Seit Jahren warten wir auf einen Nachfolger oder zumindest einen neuen Teil von Mirror’s Edge. EA hat das Bitten nun erhört und veröffentlichte vor Kurzem Mirror’s Edge Catalyst für die Konsolen. Wir haben uns den Titel einmal genauer angeschaut und zu Mirror’s Edge Catalyst ein Review verfasst.
Ein Runner ist immer unterwegs, steht nie still – Bewegung ist leben, leben ist Bewegung. Es ist das schlimmste für uns, wenn man uns eben dies nimmt. Ähnlich wie Haie müssen wir uns bewegen, damit wir überleben können. Man sagt mir nach, zu den besten Runnern zu gehören, meine Zeiten waren immer überdurchschnittlich, genau wie meine Bewegungen. Genützt hat es mir wenig, da ich trotzdem erwischt wurde.
Jetzt stecke ich seit einer gefühlten Ewigkeit in einer Jugendstrafanstalt fest aber fast habe ich meine Zeit hier abgesessen. Strafanstalt – ein Wort das eigentlich nicht zutreffend ist. Sie schlagen uns, behandeln uns schlecht, weil wir gegen das System „gearbeitet“ haben, weil wir uns nicht ihrer Doktrin unterwerfen wollten. Neben einem kleinen Bett habe ich kaum etwas in meiner Zelle, doch lasse ich es mir nicht nehmen mich fit zu halten. Mein Körper braucht die Bewegung wie die Luft zum Atmen. Der letzte Tag ist angebrochen, dann kann ich wieder laufen, mich frei fühlen und endlich meine Freunde wiedersehen. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass Noah eine Standpauke für mich vorbereitet hat. Ich bin so gespannt darauf was sich alles verändert hat. Welt ich kommen – hier kommt Faith Conners.
Das hat uns gefallen:
Faith ist zurück und bringt dieses Mal eine ganze Stadt mit sich, statt nur einiger Levels, die in selbiger angesiedelt sind. Mirror’s Edge Catalyst bietet eine offene Welt die Faith nach Belieben erkunden kann. In ihr warten Gegenstände und Nebenaufgaben, die sie sammeln und absolvieren kann. Es ist eine düstere Version der Zukunft. Ist es die Stadt selbst glänzend und ein Versprechen an die Technologie, haben doch die Firmen das Sagen. Es ist nicht länger die Politik oder gar die Demokratie die herrscht, sondern die Firma mit der meisten Macht. In diesem Fall KrugerSec.
Der Sound fängt diese Vision der Zukunft ein und bringt ihn atmosphärisch auf fast das gleiche Level wie im ersten Teil. Entwickler DICE hat versucht eben dies wieder zu bewerkstelligen, in einer Spielwelt die wesentlich größer ist als im Vorgänger.
Wichtiger als das ist aber die Tatsache, dass das Gameplay von Mirror’s Edge Catalyst genauso gut funktioniert wie im ersten Teil, nur ohne die Tatsache, dass Faith an simplen Dingen scheitert, wie beispielsweise das Festhalten an Rohren. Um dem Spiel etwas mehr Tiefe zu verpassen, entschied sich DICE ein Entwicklungssystem ins Spiel zu implementieren. Durch das Absolvieren von Aufgaben könnt ihr Erfahrungspunkte sammeln, die euch wiederum Punkte zum Freischalten von Fähigkeiten bringen. Viele altbekannte Moves aus dem Vorgänger sind darunter, die aber kein ewiges Spielen voraussetzen und schon sehr schnell wieder zum Standardrepertoir von Faith gehören.
Allerdings gibt es auch gänzlich neue Gadgets und Moves, die Faith helfen noch schneller von A nach B zu gelangen. Abseits davon kann man auch einen Unterschlupf freispielen, der es euch ermöglicht das Schnellreisesystem des Spiels zu nutzen. In diesem Test haben wir davon nur sehr selten Gebrauch gemacht, denn was Mirror’s Edge Catalyst wieder sehr gut gelungen ist, ist die Umsetzung von Geschwindigkeit.
Faith rennt wie der Wind und sobald man im Flow ist, und einfach jeder Move an den nächsten anschließt, dass es aussieht als ob man ein Spielball des Windes geworden ist, dann hat man wirklich das Gefühl ein Runner zu sein.
Das hat uns nicht gefallen:
Eine offene Welt bringt nicht nur Pluspunkte mit sich. Mirror’s Edge Catalyst hat sich, genau wie der erste Teil, der Prämisse unterworfen, dass Faith ohne Waffen in den Kampf zieht. Obgleich wir diesen Punkt sehr positiv auffassen, gelingt es DICE nicht den schmalen Grad zwischen Kampf und Bewegung so umzusetzen, dass er sich „organisch“ anfühlt. In der Theorie kann Faith die Sicherheitsleute von KrugerSec mit ihren Moves verwirren und sogar schnell ausschalten. Was zutrifft, wenn man nur einem oder zwei Leuten gegenübersteht. Anders wird es wenn eine kleine Gruppe von Feinden auf Faith wartet. Trotz ihrer Möglichkeit seitlich Wände entlang zu laufen, ist es schwer den chaotischen Bewegungen der Feinde einen Vorteil abzugreifen. Sie hängen zu sehr aufeinander, rennen zur gleichen Zeit auf einen Punkt zu, was darin endet, dass man entweder die sprichwörtlichen Beine in die Hand nimmt, oder aber darin, dass man eine Mission so oft wiederholen muss, bis man es irgendwie geschafft hat. Dies bringt den Frustlevel manchmal derart hoch, dass die Konsole – aus Gründen – direkt ausgeschaltet wird. Schade.
Der letzte große Kritikpunkt betrifft die Grafik von Mirror’s Edge. Wenngleich die künstlerische Umsetzung der Zukunft wieder sehr schön gelungen ist und dem Spieler eine heile Welt vorgaugelt, wo es keine gibt, gibt es umso mehr technische Schwächen. Die Texturen von Mirror’s Edge Catalyst sind beim genaueren Betrachten alles andere als ausreichend für die aktuellen Konsolen. Faith selbst ist perfekt gelungen, doch der Rest hätte mehr Aufmerksamkeit verdient.
Als letzten Unterpunkt muss leider noch die etwas schwache Story von Mirror’s Edge Catalyst genannt werden. Sie trieft zum Teil vor Klischees. Der geheimnisvolle Helfer, der Faith nicht leiden kann, um später nach gewissen Umständen zu erkennen, dass er falsch lag und nur Faith die einzigwahre Runnerin sein kann. DICE hat hier leider nur halbherzig das genutzt was an Möglichkeiten vorhanden war.
Fazit:
Mirror’s Edge Catalyst ist ein Versprechen an das Mögliche. Eine düstere Zukunft, getaucht in helles Licht. Ein Gameplay, dass sich so flüssig anfühlt, dass man meint es hätte nie anders sein müssen und eine offene Stadt die als Faiths ureigener Spielplatz entworfen wurde. Das alles in Verbindung mit einem Sound der dem ersten Teil in nichts nachsteht.
Doch leider wurde das Versprechen nicht immer gehalten. Das Gameplay hängt sich an der eigenen Idee einer Waffenlosen Runnerin auf, da Faith viel zu oft genötigt wird zu kämpfen und das in manchmal so kleinen Arenen, dass der Ladebildschirm zum Hassobjekt verkommt. Die Story, die Klischeebehaftete Elemente nutzt, und einfach als „Mittel zum Zweck“ zu dienen scheint. Mirror’s Edge Catalyst hätte mehr sein können, viel mehr.
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