im Koop-Modus schnappt ihr euch, was ihr könnt und befördert den lebensnotwendigen Krempel zu Fuß oder im Auto zurück zur Basis.
Das Lager ist der Mittelpunkt des Geschehens. Auf jeder Map stehen mehrere Bauplätze mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen zur Verfügung. Der Basisbau motiviert enorm, denn durch das Anlegen von Farmen, Kasernen oder Trainingsräumen versucht ihr die Bedürfnisse der Bewohner auszubalancieren. Allerdings gibt es außer ein paar neuen Bauoptionen keine wesentlichen Veränderungen zum Vorgänger. Wer sich etwa tiefergehende Management-Mechaniken, wie das Verteilen von Überlebenden auf bestimmte Jobs erhofft hat, wird enttäuscht. Auch einige Komfort-Features haben wir vermisst. So lassen sich die in schöner Regelmäßigkeit kaputt gehenden Waffen etwa nicht direkt im Inventar reparieren, stattdessen müsst ihr sie erst ins Lager legen. Auch das Abladen von Ressourcen nach dem Plündern eines entfernten Gebäudes artet schone einmal in Arbeit aus. Immerhin werden Säcke mit Vorräten, die ihr in den Kofferraum eines Fahrzeugs geladen habt, per Knopfdruck automatisch ins Lager übertragen.
Fahrzeuge müsst ihr wie im Vorgänger regelmäßig betanken und reparieren. Mit einer Autowerkstatt in der Basis könnt ihr diese aber auch mit Upgrades versehen. Doch selbst die beste Panzerung schützt nicht vor dem ärgsten Feind in State of Decay 2. Das ist ausnahmsweise mal kein Zombie, sondern die eigenwillige Fahrphysik in Verbindung der Kollisionsabfrage. Dadurch bleibt man immer mal wieder an kleinen Felsen oder aber in Gräben hängen – ohne Möglichkeit, das Auto dort jemals wieder weg zu bekommen. Probleme technischer Natur gibt es in State of Decay 2 aber kaum, lediglich die Performance könnte etwas besser sein.
Auch grafisch kann sich State of Decay 2 sehen lassen. Ein Glitch- und Ruckelfest wie vom Vorgänger auf der Xbox 360 ist der Titel aber zum Glück nicht. Im Test fiel uns lediglich der ein oder andere kurzzeitig schwebende Zombie negativ auf. Das sollte aber mit einem künftigen Patch schnell behoben sein. Auch der neue Multiplayer-Modus in State of Decay 2 läuft reibungslos. Wer nicht mit Fremden spielen will, lässt sich gezielt von Freunden einladen. Bis zu vier Spieler dürfen im Koop-Modus zusammen Zombies verkloppen. Hier gibt es allerdings zwei große Einschränkungen:
Zum einen dürft ihr euch nicht zu weit vom Host-Spieler entfernen. Zum anderen sammeln Gäste mit ihrem Charakter zwar Items und Erfahrungspunkte, der Missionsfortschritt wird aber nur für den Host gezählt und nur dieser darf Veränderungen an der Basis vornehmen.
Egal ob ihr alleine oder zu zweit oder zu viert unterwegs seid, die Postapokalypse von State of Decay 2 ist vor allem durch den Permadeath der Charaktere enorm spannend. Jeder Fehler kann der Letzte sein. In kaum einem anderen Spiel ist es so nervenaufreibend, nachts an einer Horde Zombies vorbeizuschleichen. Da eure Helden mit der Zeit ihre Skills verbessern und ihr bei jedem Levelaufstieg zwischen zwei Upgrades wähle dürft, schmerzt der Verlust eines Überlebenden doppelt.
Die Atmosphäre ist trotz der mauen Optik unschlagbar, denn in der Sandbox-Welt erlebt man dutzende, ganz individuelle Geschichten. Hier spielt State of Decay 2 sein ganzen Potenzial aus aber macht im Grunde auch nichts anderes als der Vorgänger.
Ganz neu ist die sogenannte Blutseuche, eine besonders tödliche Form des Zombievirus. Die wird von Untoten mit roten Augen verbreitet. Um die Gefahr ein für alle Mal zu beenden, müsst ihr ein halbes Dutzend Seuchenherzen auf der Map vernichten. Doch sobald ihr mit dem Angriff beginnt, stürzen sich alle Zombies in der Nähe auf euch. Der Anspruch dieser Kämpfe erhöht sich im Spielverlauf beständig. Dadurch und durch das Auftauchen von besonders gefährlicher „Spezialzombies“ wie Boomer, Juggernaut, ergibt sich eine angenehm ansteigende Schwierigkeitskurve. Unterschiedliche Härtegrade für Einsteiger und Profis existieren dagegen nicht.
Neben den Zombies machen euch auch andere Menschen das Leben schwer. Mit den sogenannten Enklaven könnt ihr handeln, für sie erledigt ihr kleinere Aufträge oder ihr nehmt ihre Mitglieder in die Gruppe mit auf. Aber natürlich könnt ihr die Nachbarn auch einfach auf The-Walking-Dead-Manier über den Haufen ballern und ihr Zeug unter den Nagel reißen.
Das hat uns nicht gefallen:
Wie so oft gibt es auch eher unschöne Sachen an solchen Spielen zu bemängeln. Wäre da zum Beispiel die praktisch nicht vorhandene Story, die Teil 2 doch sehr gut getan hätte. Hier legt man eher Wert auf das Gameplay mit Koop-Freunden und konzentriert sich auf die offene Welt.
Auch die Nahkampf-technische Seite und die KI von State of Decay 2 hat uns nicht wirklich vom Hocker gerissen. Denn hier kämpft ihr ja meistens gegen Zombies aber auch gelegentlich gegen Menschen, doch diese sind nicht sonderlich klug. So kann man diese relativ simpel flankieren und so ausschalten.
Auch das angesprochene Basis-Management hätten die die Entwickler durchaus besser präsentieren können. Hier muss man einfach zu viel klicken, um letztendlich im zweiten Teil zu trumpfen. Aber wie schon oben erwähnt, wäre da mehr gegangen.
Auch die noch zu häufig vorkommenden Glitches sollten schnellstmöglich ausgebessert werden. Hier kommen noch zu oft unschöne Nebeneffekte ans Tageslicht, die den Spielverlauf drücken.
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Fazit:
State of Decay 2 ist wohl damit der beste und realistischste Zombie-Apokalypse-Simulator, den es zurzeit für die Xbox One zu kaufen gibt. Wer sich für das Thema begeistern kann, oder die tollen Momente aus dem Vorgänger endlich mit seinen Koop-Freunden teilen will, darf bedenkenlos zugreifen. Hat man sich dagegen nach fünf Jahren seit Teil 1 ein paar grundlegende Neuerungen gewünscht du spielt ihr hauptsächlich alleine mit dem KI-Partnern, dann könnte euch State of Decay 2 etwas enttäuscht zurücklassen. Wirklich grundsätzliche Verbesserungen, etwa am etwas chaotischen Nahkampfsystem und bei der praktisch nicht vorhandenen Story oder in Sachen Basis-Management bleibt Entwickler Undead Labs schuldig. Aber wer hat gerade mal für knapp 30 Euro auch etwas anderes erwartet?