Fantasie-Begeisterte und alle die gerne lesen, könnten eventuell Die Zwerge von Markus Heitz bereits kennen und lieben. Es ist eine liebevoll erzählte Geschichte über Zwerge, wie man sie sich wirklich vorstellt. King Art Games hat eben dieses Buch nun als Vorlage für Die Zwerge (das Spiel) verwendet und es für PC und Konsolen veröffentlicht. Wir sind mit den Zwergen auf Wanderschaft gegangen und haben unsere Eindrücke in diesem Review zusammengefasst.
Mein Name ist Tungdil Bolofar. Das Leben, was ich bisher führte war und ist nicht schlecht. Als einziger Zwerg bin ich bei einem Magier aufgewachsen und habe mich dort der Schmiedekunst gewidment. Zeitgleich liebe ich es zu lesen, mehr über meine Kultur und die Welt zu erfahren. Andere Zwerge kenne ich nur aus Geschichten und Erzählungen. Ich habe schon viele Menschen kommen und gehen sehen, und doch fühle ich mich im Herzen sehr jung und unerfahren.
Girdlegard habe ich selbst noch nie bereist, und doch verspüre ich den unbändigen Drang mich auf ein Abenteuer zu begeben. Ich habe nie geahnt, dass dieser Wunsch viel schneller in Erfüllung gehen sollte als ich ahnte, denn das Böse, das wir Zwerge seid Äonen in Schach halten, dringt in diese friedliche Welt ein und möchte alles vernichten und in sich aufnehmen.
Mit einem kleinen Sack und einer scheinbar unwichtigen Lieferung hat meine Reise begonnen, die mich an Orte führen sollte, von denen ich bisher nur träumen konnte. Eine Reise, dich mich mit neuen Gefährten zusammenbrachte – ein jeder mit seiner ganz eigenen Geschichte. Dabei hoffe ich, dass auch meine Geschichte für euch interessant werden wird.
Das hat uns gefallen:
Als King Art Games bei Kickstarter „Die Zwerge“ als Projekt veröffentlichte, waren viele Gamer und Leseratten hellauf begeistert. Eine gute Versoftung eines Buches ist immer gerne gesehen, allerdings ist es Seltenheiten. Wirft man einen ersten Blick auf Die Zwerge und sich zuvor noch nicht mit dem Spiel selbst beschäftigt hat, dürfte es ein sehr skeptischer Blick werden. Aus der Top-Down Perspektive erblickt das Auge zunächst recht „altbackene Grafiken“. Doch wie so oft ist es der erste Blick, der gerne einmal täuscht.
Sicher, „Die Zwerge“ ist kein grafisches Feuerwerk der Superlative, dafür hat es seine Stärken in ganz anderen Bereichen, und diese fallen sofort ins Auge und ins Gehör. Es ist die Liebe zum Detail, die „Die Zwerge“ so besonders macht. Die Werkstatt von Tungdil ist nicht aufwendig gestaltet aber mit Hingabe. Setzt ihr den kleinen Zwerg das erste Mal in Bewegung und klickt einen Punkt von Interesse an, kommt das volle „Die Zwerge“-Feeling zum Tragen.
Das gesamte Spiel hat Hörbuch-Charakter. Sobald beispielsweise ein interessanter Punkt angesteuert wird, ist plötzlich die sehr charismatische Stimme eines Sprechers zu hören, der ein Buch zu lesen scheint. Dabei ist das komplette Spiel wunderbar vertont. Ob Tungdil oder seine Begleiter selbst – sie alle haben die einfach perfekten Stimmen.
King Art Games und Markus Heitz hatten eine bestimmte Vision von Zwergen, die sie glaubhaft darstellen wollten. Es sind grobschlächtige Zwerge. Vergleichbar mit denen aus Herr der Ringe. Es ist ihnen immer ein Fest Orks zu schlachten, Bier zu trinken, zu schmieden, zu singen und zu kämpfen – und das natürlich immer mit einem kräftigen Bart versehen.
Sicher, noch immer ist „Die Zwerge“ grafisch kein Hochkaräter, doch der Charme, die vielen Details und vor allem die unglaublich gute Vertonung und der Soundtrack machen all das mehr als wett.
Beim Gameplay ist King Art Games aber keine Experimente eingegangen. Es ist ein simples Spiel, mit vielen Rollenspielanleihen. Tungdil und seine Begleitern leveln nach erfolgreichen Kämpfen und mit genügend Erfahrungspunkten auf. Ab einer bestimmten Stufe habt ihr dann die Möglichkeit eine von zwei Fähigkeiten freizuschalten und auszusuchen. Je nachdem für welchen Fähigkeit „Zwerg“ sich entscheidet, entfällt die andere Option. Es ist also recht linear gehalten worden. Die Kämpfe sind ähnlich simpel gehalten. Gute alte „Haudraufaction“ mit besagten RPG-Elementen. Jede Fähigkeit, die ihr im Kampf einsetzen werdet, bedarf Punkte, die während des Kampfes aufladen. Sobald diese verfügbar sind, kann beispielsweise ein Sprung mitten in die Menge vollführt werden oder aber ein Flächenangriff. Wählt eure Angriffe aber mit Bedacht, denn wenn ein Zwerg seine Axt schwingt, schaut er nicht erst nach links und rechts auf seine Verbündeten. Jeder Flächenangriff kann auch eure Truppe treffen.
Das hat uns nicht gefallen:
Die Zwerge hat auch einige unschöne Seiten an sich. Zum Zeitpunkt des Testes waren noch sehr starke Framerate-Einbrüche an der Tagesordnung und auch das gesamte Spiel konnte mehr als einmal abstürzen. Viele dieser Probleme sollen aber bereits mit einem neuen Update, das runde 3,2 Gigabyte groß ist behoben worden sein.
Einige Gamer könnten zudem von der recht überschaubaren Grafik abgeschreckt werden, doch an dieser Stelle muss ich einmal die Lanze brechen und Die Zwerge als ein Spiel einordnen, bei dem Grafik einfach nur Mittel zum Zweck ist.
Fazit:
Bärte, Bier und Äxte – was braucht ein Zwerg schon mehr? Einen guten Kampf und vor allem eine wunderschöne Geschichte, die noch schöner erzählt wird und mit unendlich viel Liebe zum Detail entstanden ist.
„Die Zwerge“ bietet all das, hat aber deutliche Schwächen. Das Gameplay ist, genau wie die Grafik, ein Träger für die Geschichte des Spiels. Ein direkter Vergleich wäre wohl am ehesten mit den Spielen von Telltale angebracht – nur sehr viel aktiver und ehrlich gesagt mit einer besseren und sehr viel längeren Geschichte. Denn Die Zwerge wird euch rund 15 Stunden an den Bildschirm fesseln.
Die vielen unterschiedlichen Charaktere und ihrer Geschichten lassen einen sofort in diese Spielewelt eintauchen und schwerlich wieder daraus fliehen. „Die Zwerge“ erhält, trotz vieler Schwächen und eines recht altersschwachen Gameplays, eine klare Kaufempfehlung für alle Fantasie-begeisterte.
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