Ubisoft schicken nach Jahren Abstinenz seine Spezialeinheiten rund um den Globus in der Elitetruppe „Rainbow Six“ in diesem Jahr wieder einmal zu einem Einsatz, der besonderen Art. Dieses Mal aber ist die Gefahr noch größer, als jemals zuvor. Eine fiese Terroristenorganisation namens „The White Masks“ hat sich einen bösen Plan gesetzt, den kompletten Planeten zu terrorisieren. Mit Hilfe von neuen Waffentechnologien und einer derartigen Skrupellosigkeit und ohne Rücksicht auf Verluste, gehen die bösen Schergen über Leichen. Wie sich die Antiterroreinheit Rainbow in dieser Situation verhält und was eure Rolle dabei ist, verraten wir in unserem Test zu Rainbow Six: Siege.
Reaktivierungsprogramm eingeleitet
Ich habe Sie heute hergerufen, weil die Umstände es erfordern. Unser Geheimdienst hat die Existenz einer neuen und völlig unbekannte Bedrohung gestellt. Sie sind tödlich! Alter, Religion, Nationalität – das Alles interessiert sie nicht. Das Potential für den Verlust von Menschenleben und Psychoterror kann nicht ignoriert werden. Sie sind der Inbegriff einer unbekannten Größe und wir müssen Gewalt mit Gewalt bekämpfen. Ab sofort wird mein Programm reaktiviert und ich übergebe Ihnen das Kommando über alle Operationen. Rekrutieren Sie Ihre Operator unter den besten Eliteeinheiten der Welt – Grenzen und Protokolle sind irrelevant. Wir müssen der Schild sein, der die zivilisierte Welt vor jenen beschützten muss, der ihr Schaden zufügt. Egal, wie oder wo unsere Feindes zuschlagen, hinter welcher Deckung sie lauern – das Rainbow Team muss bereit sein!
Der neue Kopf hinter der Rainbow-Organisation ( gesprochen und gespielt von der Schauspielerin Angela Basset ) ruft euch mit diesen Worten auf, in den Kampf zu ziehen und dem Terror der weißen Masken den Gar auszumachen. Fortan ist es nun eure Aufgabe, wieder Recht und Ordnung in dieser Welt herzustellen. Helfen wird euch dabei eine Auswahl der besten Elitetruppen der Welt.
Das hat uns gefallen
Eines gleich vorweg: Rainbow Six: Siege hat keine klassische Solokampagne in diesem Sinn! Aber eigentlich ist das auch gar nicht so schlimm, denn was man im Multiplayer erlebt, bringt Spaß für Stunden. Aber fangen wir doch einfach mal von Anfang an. In Rainbow Six: Siege habt ihr gleich nach dem Intro sofortigen Zugang zu allen Modi, nun ja, fast, aber dazu später mehr. Wer sich von euch sofort ins Getümmel stürzen möchte, kann dies im klassischen Multiplayer. Hier könnt ihr euch entweder mit fünf Freunden auf Terroristenjagd begeben oder ein Match mit ausgesuchten Xbox Live-Spielern teilen.
So spielt ihr dann entweder als Angreifer oder als Verteidiger eine wesentliche Rolle in Rainbow Six: Siege. Was bedeutet das? Im neusten Teil habt ihr die Auswahl, zwischen verschiedensten sogenannten Operatorn gegen die bösen Schurken zu kämpfen und diese zu besiegen. So stehen euch vorerst nur „Rekruten“ zur Verfügung, die ihr aber im Verlauf eines jeden Matches und per Rainbow XP erkaufen könnt. So könnt ihr dann aus den diversen Spezialeinheiten dieser Erde wählen. Das können zum Beispiel das deutsche GSG9 oder das FBI sein. Zur Auswahl stehen aber auch die russische Spezialeinheit Spetsnaz, die französische Anti-Terror-Einheit GIGN oder das englische Pendant der SAS. Hier könnt ihr dann im Speziellen direkt in den verschiedenen Einheiten einen Operator wählen. Entweder einen Angriffs-Operator oder einen Verteidigungs-Operator – jeder Einzelne hat seine persönlichen Fähigkeiten.
Im Laufe eurer Spiele schaltet ihr je nach Erfolg XP frei. Mit diesem könnt ihr dann eure Operator ausstatten oder einen neuen erkaufen. Seid aber gewarnt, nicht von Anfang an dürft ihr gleich alle Operator kaufen und ausstatten. Es liegt an euch, eurem Team und eurem Geschick, wie viel XP ihr unterm Strich „verdient“. Seid ihr aber erfolgreich, so klingelt die Kasse. Sammelt ihr dann fleißig, könnt ihr eurem Operator eine zusätzliche Ausrüstung für seine Bewaffnung besorgen oder eine spezielle Tarnoptik zulegen. Für diese dürft ihr im Übrigen tief in die virtuelle Brieftasche greifen. So könnt ihr dann im Laufe der Matches immer wieder einen Operator freischalten, diese werden aber von Kauf zu Kauf immer teurer. Ein Pluspunkt schon mal an Ubisoft für diese Herausforderung. Im Grunde ist das auch eure Belohnung im gesamten Spiel: fleißig XP sammeln.
Kommen wir zu den restlichen Modi. Der oben angesprochene Multiplayer richtet sich an alle, die gerne im Team zusammenarbeiten, dass muss man in Rainbow Six: Siege aber generell immer und das wäre auch von Vorteil. Im Multiplayer selbst tretet ihr also gegen fünf andere Mitspieler an und bestreitet auf einer von zehn Maps eine Runde, je als Angreifer oder Verteidiger. So müsst ihr also als Angreifer mit eurem Team das andere Team ( taktisch ) ausschalten. Dabei stehen euch eure verschiedenen Operator-Gadgets zur Verfügung. Sprengt euch also durch Wände, späht mit euren fahrbaren Drohnen eure Feinde aus oder seilt euch von einem Dach eines Hauses ab. In Rainbow Six: Siege könnt ihr verschiedenste Wege gehen, ihr seid also nicht unbedingt an einen vorgeschriebenen Pfad gebunden. Seid ihr mit eurem Team erfolgreich und habt als Angreifer-Team alle Verteidiger ausgelöscht, gewinnen die Angreifer die Runde und das Spektakel wechselt. Nun seid ihr die Verteidiger. Jetzt müsst ihr also alles daran setzen, nicht erschossen zu werden. Barrikadiert also Wände mit versteiften Vorrichtungen und schottet Fenster mit mobilen Befestigungen ab. Auch als Verteidiger habt ihr diverse Gadgets und je nach Operator könnt ihr eurem Gegner Fallen stellen. Das macht wirklich eine Menge Spaß und man erlebt jede Runde komplett neu, da man taktisch immer wieder anders vorgehen kann. Rainbow Six: Siege hat daher einen verdammt hohen Wiederspielwert.
Auf das richtige Team kommt es an
In Rainbow Six: Siege gibt es aber auch noch den sogenannten Situationen-Modus und den Terroristenjagd-Modus. Fangen wir mit dem Situationen-Modus an. Hier kommen wir nochmal auf die Solokampagne zurück. Die verschiedenen Situationen werden euch definitiv fordern, dass steht fest. Will heißen: Eine Situation sind Missionen, die euch von den Entwicklern vorgegeben sind, die ihr alleine bestreiten müsst. So müsst ihr also zum Beispiel eine Geisel von mehreren Gegnern befreien – mit Zeitangabe selbstverständlich. Es gibt also verschiedene Situationen, die ihr erfüllen müsst. Diese könnt ihr je nach Belieben in drei verschiedenen Schwierigkeitsstufen spielen. Einfach, hart und realistisch. Wir raten euch zu Anfangs bei „einfach“ zu bleiben und euch so erst einmal durch alle zehn Situationen zu tasten. Wählt ihr dann „hart“, werdet ihr schon gut gefordert.
In diesem Modus ist es nämlich so, dass ihr nicht wie im klassischen Multiplayer gegen echte Spieler antreten, sondern gegen Bots. Diese Bots sind verdammt gut! Ihr habt richtig gelesen. Kein anderes Spiel ist unserer Meinung nach mit so starken Bots bestückt, wie in Rainbow Six: Siege. Vielleicht kann sich das gute, alte Gears of War noch mit einreihen, aber sonst wirken diese computergenerierten Gegner sehr schlau und verlangen euch eine Menge ab. Hier kann man in der ein oder anderen Situation schon einmal verzweifeln. Gerade, wenn man „hart“ oder „realistisch“ wählt, müsst ihr eine Menge drauf haben und einstecken, um a) zu überleben und b) eure Mission erfolgreich zu absolvieren. Der Grad „realistisch“ ist wohl fast selbst erklärend. Die Gegner sind nochmals um einiges stärker, als noch in „hart“, werfen nun auch Granaten punktgenau auf euch und gehen nun noch mehr in Deckung. Nach Beschuss des Gegners sterbt ihr auch schneller – viel schneller.
Dennoch macht der Situationen-Modus sehr viel Spaß, da man hier mehr und mehr XP bekommt und seine Manöver erlernen kann. Auch dieser hat einen hohen Wiederspielwert. Dann gibt es zu guter Letzt noch den Modus Terroristenjagd. Hier spielt ihr mit bis zu fünf eurer Freunde, oder auch wahlweise mit anderen Spielern in allen zehn vorhandenen Maps ums Leben. Diesen Modus haben wir besonders gemocht. Hier zeigt sich, wer im Team arbeiten kann. Auch hier sind eure Gegner wieder die besagten Bots. Diese greifen euch auch bei Gelegenheit einmal von einer Seite an, von der ihr gar nicht rechnet. In verschiedenen Modis, wie zum Beispiel „Bombe entschärfen“ oder „Geisel befreien“ müsst ihr alles geben, um das Ziel zu erreichen. Auch hier tickt im Hintergrund wieder eine Uhr. Nach Ablauf habt ihr entweder euer Ziel erreicht und es hagelt XP oder die Mission ist fehlgeschlagen und die Geisel zum Beispiel konnte nicht rechtzeitig aus den Fängen der Terroristen befreit werden. Vor Beginn eines jeden Matches könnt ihr euch auch euren Operator und den Ort zum spawnen per Abstimmung aussuchen.
Wir hatten hier eine Menge Spaß. Gerade, wenn man das richtige Team hat, auf das man sich verlassen kann. So kundschaftet man vor Beginn einer Mission zum Beispiel erst einmal die Umgebung per Drohne aus, um zu sehen, wo sich das Ziel befindet. Ist dies getan, geht man geschlossen vor und jeder deckt jeden – so wie im richtigen Leben eben. Hier muss man sich aufeinander verlassen. Das heißt auch absprechen und taktische Anweisungen befolgen oder erhalten. Hier fühlt man sich wahrlich wie in einer echten Spezialeinheit. Dank der Fähigkeiten eurer Operator, die ihr vor jedem Match wählen könnt, habt ihr die Möglichkeit, immer wieder neu an sein Missionsziel heranzugehen und so zum Erfolg zu gelangen. Sehr motivierend und fordernd.
Ein weiterer Pluspunkt in Rainbow Six: Siege ist die ( fast komplett ) zerstörbare Umgebung, in die ihr eure Operator schickt. Sprengt zum Beispiel Holzwände und verschafft euch so einen neuen Durchgang – Battlefield lässt grüßen – oder platziert euch seilabwärst an einer Häuserfassade vor einem barrikadiertem Fenster, welches ihr per Sprengladung kurzerhand aus dem Rahmen entfernt. Auch innerhalb der Umgebungen bzw. Maps, denn ihr seid ausschließlich in geschlossenen Gebäuden unterwegs, geht es zerstörungstechnisch zur Sache. Hier durchlöchert ihr Wände und sprengt euch frei. Aber Achtung! Nicht alle Materialien sind zerstörbar. Eine Betonwand mit Eisen verstärkt könnt ihr zum Beispiel nichts anhaben. Auch verstärkte Eisenwände eurer Gegner können mit normalen Sprengladungen nichts bewirken. Hier muss dann ein spezieller Operator her, der solche Hindernisse per Plasmaschweißer und Sprengsatz zerstört. Es ist schon verdammt genial anzusehen, wie sich das Interieur nach und nach verändert, wenn ihr euch drinnen erst einmal ausgetobt habt. Überall liegen dann nur noch Teile umher, Holzbrocken fliegen herum und die Wände sind durchlöchert. Dank der neuen Physikengine Havok und die eingesetzte Realblast-Physikengine, die erlaubt, Decken, Böden und Wände zu zerstören, um sich neue Zugänge zu verschaffen. Der Grad der Beschädigung hängt u. a. von der Menge des verwendeten Sprengstoffs oder dem Kaliber der Munition ab. Spektakulär anzusehen das Ganze.
Was uns noch positiv an Rainbow Six: Siege auffiel, war die Grafik. Sie gehört zwar nicht zu der Besten, ist aber schon einen Hingucker wert. Ubisoft haben sich viel Mühe im Detail gegeben und das spiegelt auch das Spiel wieder. In einer Map kann man sogar über einen Weihnachtsmarkt gehen und im Inneren dieser Map sieht man dann weitere festlich geschmückte Dinge und findet immer mal wieder ein kleines Easter Egg. Klar hätte man aber noch mehr daraus machen können, so, wie zum Beispiel im Ankündigungstrailer von der E3 2014. Im Großen und Ganzen möchten wir aber nichts weiter an der Grafik aussetzen. Partikeleffekte, Explosionen und Lichtverhältnisse sind gut gelungen.
Auch der satte Sound in Rainbow Six: Siege weiß zu gefallen. Hier hat man sich bei Ubisoft sehr viel Mühe gegeben. Gerade mit den richtigen Kopfhörern am Ohr wird das Ganze zu einem Sounderlebnis der Extraklasse. Die Dolby-Unterstützung leistet einen großen Teil zum Erfolg bei, da man seine Gegner bereits schon hört, wo und in welchen Raum sie sich befinden. So kann man seinen Gegner anhand seiner Schritte bereits schon vor dem Gefecht ausmachen und in die jeweilige Richtung bereits eine Blendgranate werfen und den betroffenen Raum stürmen. Auch die Waffensounds sind gut gelungen. Druckvolle Explosionen gehören genauso zum Standard, wie der restliche Ton im Spiel. Auch schön: hört ihr in manchen Missionen, wie zum Beispiel im Hafen von Hamburg im Zollgebäude einmal genauer hin, so hört ihr im Radio der Beamten in einem Raum ein Länderspiel laufen. Witziger Nebeneffekt.
Das hat uns nicht gefallen
Bleiben wir hier gleich bei der Vertonung. Was? Ist sie wohl nun doch nicht gut? Doch, ist sie. Nur eines hat uns gleich nach Start des Spiels regelrecht genervt: die deutsche Vertonung. Wir wissen nicht genau, was sich Ubisoft dabei gedacht haben, aber die deutsche Synchronisation von Rainbow Six: Siege ist nicht gerade ein Paradebeispiel. Mehr schlecht als recht, leiern die Sprecher ihren Text herunter und klingen, als wären sie ohne Bezahlung ans Werk gegangen. Da ist man von Ubisoft schon Besseres gewohnt. Tipp von uns: einfach auf die englische Sprachausgabe stellen, die klingt authentisch und bietet einfach mehr Feeling. Gerade die deutsche Operatorin des GSG9 klingt mit ihrem deutschem Dialekt auf Englisch besser und glaubwürdiger.
Was uns auch negativ in Rainbow Six: Siege auffiel, waren die verschiedenen Mitspieler. Ok, da kann Ubisoft im Grunde nichts dafür und dem Spiel selbst kann man das nicht übel nehmen. Aber ein Taktik-Shooter – und Rainbow Six: Siege ist ein reiner Taktiker – sollte auch so gespielt werden. Es gibt halt leider immer noch Leute die denken, sie seien Rambo und machen das mal eben fix alleine. Falsch! Hier muss man wirklich eng zusammenarbeiten, um seine Mission erfolgreich auszuführen. Ab und an gibt es dann auch noch diejenigen, die meinen, dass sie nicht auf ihre Teamkameraden angewiesen seien und diese kurzerhand erschießen. Das ist hier absolut fehl am Platz und darf nicht geduldet werden. Da kommt Frust auf. Aber Ubisoft wollen sich diesem Problem annehmen und auch speziell gegen solche Miesmacher handeln.
Des Weiteren gibt es in Rainbow Six: Siege auch ab und an Matchmaking-Probleme und man kommt auf den einen oder anderen Server nicht gleich drauf. Das hat sich aber nach der Alpha- und Betaphase deutlich verbessert. Ein Ping zeigt, wie es um eure Leitung steht. Alles in allem aber ist das eher ein Einzelfall.
Fazit:
Wer das Rainbow Six-Franchise kennt, der MUSS sich auf kurz oder lang mit einer Sache konfrontieren: Taktik und Teamplay. Wer auf Shooter und speziell auf teambasierte Taktik-Shooter steht, wird mit Rainbow Six: Siege mehr als zufrieden sein – vorausgesetzt, dass Team spielt mit. Die zerstörbare Umgebung, der bombastischen Sound, der gerade über Kopfhörer einen noch räumlicheren Klang bietet und der hohe Wiederspielwert mit den drei verschiedenen Modi machen das neue Rainbow Six zu einem spaßigen Shooter, der viele Abende füllen kann.
Wem die nervige deutsche Sprachausgabe stört, kann immer noch zwischen anderen Sprachen wählen und wird somit auch hier gut bedient. Durch das Sammeln von XP ist jedes Match eine neue Herausforderung und kann immer wieder auf´s Neue ausprobiert werden. Dank der mehreren Wegoptionen, die man in einer Map angehen kann, wird es in Rainbow Six: Siege so schnell nicht langweilig. Auch die Bots haben uns schlichtweg den Atem geraubt, weil wir das von Bots einfach nicht erwartet hätten. Hut ab Ubisoft! Beim nächsten Teil dann bitte noch mehr davon!
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